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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihr mir hier nicht rein!«, befahl Ameise ohne ein Wort des Grußes in seinem gewohnt ruppigen Tonfall. Er warf ihnen zwei Overalls zu.
    »Hallo, Andreas! Dank dir für die nette Begrüßung. Charmant wie immer.«
    Auch wenn ihm die knurrige Art des Kollegen seit Langem bekannt war, manchmal konnte Angermüller sie einfach nicht unkommentiert lassen. Ameise zog den Mundschutz hoch und grummelte etwas Unverständliches, bevor er Mehmet Grempel in die Wohnung folgte. Jansen schnitt eine eindeutige Grimasse hinter seinem Rücken. Dann streiften sie sich die Schutzkleidung über.
     
    An allen Wänden, wo sie sich hatten aufstellen lassen, befanden sich Regale, vollgestopft mit Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. Auf dem Boden, auf Stühlen, überall Stapel von mehr oder weniger geordnetem Papier, dazwischen auch einige Behältnisse mit CDs. Das mit schweren Möbeln eingerichtete Arbeitszimmer hatte etwas von einer Höhle. In der Ecke vor dem einzigen Fenster, das ein dunkelroter Samtvorhang verhüllte, stand ein breiter Schreibtisch, und daneben saß, in einem wuchtigen Bürosessel, ein merkwürdiges Wesen. Es war weiß und trug eine Brille. Ein metallenes Rohr, am Ende wie eine Art Trichter geformt, ragte aus seinem Kopf. Auch drum herum war alles weiß, als ob Schnee gefallen wäre. Die Luft im Raum war erfüllt von einem würzigen Geruch. Ab und zu tauchte der Blitz, den Mehmet Grempel zum Fotografieren benutzte, die Szene in ein grelles Licht, welches die weißen Flocken zum Gleißen brachte. Es waren Federn. Die vermeintlichen Schneeflocken bestanden aus weichen, weißen Gänsedaunen.
    Vorsichtig näherte sich Angermüller dem Sessel, und dann schreckte er erst einmal zurück. Blut! Unter den Federn war der Mann, denn um so einen handelte es sich wohl, rot von Blut! Sein ziemlich kahler Kopf, sein nackter Oberkörper, die Unterhose, die er als einziges Kleidungsstück trug, alles rot befleckt unter dem weißen Flaum. Auch seine Brille, auf der eine Schicht weißer Federn klebte, war bespritzt mit der roten Flüssigkeit. Der Kommissar, der den Anblick ziemlich unangenehm fand, atmete aus und kniff die Augen zusammen. Das Opfer war am Stuhl festgebunden, und seine Hände hatte man auf dem Rücken gefesselt.
    Doch was Angermüller einen echten Schauder über den Rücken jagte, war der riesige Trichter. Mit seinem mehrere Zentimeter dicken Rohr steckte er tief im Rachen des Opfers. Als der Kriminaltechniker ihm grünes Licht gab, trat der Kommissar noch einen Schritt vor und warf einen Blick in die Öffnung des metallenen Ungetüms. Irgendeine weiche Masse steckte darin. Sie schien die Quelle des kräftigen, nicht einmal unangenehmen Geruchs zu sein, der überall im Raum wahrnehmbar war.
    »Das is vielleicht ’n Schietkram hier«, beschwerte sich Ameise, der nach bewährter Manier auf dem Boden herumrutschte, auf der Suche nach verwertbaren Spuren. Sein richtiger Name war Andreas Meise, doch alle kannten ihn unter diesem Spitznamen, den er dem Namensschild an seiner Bürotür – A. Meise –, seiner geringen Körpergröße und nicht zuletzt seinem Interesse für den Boden eines Tatorts verdankte. Jetzt nahm er mit der Pinzette etwas auf, das direkt neben dem Opfer gelegen hatte, betrachtete es eingehend und zog den Mundschutz herunter. Interessiert beroch er den graubraunen Brocken, dann wandte er sich mit einem bösen Grinsen an Angermüller.
    »Bitteschön Kollege, mal kosten? Kleiner Gruß aus der Küche.«
    »Spinnst du?«
    »Bist du nu so ’n Kenner oder nich? Das ist bester Stoff hier! Feines Pastetchen.«
    Ameise stieß ein meckerndes Lachen aus. Seine zuweilen fiesen Späßchen mit den anderen zu treiben, war für ihn eines der wenigen Mittel, seine notorisch schlechte Laune zumindest kurzfristig aufzuhellen.
    »Na, dann eben nich«, feixte er, »scheint ja auch nicht besonders bekömmlich zu sein, wenn man sich den Typen hier so ansieht.«
    Er ließ den Brocken in eine spurensicher verschließbare Plastiktüte fallen und nummerierte sie. Anschließend ruhte sein Blick forschend auf dem Toten im Sessel. Plötzlich schien Ameise etwas einzufallen.
    »Wollen doch mal sehen«, murmelte er, sprang auf und kam sogleich mit einer Dose Luminol zurück. Angermüller wunderte sich, weil es bei diesen Vorgaben eigentlich nicht notwendig war, Blutspuren extra sichtbar zu machen. Doch sagte er nichts und beobachtete, wie der Kriminaltechniker einen der Flecke auf dem Boden einsprühte und die Xenonleuchte
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