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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einschaltete.
    »Das hab ich mir doch gleich gedacht«, stellte Ameise zufrieden fest. »Siehst du was? Nee? Ich auch nicht. Das ist kein Blut, das ist Farbe.«
    »Ach echt?«, mischte sich Jansen ein, der die anderen beiden Räume durchsucht hatte und sich nun daran machte, die Materialien auf dem Schreibtisch zu sichten.
    »Du kennst den Mann übrigens, Georg«, behauptete er.
    »Wie kommst du denn darauf? Abgesehen davon, dass in seinem Zustand nicht viel von ihm zu erkennen ist. Aber wirklich: Ich bin dem noch nie begegnet.«
    »Der Mann heißt Hagebusch.«
    »Ich weiß, das steht ja an der Tür draußen.«
    »Victor Hagebusch, 68 Jahre alt, Journalist. Na, klingelt’s?«
    Angermüller blickte auf die Gestalt im Sessel, schließlich stutzte er, und dann fiel es ihm ein.
    »Victor Hagebusch. Dieser große Glatzköpfige, der manchmal bei den Pressekonferenzen bei uns in der Bezirkskriminalinspektion war?«
    Jansen nickte wortlos.
    »Und der hat hier gleich neben mir gewohnt! Unglaublich.«
    Angermüller schüttelte den Kopf.
    »Wie, du wohnst hier? Ich dachte, ihr habt so ein Häuschen irgendwo weiter oben in St. Jürgen, in der Nähe vom Wakenitzufer?«, mischte sich Ameise neugierig ein.
    »Ja, auch«, sagte Angermüller nur knapp, der nicht die geringste Lust hatte, ausgerechnet Ameise Rechenschaft über seine private Situation abzulegen.
    »Aha«, machte der und sah den Kommissar argwöhnisch an, offensichtlich nicht mit der Auskunft zufrieden. Doch er wusste, mehr würde er nicht erfahren, und widmete sich wieder seiner Spurensuche, indem er vorsichtig tastend neben dem Sessel herum krabbelte.
    »Na, was haben wir denn hier?«, tönte er im nächsten Moment und hielt einen kleinen Glasbehälter hoch.
    »Das hier isses doch! Rote Tinte! Der Ton sieht so echt aus, dass ich beinah drauf reingefallen wäre.«
    Ameise besah sich die Tintenflasche und schnupperte daran.
    »Das Zeug trocknet natürlich ziemlich schnell, da kann man nicht so viel dran festmachen«, überlegte er laut, »aber die Wurst oder dieses Pastetenzeug riecht noch ziemlich frisch und ist nur ganz leicht angetrocknet. Also ich denke mal, die Sauerei hier ist vor nicht mehr als 24 Stunden passiert.«
    Bei dieser Feststellung fiel Angermüller wieder ein, was ihm schon beim Anblick der Federn durch den Kopf geschossen war. Doch er konnte den Gedanken nicht weiter verfolgen, denn jemand klopfte laut an die geöffnete Wohnungstür und rief in energischem Ton nach Herrn Angermüller. Eine alte Dame von beachtlicher Größe, dabei mehr als schlank, stand im Hausflur, in ihrer linken Hand ein dickes Schlüsselbund.
    »Frau Kornelius, guten Tag! Was gibt es?«, fragte der Kriminalhauptkommissar freundlich.
    »Das fragen Sie mich? Sie müssen das doch besser wissen!«
    »Wir sind erst vor Kurzem eingetroffen und gerade dabei, uns ein Bild von der Lage zu machen«, erklärte Angermüller höflich.
    »Ist auch egal«, schnitt ihm Frau Kornelius das Wort ab. »In meiner Wohnung sitzt die Putzhilfe von Herrn Hagebusch, diesem armen Menschen. Sie hat ihn gefunden, wissen Sie. Ich saß in der Küche und hab Zeitung gelesen, auf einmal schrie da jemand wie am Spieß. Na ja, ich hab denn die Polizei gerufen und die gute Frau erst mal zu mir mit hochgenommen. Sie war ja völlig aufgelöst, ist sie immer noch. Ihre Kollegen haben gesagt, sie müsste auf die Kripo warten, um ihre Aussage zu machen. Und vom Fenster aus hab ich gesehen, dass Sie ja Gott sei Dank nun endlich gekommen sind. Vielleicht können Sie sich erst einmal um die Frau kümmern, damit sie nach Hause gehen kann.«
    »Gut, machen wir.«
    Aus unerfindlichen Gründen war Angermüller die ganze Situation seiner Vermieterin gegenüber ziemlich unangenehm, und er fühlte sich zu einer Erklärung verpflichtet.
    »Es tut mir leid, Frau Kornelius, wegen der ganzen Unannehmlichkeiten und …«
    »Papperlapapp! So was ist nicht schön, aber es kommt vor«, sie wedelte mit ihrem Schlüsselbund, »es sei denn, Sie haben mit der Sache irgendwie …«
    Sie vollendete den Satz nicht und blickte mit strenger Miene unter ihrer schneeweißen Dauerwelle auf den Kommissar. Als sie Angermüllers irritierten Blick bemerkte, verzog sich ihr gebräuntes Gesicht in eine einzige Faltenlandschaft, und sie ließ ein tiefes Lachen hören.
    »Dann kommen Sie man.«
    Mit breiten Schritten begann sie die Treppe hochzusteigen, und Angermüller blieb nichts, als ihrer Aufforderung nachzukommen. Jansen folgte den beiden.
     
    Vor
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