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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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interessiert.
    »Ungefähr 41, würd ich sagen. Kleiner Fuß für einen Mann, eher groß für eine Frau. Mal sehen, ob wir was in der Schuhspurensammlung haben. Ich tippe auf eine Art Wanderschuh, vielleicht auch ein Gummistiefel. Ach ja, zum Thema Opfer-Inszenierung. Mehmet, zeig doch mal!«, forderte Ameise den jungen Kriminaltechniker auf.
    Mehmet Grempel holte aus einem Kunststoffsack einen schlaffen Kissenbezug hervor.
    »Der lag da neben dem Sessel. Jemand hat ihn aufgeschnitten. Die Federn, die über den Mann geschüttet wurden, stammen daraus. Die Frage ist halt, ob die Täter den mitgebracht haben und das alles von vornherein so geplant war, oder ob das eine spontane Aktion hier vor Ort gewesen ist. Genauso bei der roten Tinte.«
    Angermüller nickte. Dann ging er sich die Küche anschauen. Sie war nicht größer als die in seiner Wohnung. Die Einrichtung schien ziemlich neu zu sein. Die Arbeitsplatten waren aus einem teuren, leicht sauber zu haltenden Material, wie Angermüller erkannte, der sich gerade erst für seinen Umzug mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Überhaupt war die Küche recht gut ausgestattet. Es gab einen Kühlschrank mit unterschiedlichen Frischezonen, darunter einen ziemlich großen Tiefkühler. Der Herd hatte sechs Gasflammen, auf Armhöhe waren ein Dampfgarer, ein Backofen und ein extra Grill angebracht. In einer Ecke glänzten eine noble Kaffee – und eine riesige Küchenmaschine aus Edelstahl mit allen Schikanen.
    Eine ganze Reihe von Kartons und Holzkisten stand auf den Arbeitsplatten, zwei, drei stapelten sich auf dem Fußboden neben den Schränken, sodass man in dem nicht sehr großen Raum Schwierigkeiten gehabt hätte, ein aufwendigeres Essen zuzubereiten. Trotz ihrer guten Einrichtung schien die Küche kaum genutzt zu werden, wirkte irgendwie steril. In zwei der Holzkisten fand sich eine Sammlung von Rotweinen bester Provenienz, aus allen möglichen Anbaugebieten, wie Angermüller registrierte, auch eine Auswahl Rotspon war darunter. Ein Karton enthielt Marzipan in allerlei Formen, mit und ohne Schokolade, ein anderer Tüten mit Kaffee einer in Lübeck ansässigen Rösterei, in wieder einem anderen gab es Pralinés und Konfitüren.
    Ratlos sah Angermüller auf die angehäuften Delikatessen. Das Bild des Journalisten, das er in Erinnerung hatte – massige Figur, nachlässig gekleidet, ausgelatschte Schuhe, verschmierte Brille – passte viel eher zu einem gefräßigen Imbissbudengänger denn zu einem Freund gepflegter Esskultur. Und Steffen hatte recht, selbst für eine Person mit gesundem Appetit überstiegen diese Reserven hier ein normales Maß. Beim Blick auf eine Packung feinster Schokolade stellte Angermüller ein bereits überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum fest. Er schaute sich manche der Sachen noch einmal an und sah, dass einiges davon schon länger hier lagern musste.
    Auf einem Teller im Kühlschrank waren zwei Sorten Käse und ein Stück Schinken angeordnet, daneben stand eine halb gefüllte Butterdose. Diese Sachen schienen in Gebrauch zu sein. Ansonsten wurde in dem Schrank eine große Auswahl an Wein, Sekt und Champagner gekühlt. Wurst- und Räucherfischspezialitäten, unter anderen auch ein dicker Aal, lagen in ungeöffneten Vakuumverpackungen in den anderen Fächern, auch einige Käse. Manche der Lebensmittel waren schon etwas unansehnlich, mit einem schmierigen Belag unter der Folie. Mit leichtem Widerwillen streifte Angermüllers Blick eine riesige geräucherte Putenbrust, die, ebenfalls noch originalverpackt, in einer Ecke ruhte.
    »Hunger, Kollege?«, kam es von Jansen, als der ihn vor dem geöffneten Kühlschrank stehen sah.
    »Verstehst du das?«, fragte der Kriminalhauptkommissar zurück, wies in den Kühlschrank und auf die Kartons mit den Delikatessen um sie herum.
    »Wenn du dat schon nich verstehst, du Feinschmecker, ich versteh’s sowieso nicht.«

Kapitel II
     
    »Soso, der Kollege Hagebusch ist Opfer eines Tötungsdelikts geworden, sagen Sie.«
    Der zierliche Mann um die 40, mit der strubbeligen Frisur und der modernen, eckigen Brille, lehnte entspannt in seinem ergonomisch geformten Bürostuhl und spielte mit einem Kugelschreiber. Sein Blick war dabei wach und aufmerksam. Höchst interessiert betrachtete er die beiden Kommissare, die ihm an seinem Schreibtisch gegenüber saßen. Der bestach, wie auch die Sideboards und Tischchen drum herum, durch seine penible Ordnung. Das Büro von Daniel Overbeck war nur durch Glaswände von den
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