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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht
Autoren: Jack Higgins
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epub-Konvertierung by Manni

    Das Buch

    Fünf von sieben Jahren mußte Hugh Marlowe in der
Strafanstalt absitzen, bevor er wieder in die Freiheit entlassen wird.
Ihm bleibt nur ein Trost: Er allein weiß, wo die gestohlenen 20
000 £ versteckt sind…
    Aber kaum befindet sich Marlowe auf freiem Fuß, da sind ihm
bereits seine ehemaligen »Freunde« auf den Fersen. Auch die
Polizei hat den Fall noch nicht zu den Akten gelegt –, sie hofft
immer noch, den Gangstern die Beute abjagen zu können. So
gerät Marlowe erbarmungslos zwischen alle Fronten.

    Der Autor

    Jack Higgins (eigentlich Harry Patterson) wurde 1928 in Irland
geboren. Er versuchte sich in mehreren Berufen: als Zirkushelfer, als
Versicherungsvertreter und bei der Royal Horse Guard. Später
studierte er Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität
London. Heute lebt er mit seiner Familie auf der Insel Jersey. Sein
Roman »Der Adler ist gelandet« brachte ihm Weltruhm und
wurde auch verfilmt.

    Jack Higgins

    Gesichter der Nacht

    Roman

    GOLDMANN VERLAG

    1

    Marlowe wurde kurz nach acht an einem regnerischen Septembermorgen
des Jahres 1961 aus Wandsworth entlassen. Als sich das Tor
öffnete, zögerte er einen Moment. Dann trat er nach
draußen, und der Mann, der gerade Dienst hatte, gab ihm einen
leichten Stoß. »Bis bald«, bemerkte er zynisch.

    »Von wegen«, sagte Marlowe über seine Schulter hinweg.

      Er ging auf die Hauptstraße zu, ein
großer, gefährlich aussehender Mann mit breiten Schultern.
Sie beulten den billigen Regenmantel aus, den sie ihm gegeben hatten.
Er stand an der Ecke und beobachtete den dichten Morgenverkehr. Ein
Windstoß trieb ihm kalten Regen ins Gesicht. Auf der anderen
Straßenseite war eine Imbißstube. Marlowe zögerte ein
paar Sekunden und befühlte das Geld in seiner Tasche. Dann kam
gerade kein Auto, und er ging über die Straße.

      Als er die Tür aufdrückte, schepperte ein
Glöckchen in die Stille. Die Imbißstube war leer. Er setzte
sich auf einen der Hocker am Tresen und wartete. Eine Weile später
kam ein alter, weißhaariger Mann aus einer Tür am hinteren
Ende des Raumes. Er schaute über den Rand seiner Nickelbrille
hinweg und begann zu lächeln. »Was darf's denn sein?«
fragte er.

      Marlowes Finger schlossen sich um die Münzen in
seiner Tasche. Einen Moment lang konnte er nicht sprechen, und dann
brachte er die Worte »Ein Päckchen Zigaretten« heraus.

    Der alte Mann griff bereits danach.
Marlowe blickte kurz das Päckchen an, machte es rasch auf und nahm
eine Zigarette heraus. Ein Streichholz flammte in der Hand des alten
Mannes auf, und Marlowe beugte sich vor. Er inhalierte und blies den
Rauch mit einem tiefen Seufzer aus. »Heiliger Gott, darauf hab'
ich gewartet«, sagte er.
      Der alte Mann gluckste mitfühlend und goß
aus einer zerdellten Metallkanne starken Kaffee in einen Becher. Er tat
Milch dazu und schob den Becher über den Tresen. Marlowe langte
nach seinem Geld, aber der alte Mann lächelte und hob die Hand.
»Das geht auf Rechnung des Hauses.«
      Sie schauten sich einen Moment starr in die Augen, und
dann lachte Marlowe. »Woher wissen Sie's?« fragte er.
      Der alte Mann stützte sich auf den Tresen und
zuckte die Achseln. »Ich habe diese Bude seit gut zwanzig Jahren.
Und in all den Jahren ist fast jeden Tag jemand die Straße
drüben entlanggekommen und hat da an der Ecke gestanden. Ja, und
dann sehen die Leute den Imbiß und laufen schnurstracks darauf
zu, um ein Päckchen Zigaretten zu kaufen.«
      Marlowe grinste. »Kann man ihnen auch nicht
verdenken, oder?« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und
seufzte zufrieden. »Herrlich. Nach fünf Jahren
Plörresaufen hab' ich fast vergessen, wie guter Kaffee
schmeckt.«
      Der alte Mann nickte und sagte ruhig: »Das ist
eine lange Zeit. In fünf Jahren kann sich vieles
ändern.«
      Marlowe blickte aus dem Fenster. »Das kann man
wohl sagen. Ich hab' mir die Wagen angeschaut. Die sehen jetzt alle
irgendwie anders aus. Sogar die Sachen, die die Leute anhaben, sehen
anders aus.«
      »Sie sind auch anders«, sagte der alte Mann. »Und die Leute selber auch.«
      Marlowe lachte bitter und trank seinen Kaffee aus.
»Sind wir das nicht alle?« sagte er. »Alles
ändert sich. Alles.«
    »Noch einen Kaffee?« fragte der alte Mann freundlich.
    Marlowe schüttelte den Kopf und stand auf. »Nein, ich muß los.«
      Der alte Mann griff nach einem Lappen und wischte den
Tresen ab. »Wohin wollen Sie? Zu
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