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Geständnis

Titel: Geständnis
Autoren: bernd
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vor keine konkreten Pläne für
eine Strafverfolgung gebe, sei alles im Fluss. Bisher sei die
Entscheidung nicht gefallen. Allerdings erhalte der
Bezirksstaatsanwalt Anrufe von Reportern und stehe etwas unter
Druck.
    „ Was tippen Sie?“, fragte Keith.
    „ Wir halten uns an unseren Plan. Ich bleibe mit dem
Bezirksstaatsanwalt im Gespräch, und wenn er wirklich aktiv wird,
einigen wir uns mit ihm auf einen Handel: eine Geldstrafe, aber
kein Gefängnis.“
    „ Wenn ich mich schuldig bekenne, habe ich vermutlich ein
kirchliches Disziplinarverfahren am Hals.“
    „ Irgendwas Ernstes?“
    „ Das ist noch nicht absehbar.“
    Sie vereinbarten, sich in ein paar Tagen wieder zu treffen.
Keith fuhr zur Kirche und schloss sich in seinem Büro ein. Er hatte
keine Ahnung, worüber er am Sonntag predigen sollte, und keine
Lust, daran zu arbeiten. Auf seinem Schreibtisch lag ein Stapel von
Telefonnotizen, die meisten von Journalisten. Vor einer Stunde
hatte der Mönch angerufen, und Keith fühlte sich verpflichtet
herauszufinden, was er wollte. Das Gespräch dauerte nur wenige
Minuten, aber die Botschaft war deutlich. Die Kirche fand das
öffentliche Aufsehen und die Tatsache, dass gegen einen ihrer
Geistlichen Anklage erhoben werden mochte, zutiefst beunruhigend.
Am Ende des kurzen Gesprächs wurde für den folgenden Dienstag ein
weiteres Treffen mit dem Mönch in Wichita vereinbart.
    Als Keith später seinen Schreibtisch aufräumte und sich schon
auf den Weg ins Wochenende machen wollte, klingelte ihn seine
Sekretärin an und sagte, ein Mann von Abolish Texas Executions sei
am Telefon. Keith setzte sich und nahm ab. Es war Terry Mueller,
der Leiter von ATeXX, der sich zunächst einmal bei Keith dafür
bedankte, dass er ihrer Organisation beigetreten war. Sie freuten
sich sehr, ihn als Mitglied begrüßen zu dürfen, vor allem nach
seiner Rolle in der Drumm-Sache.
    „ Sie waren also dabei, als er gestorben ist?“, fragte Mueller,
offenkundig fasziniert und in der Hoffnung auf ein paar
Einzelheiten. Reith gab die Geschichte in Stichpunkten wieder und
erkundigte sich dann, um das Thema zu wechseln, nach ATeXX und den
aktuellen Aktionen der Organisation. Während des Gesprächs erwähnte
Mueller, er sei Mitglied der Unity-Lutheran-Rirche in
Austin.
    „ Das ist eine unabhängige Kirche, die sich vor zehn Jahren von
der Synode von Missouri getrennt hat“, erklärte er. „Mitten in der
Stadt, in der Nähe des State Capitol, eine sehr aktive Gemeinde.
Wäre schön, wenn Sie mal bei uns sprechen könnten.“
    „ Gerne“, sagte Reith. Der Gedanke, dass ihn jemand als Redner
haben wollte, war ihm völlig neu.
    Nachdem sie aufgelegt hatten, ging Reith auf die Website der
Kirche und blieb dort eine Stunde lang hängen. Die
Unity-Lutheran-Kirche war eine etablierte Glaubensgemeinschaft mit
mehr als vierhundert Mitgliedern, und das imposante Gebäude bestand
aus rotem texanischem Granit, genau wie das State Capitol. Die
Gemeinde war politisch und sozial aktiv, engagierte sich mit
Workshops und Vorträgen, deren Themen von der Bekämpfung der
Obdachlosigkeit in Austin bis zum Einsatz gegen die Verfolgung der
Christen in Indonesien reichten.
    Ihr Hauptpastor ging in Kürze in Rente.
     

Chapter
43
     
    Die Schroeders feierten Thanksgiving bei Danas Mutter in
Lawrence. Früh am nächsten Morgen - die Kinder blieben bei ihrer
Großmutter - flogen Keith und Dana von Kansas City nach Dallas, wo
sie ein Auto mieteten und die drei Stunden bis nach Slone fuhren.
Sie durchstreiften die Stadt und hielten nach Sehenswürdigkeiten
Ausschau: der Baptistenkirche, dem Footballfeld mit der neuen, im
Bau befindlichen Pressekabine, den verkohlten Überresten
leerstehender Gebäude, dem Gericht und Robbies Kanzlei im alten
Bahnhof. Slone wirkte sehr friedlich, wozu auch die städtischen
Arbeiter beitrugen, die Weihnachtsschmuck über die Main Street
spannten.
    Bei seinem ersten Besuch zwei Wochen zuvor hatte Keith die
Stadt selbst kaum wahrgenommen. Er beschrieb Dana den
allgegenwärtigen Qualm und das ständige Heulen der Sirenen, aber
rückblickend hatte er derartig unter Schock gestanden, dass seine
Erinnerungen nur nebelhaft waren. Damals war er gar nicht auf die
Idee gekommen, dass er irgendwann zurückkehren würde. Er war für
Boyette verantwortlich, eine Hinrichtung stand an, eine Leiche
musste gefunden werden, überall wimmelte es nur so von Reportern.
Hektik und Chaos waren zu viel gewesen für seine Sinne. Als er
jetzt durch die schattigen
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