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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Stunden eingetreten.«
    »Mmh«, machte der Kommissar nachdenklich, »dann könnte mein Zusammenstoß gestern Nacht ja tatsächlich was mit der Sache zu tun haben.«
    »Ach wirklich? Du hast jemanden gesehen?«
    »So kann man das leider nicht sagen. Mich hat beim Nachhausekommen jemand fast umgerannt. Aber es war dunkel im Flur und geschah im Bruchteil von Sekunden. Ich kann beim besten Willen überhaupt keine Angaben zu der Person machen, das ist natürlich sehr ärgerlich.«
    »Allerdings«, kommentierte Jansen brummig aus dem Hintergrund.
    »Und Todesursache?«, wechselte Angermüller das Thema und wandte sich wieder an den Rechtsmediziner.
    Steffen seufzte. Angermüller kannte die Empfindlichkeit seines Freundes gut. Zum einen zierte der sich immer ein wenig, wenn man ihn bereits am Tatort so direkt nach seinen Erkenntnissen fragte, zum anderen war er eben sehr gewissenhaft und gründlich und sicherte sich lieber nach allen Regeln seiner Kunst ab, statt eine voreilige Einschätzung zu präsentieren.
    »Ich gebe die Auskunft äußerst ungern und in diesem Stadium der Untersuchung nur mit größtem Vorbehalt. Aber weil du es bist: Vermutlich Tod durch Ersticken an einem Brocken Pastete. Genaueres gern morgen nach der Obduktion.«
    Angermüller wirkte auf einmal tief in Gedanken. Er schaute auf den Toten in seinem Bürosessel.
    »Und warum füttert jemand diesen Mann hier mit Pastete? Mit einem Trichter?«, sprach er mehr zu sich selbst. Steffen von Schmidt-Elm hüstelte dezent.
    »Wenn ich dir weiterhelfen darf: Das ist kein einfacher Trichter. Ich denke, es handelt sich um ein Stopfrohr. Foie gras, das sagt dir etwas, nehme ich an?«, fragte er den Kommissar. Der nickte.
    »So ein Rohr wird für die Gänsemast benutzt«, fuhr Steffen fort, »eben um Foie gras zu produzieren. Gänsestopfleber. Bei uns ist diese Methode seit ein paar Jahren verboten, da sie zu Recht als Tierquälerei betrachtet wird. In Frankreich dagegen hat man die Foie gras zum Teil des nationalen und gastronomischen Kulturerbes erklärt. Ich erinnere mich noch dunkel der Zeiten, da ihr Genuss bei uns noch nicht so verpönt war beziehungsweise man sich über die Herstellung dieser Spezialität überhaupt keine Gedanken machte. Die feine Konsistenz und der aromatische Geschmack – das war schon etwas Einzigartiges.«
    Ein leises Bedauern im letzten Satz war nicht zu überhören.
    »So weit ich weiß, darf die Gänsestopfleber aber nach wie vor importiert werden.«
    »Das ist richtig, und wahrscheinlich gibt es genügend Menschen, die sich über Herkunft und Entstehung überhaupt keine Gedanken machen. Foie gras ist ja auch sehr kostspielig. Dass für die Herstellung einer als so edel und exklusiv gepriesenen Delikatesse Tiere leiden müssen, weil man ihnen im Wortsinne das Futter in den Hals stopft, damit ihre Leber unnatürlich fett wird, darüber denken diese Gourmets überhaupt nicht nach.«
    »Wat denn? Mit so ’nem Rohr da kriegen die Flattermänner das Futter reingestopft? Krass«, stellte Jansen angewidert fest, der sich sonst eher nicht für die Herkunft seiner Burger und Currywürste interessierte.
    »Den Stopfer haben wir auch schon gefunden. Hier«, rief Mehmet Grempel aus dem Flur und hielt eine durchsichtige Plastiktüte hoch, in der ein rundes Metallteil steckte.
    »Genau, damit wird das Futter hineingedrückt«, bestätigte Schmidt-Elm und griff dann mit seiner Pinzette nach einem kleinen Metallring, der sich auf dem Oberkörper des toten Mannes befand.
    »Ich nehme in diesem Fall allerdings an, dass es sich nicht um reine Foie gras handelt. Was dem armen Mann hier im Halse stecken blieb, ist nicht von besonders erlesener Qualität. Schon einmal dieser penetrante Geruch, irgendwie nach Maggi finde ich, das spricht nicht für teure Foie gras. Auf jeden Fall handelt es sich um Dosenware, so wird das meist verkauft«, stellte der Rechtsmediziner fest, während er seinen Fund mit der Pinzette ins Licht hielt.
    »Ach, is dat so ’n Dosennippel?«, fragte Jansen interessiert und öffnete sogleich einen kleinen Klarsichtbeutel zum Eintüten.
    »Aufreißlasche nennt man das«, verbesserte Schmidt-Elm und ließ den Metallring hineinfallen.
    »In den seltenen Fällen, in denen ich Produkte verwende, die in entsprechenden Behältnissen angeboten werden, bricht dieses Teil beim Öffnen ab, und man muss zu abenteuerlichen Methoden greifen, damit man doch noch an den Inhalt kommt. Nicht zu vergessen die akute Verletzungsgefahr
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