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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kriminalhauptkommissar Georg Angermüller, der das kalte Deckenlicht verabscheute, saß im Schein einer Schreibtischlampe, die er sich irgendwann einmal von zu Hause mitgebracht hatte, und versuchte, sich auf den Text auf seinem Computerbildschirm zu konzentrieren. Es ging um einen zwölf Jahre zurückliegenden Raubmord, der immer noch der Aufklärung harrte. Zwar hatte es damals einen Kreis von Verdächtigen gegeben, doch keinem daraus hatte man eine Beteiligung an dem brutalen Überfall auf die Villa eines Schmuck- und Antiquitätenhändlers nachweisen können. Jetzt war ein Teil der Beute gefunden worden – durch einen Zufall im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall. Natürlich durch einen Zufall! Trotz unserer ganzen modernen Fahndungstechnik wären wir manchmal ohne diesen Kollegen ganz schön aufgeschmissen, dachte Angermüller verdrießlich. Auf den jetzt wieder aufgetauchten geraubten Gegenständen und deren Verpackungsmaterial hatte man mit ständig sich weiterentwickelnder Technik DNA-Spuren ausmachen können, und nun konnten diese mit entsprechenden Proben der Verdächtigen abgeglichen werden – so die sich nicht längst über alle Berge davongemacht hatten.
    »Kaffee?«, rief Jansen aus dem kleinen Zwischenraum, der ihre Büros voneinander trennte, und in dem eine alte Kaffeemaschine schwindsüchtig vor sich hin röchelte. Von Anbeginn hatte sich der Kollege für das Kaffeekochen in ihrer Zweiergemeinschaft zuständig gefühlt, obwohl er keineswegs eine besondere Begabung dafür hatte, geschweige denn, Wert auf geschmackliche Qualität legte. Kaffee war für ihn eine Flüssigkeit, die er schwarz und literweise in sich hineinkippte, im Glauben, davon wacher zu bleiben und besser arbeiten zu können. Als Angermüller einmal die Anschaffung einer richtig guten, italienischen Maschine anregen wollte, hatte Jansen nur gegen seine Stirn getippt.
    »So ’n neumodischen Kram«, hatte er dazu gebrummt. Wahrscheinlich war er ohnehin nicht zum Barrista geboren.
    »Ja, gern. Mit viel Milch.«
    Wenigstens eine ausreichende Menge Milch in den Kaffee des Kommissars zu füllen, hatte der Kollege inzwischen gelernt. Irgendwie konnte Angermüller sich heute schlecht konzentrieren. Nach seinem kräftigen Nachtmahl hatte er sehr unruhig geschlafen. Er litt ohnehin unter Schlafstörungen in der immer noch ungewohnten Umgebung.
    »Bitteschön.«
    Wie immer stellte Jansen den bis zum Rand gefüllten Kaffeepott direkt neben die Tastatur, und Angermüller schob ihn vorsichtig ein paar Zentimeter davon weg.
    »Du siehst heute aber auch nich so richtig fit aus«, meinte Claus Jansen mit kritischem Blick ins Gesicht des Kommissars, in dem, wie üblich, ein Dreitagebart seine Schatten warf. »Gestern in deiner Bude ’ne Halloween­party gefeiert, oder wat?«
    Der Gefragte zog nur eine gequälte Grimasse.
    »Mann, Georg, du hast das doch gut! Wohnst wieder allein, keiner quatscht dir rein, kannst Partys feiern, machen, wat du willst. Bist jetzt ein freier Mensch!«
    Was sollte Angermüller darauf antworten? Gerade war ihm der gestrige Abend durch den Kopf gegangen, der wie alle anderen Abende mit Anita wieder nach demselben Muster abgelaufen war. Sie trafen sich irgendwo, um etwas zu trinken, und wenig später landeten sie in Anitas Schlafzimmer. Anschließend redeten sie noch ein bisschen, vielleicht tranken sie noch etwas, und dann machte sich Angermüller auf den Weg nach Hause. Noch nie waren sie zusammen in einem Restaurant gewesen. Er war auch noch nie bis zum nächsten Morgen bei ihr geblieben. Ohne je darüber gesprochen zu haben, schien Letzteres für Anita eine unumstößliche Regel zu sein. Sah so die große Freiheit aus, die Jansen meinte? Aber Angermüller brauchte nicht weiter über eine Antwort nachzudenken.
    »Moin! Ach, schon wieder am Kaffeetrinken, die Herren? Hier, damit ihr nicht aus der Übung kommt.«
    Ein Kollege vom Kriminaldauerdienst reichte Jansen einen Zettel herein.
    »Bin schon wieder weg. Und tschüß!«
    Jansen las, schüttelte den Kopf, sah zu Angermüller und reichte ihm dann das Papier.
    »Sach ma, biste jetzt auf Heimarbeit?«
     
    Als sie am Einsatzort anlangten, trafen sie im Hausflur auf Ameise und seinen Kollegen Mehmet Grempel, beide in weiße Schutzanzüge gehüllt. Grempel, der erst seit vergangenem Sommer zum Team der Kriminaltechnik gehörte, winkte Angermüller und Jansen freundlich zu und verschwand dann in der Wohnung rechts im Erdgeschoss.
    »Anziehen! Ohne Ganzkörperkondome kommt
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