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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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zu hören, ob
sie nun vor Hugill sicher waren oder nicht. Ich brauchte lediglich
hineinzuspazieren, den bescheidenen Helden zu mimen, und dann hatte ich es
geschafft. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach
Mitternacht. Es gibt Zeiten, dachte ich großzügig, in denen ein ausgeprägtes
Erinnerungsvermögen ein Aktivposten ist.
    Blieb nur noch ein Problem zu lösen —
nämlich mich zu entscheiden, welches der prachtvollen Weibsbilder es sein
sollte. Jackie — die Silberblonde mit der unglaublichen Figur, diese Symphonie
aus elastischen Rundungen und dazu harmonierenden Vertiefungen! Aber dann fiel
mir ein, daß das, was zwischen ihren Ohren lag, ebenfalls ziemlich kompakt war
und daß ihre eintönige Konversation schließlich jeden auf die Dauer wahnsinnig
machen mußte.
    Die rothaarige Beverly mit ihrer
Intelligenz und ihrem ausgeprägten Sinn für Humor? Ich lächelte liebevoll bei
der Erinnerung an sie. Die klaren Flächen ihres attraktiven Gesichts, ihre
Größe und Schlankheit. Vielleicht war sie ein bißchen mager, aber was spielte
das schon für eine Rolle? Und eine Unterhaltung mit ihr würde klug und witzig
sein, etwas, das man genießen konnte. Es war einfach kein Vergleich, entschied
ich und lenkte den Wagen auf den Wolkenkratzer zu, in dem sie wohnte. Beverly!
Immer wieder sagte ich mir ihren Namen vor, beglückt an all die interessanten
Übungen denkend, die ihren Körper geschmeidig und elastisch erhielten. Und sie
war eine echte Rothaarige! Ich erstarrte innerlich flüchtig bei dem Gedanken.
Und dieser letzte Kuß, kurz bevor ich sie verlassen hatte! »Nur ein Ausdruck
meines Empfindens, verstehen Sie?« hatte sie gesagt und war dabei fast errötet.
Ein grandioses Mädchen, diese Beverly. Ein intelligentes, attraktives, überaus
aufrichtiges Mädchen, und es war ein Jammer, daß es mit ihrer Ehe nicht
geklappt hatte. Und wie hatte sie sich von einem Tropf wie Hugill hereinlegen
lassen? Sie hatte sogar gehofft, er würde sie heiraten. Na, jedenfalls, so
dachte ich lässig, beweist das nur, daß sie ein Mädchen ist, das sich nicht mit
einer Ehe zufrieden gibt, sobald sie sicher ist, daß sich der Mann in sie und
sie sich in den Mann verliebt hat.
    Ehe? Plötzlich ging mir mit voller Wucht auf, was ich soeben
gedacht hatte. Ich schauderte krampfhaft, wendete schnell den Wagen und strebte
Beverly Hills zu, während mir der Schweiß über die Stirn rann. Beverly konnte
alles aus den Zeitungen erfahren.
    Zehn Minuten später schloß ich die
Haustür auf und betrat mein kleines Statussymbol-Heim. Jackie! Ich dachte
beglückt an all die elastischen Rundungen und köstlichen Vertiefungen, während
ich das Licht im Eingangsflur anknipste.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen mehr
zu machen, Honey«, rief ich fröhlich. »Ich habe Hugill festgenagelt, für alle
Zeiten! Er wird Ihnen keinen Schrecken mehr einjagen können und —«, hier
stoppte ich. Das Wohnzimmer lag im Dunkeln da. Vielleicht war sie schlafen
gegangen, während sie auf meine triumphale Rückkehr wartete? Die Silberblonde
hatte wahrscheinlich ihren Motor ausruhen lassen wollen, so daß er nach meiner
Rückkehr auf vollen Touren laufen konnte! Ich knipste die Lichter im Wohnzimmer
an, und das beglückte Lächeln verschwand von meinem Gesicht, als mir klar
wurde, daß der Raum leer war. Dieses lausige, geschwätzige Starlet! dachte ich
angewidert. Wahrscheinlich ist es einfach ausgerückt und wieder zu Harv
zurückgekehrt!
    Ich ging zur Bar, goß mir ein
gewaltiges Glas Bourbon ein und begann mit rasiermesserscharfem Verstand wieder
nachzudenken. Ich war schließlich nicht auf den Mund gefallen. Was war schon,
wenn sie Andeutungen auf eine Ehe machte? Dem konnte ich ausweichen — einfach
so tun, als hätte ich nichts gehört — so tun, als litte ich an
Gedächtnisschwund, wenn es wirklich darauf ankam! Ich trank das Glas in drei
krampfhaften Schlucken leer und ging zum Telefon. Mein echter Rotkopf, lachte
ich vor mich hin, während ich ihre Nummer wählte, du weißt es noch nicht, aber
das ist heute deine Glücksnacht!
    »Ja?« grollte eine tiefe Stimme ein
paar Sekunden später in mein Ohr.
    Ich nahm den Hörer weg und starrte ihn
einen Augenblick lang an. Dann kam ich zu dem Schluß, daß das Ganze eine
Schrulle der Telefongesellschaft sei. »Beverly?« sagte ich erwartungsvoll in
die Sprechmuschel.
    »Nein«, sagte die tiefe Stimme voller
Kälte. »Hier spricht Professor Urquehart . Leider ist
es Miss Quillen im Augenblick
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