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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gut wie früher.«
     
    »Ich glaube, ich muss eine Zeugenaussage machen«, verkündete Angermüller seinem Kollegen plötzlich auf der Treppe ins Parterre.
    »Wat? Bist du’s gewesen?«
    Erstaunt drehte Jansen sich nach ihm um.
    »Immer raus mit der Sprache. Dat erspart uns viel Arbeit.«
    »Als ich gestern Nacht nach Hause gekommen bin, hat mich im Flur jemand bös angerempelt.«
    »Und das sagst du erst jetzt? Wie hat er ausgesehen? Wie groß, wie alt? Hat er was gesagt?«
    »Der hat sich nicht entschuldigt und nichts. Zur Haustür raus und weg war er.«
    »Aber du wirst doch wenigstens sagen können, wie der Kerl ausgesehen hat. Wie war er denn gekleidet?«
    Mittlerweile waren sie wieder vor Hagebuschs Wohnung angelangt. Angermüller versuchte, sich die Begegnung der letzten Nacht noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Schließlich schüttelte er missmutig seinen Kopf.
    »Mensch Claus, das ist unglaublich. Nix! Also, ich versteh jetzt die Schwierigkeiten, die manchmal unsere Zeugen haben, wenn sie sich erinnern sollen.«
    »Wie? Hast du so ’n berühmten Blackout oder wat? Also, Herr Kriminalhauptkommissar, das ist mehr als mager, will ich ma sagen.«
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.
    »Was soll ich machen? Erstens war es stockdunkel und zweitens ging es so unglaublich schnell! Ich hab mich fast hingesetzt und bin gegen die Wand geflogen. Da – meine Schulter tut jetzt noch weh«, beschwerte er sich, die besagte Stelle reibend, »und wenn du mir mit Beugehaft drohen würdest: Ich kann dir nicht mal sagen, ob das ein Mann oder eine Frau gewesen ist.«
    »Tss«, machte Jansen kopfschüttelnd, »Profi, nennt sich das. Weißt du wenigstens, wie spät es war?«
    »Kurz nach halb elf, würde ich denken.«
    »Geht das nicht ein bisschen genauer, Herr Kollege?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Übrigens, Kollegen«, meldete sich Mehmet Grempel, als sie in die Diele traten, »hier im Eingangsbereich der Wohnung muss es ein Gerangel gegeben haben. Seht ihr die Kratzer an der Wand und die angerissene Tapete? Und da liegt sogar Putz auf dem Boden.«
    »Das passt. Der Schirmständer war auch umgefallen, hat die Putzfrau erzählt«, nickte Jansen. »War es mehr als einer?«
    »Der Tote ist ein großer, kräftiger Mann, das braucht schon e bissle Power, den zu bändigen. Kann gut sein, dass es nicht nur einer war. Mal sehn, was wir noch finden.«
    Immer wenn Angermüller den jungen Kriminaltechniker in seinem weichen Dialekt sprechen hörte, musste er an die alte Heimat denken. Bei einer Geburtstagsfeier in der Bezirkskriminalinspektion war er mit Mehmet Grempel ins Gespräch gekommen, und dabei hatten sie erfreut festgestellt, dass sie aus derselben Gegend stammten. Mehmet war in Coburg aufgewachsen, der Kommissar kam aus einem kleinen Dorf im Landkreis, nicht weit vom romantischen Schlösschen Rosenau. Und genau wie Angermüller war auch Mehmet der Liebe wegen nach Lübeck gezogen. Mein Gott, 16 Jahre war das bei ihm jetzt her, dachte der Kommissar, und auf der Stelle wanderten seine Gedanken zu Astrid und den Zwillingen. Wie hatte sein Leben sich doch verändert in den letzten Monaten.
    »Hallo, Jansen, grüß dich, Schorsch!«, riss ihn der mittlerweile eingetroffene Rechtsmediziner aus seinen Grübeleien, als sie in das Arbeitszimmer kamen. Er hockte in seiner weißen Schutzkleidung neben dem Opfer und ging seiner Untersuchungsroutine nach.
    »Sag mal, du wohnst tatsächlich hier gegenüber?«, fragte Steffen von Schmidt-Elm. »Ich hab das Namens­schild gesehen. Mir kam die Adresse gleich so bekannt vor. Aber weil du ja bis heute nicht zur Housewarming-Party geladen hast, war ich mir nicht ganz sicher.«
    »Tja erwischt. Ich wohn da drüben. Die Party demnächst, Steffen, versprochen! Auf jeden Fall noch vor Weihnachten«, entgegnete Angermüller. Eine enge Freundschaft bestand zwischen ihm und dem Rechtsmediziner. Gleich zu Beginn von Angermüllers Lübecker Zeit hatten sie sich kennengelernt und nicht zuletzt war es ihrer beider ausgeprägte Leidenschaft für kulinarische Genüsse, die sie verband.
    »Wie sieht’s aus? Kannst du uns schon einen Hinweis zum Todeszeitpunkt geben?«
    »Ach, Schorsch.«
    Der gut aussehende Steffen lächelte gewinnend über seine Lesebrille hinweg.
    »Immer diese Ungeduld! Aber ich will mal nicht so sein. Nach Totenstarre und Körpertemperatur zu urteilen, nehme ich an, der Tod ist vor mindestens zehn bis zwölf
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