Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
angegeben hatte.«
    »Und die Schüsse haben Ihnen keine
Angst eingejagt?« fragte ich verwundert.
    »Doch, schon, aber was sollte ich bei
dem, was sich unten abgespielt hatte, schon tun?«
    »Sie wollten noch nicht einmal
hinuntergehen und herausfinden, was los war?«
    »Sam hat mich hier gebraucht. Was ist
passiert, Rick?«
    Ich erzählte ihr das Ganze, wobei ich
mich so kurz wie möglich faßte. Ihr Gesicht war, als ich geendet hatte, völlig
entspannt, und sie lächelte strahlend.
    »Das bedeutet, daß Sam in Sicherheit
ist und sich keine Sorgen mehr zu machen braucht.« Ihre Stimme stockte einen
Augenblick. »Wir sind Ihnen sehr verpflichtet, Rick.«
    »Das ist kein Problem, ich schicke
Ihnen eine Rechnung.« Ich grinste und spürte, wie mein Gesicht steif wurde.
»Sam ist ein Glückspilz.«
    »Finden Sie?« In ihrer Altstimme lag
plötzlich ein scharfer Unterton. »Ich halte ihn für den unglücklichsten
Menschen auf der ganzen weiten Welt, Rick.«
    »Er hat Sie.« Ich konnte ein leises
Knurren des Neids nicht aus meiner Stimme verbannen.
    »Als ich heute abend hier heraufkam,
weinte er sich in den Schlaf. Er dachte — nachdem Sie ihn gefragt hatten, wie
er’s bloß mache Sie wüßten Bescheid.«
    »Was soll ich wissen?«
    »Die Wahrheit über Sam. Jackie Slater
hat es nach ihrer Scheidung fortgesetzt verkündet, aber er war überzeugt, daß
ihr niemand glauben würde.«
    »Was für eine Wahrheit?« schrie ich
beinahe.
    »Er ist impotent«, sagte sie schlicht.
    »Sam?« Ich starrte sie ein paar Sekunden
lang verblüfft an. »Das ergibt doch keinerlei Sinn! Warum, zum Teufel, wollte
er dann Linda Galen wieder heiraten?«
    »Er mochte sie.« In ihren graugrünen
Augen lag ein düsterer Ausdruck. »Und sie mochte ihn, und der Gedanke an eine
bequeme Verbindung ohne Sex war ihr angenehm. Sex hat in Lindas Leben nie eine
Rolle gespielt, wissen Sie. Es gab nichts dergleichen während ihrer Ehe mit
Sam, und sie hatte nie die Absicht, es in ihrer Beziehung zu Andrea Marco
soweit kommen zu lassen. Aber Andrea war eine sehr dominierende Persönlichkeit.
Arme Linda!« Sie schüttelte den Kopf. »Die Geschichte, daß Sam sie vergewaltigt
habe, als er in ihre Wohnung hereinplatzte, war nur ein Produkt von Andreas
lebhafter Einbildungskraft.«
    »Sie hegen ihm gegenüber nach wie vor
dieselben Empfindungen, obwohl er vorhatte, Linda wieder zu heiraten?« fragte
ich.
    Ihr Gesicht wurde weich. »Er tat es
eigentlich um meinetwillen. Er glaubte, es sei nicht fair, mich an ihn zu
binden, und er wollte nicht auf mich hören, als ich ihm erklärte, ich wünschte
mir nichts anderes. Das ist typisch Sam! Immer muß er einen neuen Schuldkomplex
in sich züchten!«
    Sorel murmelte etwas im Schlaf, drehte
dann den Kopf und preßte ihn fester in die Rundung ihrer Brüste. Auf seinem
Gesicht lag ein schwaches Lächeln, und irgendwie schienen die Knitterfalten in
seinem Gesicht verschwunden zu sein. Sonia lächelte nachsichtig, während sie
den Kopf senkte und seine Wange leise streichelte.
    »Sam!« Sie nannte seinen Namen mit all
der unbegrenzten Liebe, die Mutter Erde aufbringen konnte. »Er ist mein Baby,
und von nun an für immer.«
    Ich ging zum Kopfende hin, packte die
winzige Glocke und riß sie heftig vom Ohrläppchen ab. Sie blickte verblüfft
auf, während ich wegging.
    »Weshalb haben Sie das getan, Rick?«
    »Ich möchte ein Erinnerungsstück an
die Frau haben, die vielleicht das wunderbarste Erlebnis in meinem ganzen Leben
hätte sein können, nur hat sie vorgezogen, eine Mutter zu sein«, sagte ich.
»Leben Sie wohl, Sonia.«
    »Sam wird Sie morgen anrufen, Rick. Er
wird Ihnen nie vergessen, was Sie heute abend für ihn getan haben.«
    »Sagen Sie ihm einfach, er solle das
Geld schicken«, knurrte ich. »Wenn ich was hasse, dann ist es ein
zweitklassiger Komiker mit einem Rückfall ins Infantile.«
     
    Ich ging die Treppe hinunter, aus dem
Haus hinaus und zum Wagen hinüber, erfüllt von ohnmächtiger Wut. Erst zwei
Häuserblocks weiter vorn begann mein Verstand wieder zu funktionieren. »Weshalb
heulst du eigentlich über ein Frauenzimmer mit einem Mutterkomplex?« fuhr ich
mich selbst an. »Der Abend ist erst angebrochen, und du hast die Wahl zwischen
zwei prachtvollen Weibsbildern, mit denen du den Rest der Nacht zubringen
kannst.«
    In diesem Augenblick geriet ich fast
von der Straße ab. Ich hatte vergessen — wie, zum Teufel, konnte das geschehen
— , daß sowohl Beverly als auch Jackie begierig darauf warteten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher