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Er war ein Mann Gottes

Er war ein Mann Gottes

Titel: Er war ein Mann Gottes
Autoren: Karin Jäckel
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VORWORT

    D ieses Buch ist ein Akt der Selbstbefreiung für mich und zugleich mein Dank an meine beste Freundin Franziska, ohne die ich schon lange nicht mehr leben würde.
    Karin Jäckel war mir durch ihre Bücher über Kindesmissbrauch und heimliche Kinder katholischer Priester bekannt. Daher nahm ich über ihre Website Kontakt mit ihr auf in der Hoffnung, dass sie auch meine Lebenserfahrungen in einem Buch aufgreifen würde. Nach einiger Zeit intensiver Gespräche und Recherchen sagte sie zu.

    Durch die Veröffentlichung hoffe ich, für mich endlich inneren Frieden zu finden, indem ich mich aus der Rolle des passiv leidenden Opfers befreie. Zwar habe ich immer noch Angst, über meine Kindheitserfahrungen zu sprechen, und vermutlich wird das ein Leben lang so bleiben. Doch es wird Zeit, dieses Schweigen, das ich mir selbst auferlegt habe, endlich zu brechen. Ich will darüber sprechen, dass ich als Kind sexuell missbraucht wurde. Und ich will offenlegen, dass mein Peiniger ein Mann Gottes war, ein von Gott zum Dienst an den Altar Berufener, ein geweihter katholischer Priester. Ich will die mir von ihm eingeredete Schuld abwerfen. Und ich will Zeugnis dafür ablegen, dass es für ein Kind niemals »schöne Gefühle« sind, wenn es von einem Erwachsenen mit sexuellen Handlungen überzogen wird.
    Im Laufe der Jahre habe ich Bücher über sexuellen Kindes-missbrauch, Suizid, Selbstverletzungen und Gewalt gegen Kinder geradezu verschlungen. Einige halfen mir, mich im Leben zurechtzufinden und meine Erfahrungen einzuordnen. Andere stimmten mich wütend, weil sie Erwachsene, die Kinder sexuell missbrauchen, zu harmlosen Kinderfreunden machen.
    Es empört mich, dass es in unserer Gesellschaft Wissenschaftler gibt, die aus Steuergeldern Studien über Pädophile und Päderasten erstellen und dann veröffentlichen, dass das Thema zu sehr dramatisiert werde. Einmal hörte ich auf einer Tagung über Kindesmissbrauch einen Vortrag, in dem ernsthaft gefordert wurde, der Gesetzgeber möge sexuelle Handlungen mit Kindern freigeben, weil Sexualität ein Menschenrecht sei und für Kinderliebhaber dies Sexualität mit Kindern bedeute. Die anschließende Diskussion über die Sexualität des Kindes und das Recht des Kindes auf sexuelle Lust mit Erwachsenen konnte ich kaum ertragen. Der Gesetzgeber dränge seine Bürger in die Kriminalität, hieß es da, weil er sie durch die herrschende Gesetzgebung dazu zwingen würde, ihre Sexualität mit Kindern heimlich zu leben. Auch Kinder würden Sex mit Erwachsenen genießen und nur deshalb darunter leiden, weil es verboten sei.

    Ich bin ein lebendes Beispiel für die Verlogenheit derartiger Argumentationen. Wie immer Erwachsene sich herausreden wollen, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht stimmt, dass Kinder mit ihnen Sex wollen. Es stimmt auch nicht, dass Kinder Sex mit Erwachsenen schön finden oder schön finden würden, wenn es sich dabei nicht um eine Straftat handelte.
    Kinder sind keine zu klein geratenen Erwachsenen. Kinderseelen lieben, aber nicht sexuell begehrend. Kinderkörper haben eine kindliche Sexualität, bei der weder die kindlichen Geschlechtsorgane mit denen der Erwachsenen zusammenpassen noch die Empfindungen, die beim Kind noch ebenso unreif sind wie seine Geschlechtsorgane.
    Kinder, die einen Erwachsenen lieb haben, vertrauen ihm blind. Sie glauben, dass er ihnen nie etwas Böses antun wird. Sie lassen sich auf ihn ein und nehmen hin, was auch immer er mit ihnen tut, denn es wundert sie nicht, dass die Erwachsenen oft ganz andere Dinge schön finden als sie.
    Kinder wissen auch, dass sie Erwachsenen gehorchen müssen, selbst wenn sie nicht verstehen, warum sie tun müssen, was ihnen gesagt wird. Sie denken darüber nicht nach. Auch ich habe das nicht getan. Wie jedes Kind habe ich vertraut, und je lieber ich den Menschen hatte, desto mehr habe ich ihm vertraut. Und unseren Vikar, Frederic Pfeiffer, habe ich über alle Maßen lieb gehabt.
    Dieses Vertrauen ist ein Archetypus der Kinderseele, etwas von Anbeginn Vorhandenes. Es wurzelt in der Tiefe des unbewussten Wissens, dass ein Kind ohne Erwachsene, die es beschützen, verloren ist. Es muss den Erwachsenen bedingungslos vertrauen, um zu überleben.
    Aus der Zärtlichkeit der elterlichen Fürsorge und der vertrauensvollen Hingabe des Kindes entsteht das Vertrauen darin, dass das Kind wert ist, geliebt zu werden und selber fähig ist zu lieben.
    Wer ein Kind sexuell missbraucht, zerstört nicht nur die
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