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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dabei!«
    Angermüller ging auf Steffens launigen Kommentar nicht ein. Ihm fehlte heute seine sonst vorhandene Ruhe.
    »Hast du schon im Hausmüll geschaut, Claus, ob da leere Dosen abgelegt wurden?«
    »Da is nix.«
    »Schade. Dann müssen wir irgendwie anders herausfinden, was für eine Pastete das ist, wo man sie kaufen kann und so weiter.«
    Angespannt fuhr sich Angermüller immer wieder mit der Hand durch das gelockte dunkle Haar. Er wollte weg aus diesem düsteren Arbeitszimmer, in dem sich nur Papier in den Regalen bis zur Decke stapelte, es keine privaten Fotos, keine Pflanzen, keine Dekoration gab, die auf die persönlichen Vorlieben des Bewohners schließen ließen. Er wollte weg von diesem Ort und von diesem gespenstisch hergerichteten Toten. Der Gedanke allerdings, dass er spätestens am Feierabend in seine eigene Wohnung zurückkehren würde, die gleich nebenan lag, rief ein diffuses Unwohlsein bei ihm hervor.
    »Einbruchsspuren gibt es keine, Hagebusch hat seinem Mörder wahrscheinlich selbst die Tür geöffnet«, resümierte er weiter. »So nach systematischem Durchwühlen sieht’s hier auch nicht aus. Also wohl eher kein Raubmord. Möglicherweise ein Racheakt? Als Journalist hat sich der Mann bestimmt nicht nur Freunde gemacht.«
    »Vielleicht wollte jemand irgendwelche Informationen aus ihm rauskriegen?«, überlegte Jansen.
    »Und hat ihn mit diesem Stopfrohr gefoltert, um seinen Fragen Nachdruck zu verleihen?«
    »Na ja, so mit Mafiamethoden eben«, meinte Jansen achselzuckend. »Warum nich?«
    »Also ich finde, die ganze Inszenierung könnte eher auf so eine Art Bestrafungsaktion hindeuten«, sagte Angermüller langsam. »Rache für die gequälten Tiere, so was in die Richtung.«
    »Stimmt, Tierfreunde, das könnte passen«, mischte sich der Rechtsmediziner in ihre Überlegungen. »Grundsätzlich finde ich das auch völlig richtig, wenn man gegen üble Missstände in der Tierhaltung protestiert. Aber manche von diesen edlen Rächern der geknechteten Kreatur schießen übers Ziel hinaus. Gewalt gegen Menschen im Namen der Tiere, das kann’s ja auch nicht sein.«
    »Genau an solche Leute habe ich gedacht. Vielleicht hat der Hagebusch die in seinen Artikeln auf dem Kieker gehabt.«
    »Tscha, keine Ahnung. Müssen wir recherchieren«, meinte Jansen.
    »Wahrscheinlich wäre es nicht schlecht, wir fragen bei der Lübecker Zeitung nach, welche Themen Hagebusch in letzter Zeit so bearbeitet hat. Hast du irgendwas gefunden zu Familie, Freunden, privaten Kontakten?«
    »Nix. Aber ich hab schon mit der Staatsanwaltschaft telefoniert. Wir nehmen seinen Laptop, die CDs und den ganzen Kram mit. Da sollen die aus der ZD ran und die Daten durchforsten.«
    »Ich bin vorhin kurz in der Küche gewesen. Das musst du dir ansehen, Schorsch!«, forderte der Rechtsmediziner den Kommissar auf. Steffen war der Einzige, der ihn hier im Norden bei seinem fränkischen Kurznamen nannte, doch klang es bei ihm eher nach einem französischen Georges.
    »Sehr interessant, welche Vorräte dort gehortet sind. Ein paar ganz feine Sachen darunter. Euer Kollege Meise sagt, der Mann habe hier allein gelebt. Er muss einen ziemlich großen Appetit gehabt haben.«
    »Ah ja, schau ich mir gleich an«, entgegnete Angermüller zerstreut. Nichts lag ihm momentan ferner, als über die Feinkostvorräte des Herrn Hagebusch nachzudenken.
    »Mehmet! Komm mal mit der Kamera und bring die Folie mit«, meldete sich Ameise, der in einer Ecke hinter dem Schreibtischsessel herumkroch.
    »Vorsicht!«, stoppte Ameise den herbeieilenden jungen Mann, der ihm die Gelatinefolie reichte.
    »Sach ich doch immer: Wer suchet, der findet!«
    Die Freude über seine Entdeckung war Ameise deutlich anzuhören. Man konnte von ihm persönlich halten, was man wollte, dachte Angermüller, als Kriminaltechniker war er wirklich ein Ass und so engagiert wie sonst kaum einer seiner Kollegen.
    »Hier muss vor Längerem irgendwas umgekippt sein. Wein, Saft, Bier – keine Ahnung. Jedenfalls hat die Putzfrau hier nicht sehr gründlich gearbeitet, und in dieser klebrigen Schicht ist zumindest der Teilabdruck einer Schuhsohle zu sehen.«
    Nachdem Mehmet Grempel seine Fotos gemacht hatte, ging Ameise behutsam daran, den Abdruck mit der Folie abzunehmen.
    »Stöckelschuhe sind das jedenfalls nich«, murmelte er, »aber ziemlich klein. Auf keinen Fall stammt der Abdruck von unserem Toten, der hat nich grad lütte Fööt.«
    »Welche Größe isses denn ungefähr?«, fragte Jansen
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