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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten
Autoren: Carter Brown
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Boden.
    Der Haarige kam mit grimmigem
Gesicht auf mich zu, und es sah so aus, als wäre Feierabend für Mavis Seidlitz.
Dann aber kam der Mann, den er gewürgt hatte, von hinten und schlug ihm einen
Revolverknauf auf den Kopf. Ein paar Sekunden lang schwankte der Haarige hin
und her, dann fiel er krachend zu Boden. Bierbauch war schon halb aufgestanden,
als der Haarige auf ihn fiel. Beide blieben bewegungslos liegen, und ich stand
dankbar auf.
    »Danke!« sagte ich, und erst
dann sah ich das Gesicht meines heldenhaften Ritters.
    »Am besten verschwinden wir
hier, solange wir noch intakt sind«, grunzte Johnny Rio.
     
     
     

12
     
    »Wo fahren wir hin?« fragte
ich.
    »Zurück zum Hotel«, erwiderte
Johnny. »Da bist du sicher.«
    »Sicher? Jedesmal, wenn ich
dort bin, werde ich entführt oder jemand versucht, mich umzubringen.«
    »Jetzt ist das alles anders. Du
hast es ja selbst gesagt. Lou Rogers ist tot und Carl auch.«
    »Und der Grindel?« Noch bei der
Erinnerung überkam mich das Zittern.
    »Der wird in seine eigene Falle
laufen«, erklärte Johnny zufrieden. »Ach ja, ich wollte dir auch noch
gratulieren, Mavis.«
    »Wozu?« sagte ich. »Daß ich
noch am Leben bin?«
    »Weil du hinter die Sache
gekommen bist. Du hast die Perücke aus dem Fenster geworfen. Nur so konnten wir
dich finden.«
    »Das ist ein ganz anderes
Thema. Weißt du eigentlich, daß ihr mir noch nicht einmal eine anständige
Perücke gekauft habt? Weißt du, was passiert ist? Es hat mich am Kopf gejuckt
und — «
    »Wir hielten es für
narrensicher«, sagte Johnny. »Besser noch, für Seidlitz-sicher. Aber die
lächerliche Wanze hat von Anfang an nicht funktioniert. Ich habe mir die Haare
gerauft und gedacht, wir hätten dich ganz verloren. Aber dann hat sie wieder
funktioniert, und es war keine Kunst, Rogers’ Haus zu finden.«
    »Wanze?« fragte ich langsam.
    »Du hast gemerkt, daß sie nicht
sendete, wie? Ich dachte mir schon, daß sie nur einen kräftigen Schlag
brauchte, aber wer dahinterkommen will, muß Köpfchen haben. Hättest du ihr
keinen festen Schlag versetzt und sie dann aus dem Fenster geworfen, dann
hätten wir dich nie gefunden.«
    »Wanze?« wiederholte ich noch
langsamer. »Im Innenfutter der Perücke, mit Klebeband befestigt?«
    »Ich bin ja so froh, daß du es
gemerkt hast.«
    »Leicht war das nicht«, sagte
ich und hielt dann den Mund für den Fall, daß es noch ein paar Wanzen mehr gab,
von denen er mir nichts gesagt hatte. Wer weiß, wo ich die herumtrug.
    »Der Grindel will dich gegen
die echte Sophie austauschen. Sophie soll einen Vertrag mit seiner Gesellschaft
abschließen, die ihm jetzt allein gehört, nachdem er Carl ermordet hat.
Außerdem verlangt er von Delaware, daß er seinen Vertrag mit Sophie zerreißt.
Wir haben uns einverstanden erklärt. Heute nacht soll der Austausch
stattfinden.«
    »Er wird aber merken, daß du
mich vor diesen beiden Ochsen gerettet hast.«
    »Sicher«, meinte Johnny, »er
wird aber auch merken, daß die Polizei von Los Angeles nach ihm sucht. Ich
wette, sie findet ihn. Um den Grindel brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu
machen.«
    »Mein Kopf tut weh!« klagte
ich.
    »Du hast großartige Arbeit
geleistet, Mavis«, sagte Johnny. »Ich bin froh, dich zu meiner Partnerin
gemacht zu haben.«
    »Ich wäre froh, wenn auch ich
das sagen könnte«, seufzte ich. »Weißt du was? Es war gar nicht so schlecht,
als ich nur für dich getippt habe. Wenigstens haben mir die Leute dabei nicht
die ganze Zeit die Hosen runtergezogen!«
    »Bedauerlicherweise war das
nicht zu vermeiden.«
    »Was?« Ich gähnte laut.
    »Die Tätowierung. Das mußten
wir leider machen. Beim erstenmal, als die beiden dich entführten, ist Burt
ihnen gefolgt. Als sie dich wieder laufenließen, merkten wir, daß jemand Lou
Rogers von der Tätowierung erzählt haben mußte und — «
    »He, langsam!« sagte ich und
war plötzlich hellwach. »Du meinst, es war deine Idee, mir dieses scheußliche Ding auf den Po zu setzen?«
    »Du weißt ja, wie’s so geht«,
sagte er unsicher. »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Ich bringe dich um!« sagte ich
langsam. »Ich gehe mir eine Axt kaufen und trage sie immer mit mir herum.
Irgendwann mußt du ja mal schlafen, dann schleiche ich mich in dein Zimmer und —
«
    »Ich hätte es ja mit einem
Abziehbild versucht, ehrlich! Aber, wie Sophie sagte, das konnte man zu leicht
feststellen.«
    »Sophie sagte?«
    »Du wirst sie bald kennenlemen.
Sehr nettes Mädchen. Du wirst sie
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