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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten
Autoren: Carter Brown
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Augen, dann
sank sein Kopf auf die Brust.
    »Lou?« flüsterte ich. » Lou! «
    Er reagierte nicht, so nahm ich
an, daß er tot war. Und das bedeutete, ich war allein in diesem Haus mit zwei
Leichen!
     
     
     

11
     
    Jetzt wollte ich nur noch
eines: aus diesem Haus verschwinden. Ich lief los, und als ich fast die
Eingangshalle erreicht hatte, rannte ich schon. Dann, ich war gerade noch ein
paar Schritte von der Haustür entfernt, stand plötzlich der Grindel vor mir.
    »Wo wollen Sie denn so rasch
hin?« fragte er milde.
    »Ist mir ganz egal, nur weg von
hier!« sagte ich. »Es ist entsetzlich! Anna ist tot und Lou Rogers auch.«
    »Und Carl auch. Was ist
eigentlich passiert? Waren Sie dabei?«
    Ich erzählte ihm, wie Anna in
mein Zimmer gekommen und tot umgefallen war, wie ich Lou Rogers gefunden und
was er mir gesagt hatte.
    »Er wollte, daß Sie Carl für
ihn erledigen«, schloß ich.
    »Ich vermute, daß er selbst
Carl erledigt hat«, meinte der Grindel. »Ich habe gerade seine Leiche in der
Einfahrt gefunden.«
    »Alle drei tot?« Ich starrte
ihn an. »Was wollen Sie jetzt tun? Die Polizei holen?«
    »Ich glaube nicht. Mavis, Sie
sehen aus, als könnten Sie einen Whisky vertragen.«
    »Ich will nur hier raus!«
    Er packte mich am Ellbogen und
führte mich zurück in den Salon, goß zwei Gläser ein und gab mir eines.
    »Gleich geht es Ihnen besser«,
meinte er geistesabwesend.
    Ich trank und fühlte mich
besser. Der Grindel beugte sich über die zusammengesunkene Gestalt im Sessel.
    »Der ist tot«, verkündete er
schließlich. »Ich will mal nach Anna sehen.«
    Er ging aus dem Raum, und einen
Moment lang dachte ich an Flucht. Aber dann überlegte ich mir, daß ich es wohl
kaum bis zur Straße geschafft hätte. Eines wollte ich unbedingt vermeiden — daß
der Grindel böse auf mich wurde. Candy Kanes Gesicht hatte ich nicht vergessen.
Kurz darauf kam er zurück und sah recht zufrieden aus.
    »Anna ist auch tot.«
    »Lou Rogers hat noch etwas
gesagt, ehe er starb«, sagte ich.
    Er trank einen Schluck aus
seinem Glas. »Was denn?«
    »Daß Sie es waren, der ihm
gesagt hat, Carl hätte mich aus Candy Kanes Haus geholt«, meinte ich. »Nur daß
es nicht Carl war, der mich weggebracht hat, sondern Sie.«
    »Carl war mein
Geschäftspartner. Wußten Sie das nicht?«
    »Nein. Aber wie kommt dann Lou
Rogers darauf — «
    »Ein sehr ehrgeiziger und
gieriger Partner«, fuhr er fort, als hätte ich überhaupt nichts gesagt.
»Außerdem hatte er sehr unangenehme sexuelle Neigungen. Deshalb hielt er sich
Anna. Er sah gern zu, wenn sie scheußliche Sachen mit Mädchen machte. Vor Anna
habe ich Sie gerettet. Ich habe Sie auch vor Candy Kane und der Arbeit in ihrem
Etablissement bewahrt. Wenn ich es mir recht überlege, Mavis, dann war ich sehr
gut zu Ihnen.« Er seufzte. »Und was bekomme ich zum Dank? Sie verderben alles!«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie
reden«, sagte ich.
    »Allerdings«, stimmte er zu.
»Aber wenn Sie weiterhin so Ihren großen Mund aufreißen, werden Sie einmal an
jemanden geraten, der ganz genau weiß, wovon Sie reden, und das wäre überhaupt
nicht gut für mich.«
    »Soll das heißen, Sie haben Lou
Rogers hierhergeschickt, damit er umgebracht wird?« murmelte ich.
    »Es ist alles viel besser
gelaufen, als ich erwartet habe«, sagte er. »Ich war natürlich immer in der
Nähe, um ein wenig nachzuhelfen, sofern das notwendig werden sollte. In einer
solchen Situation braucht man Indizien. Zum Beispiel Lou Rogers’ Fingerabdrücke
auf dem Heft des Messers in Annas Rücken. Und Carls Abdrücke auf dem Revolver,
mit dem er Rogers erschoß. Glücklicherweise ist beides vorhanden. Nur eine
Kleinigkeit fehlt noch.«
    Er holte einen Revolver aus der
Tasche, hielt ihn vorsichtig am Lauf und wischte den Griff mit einem
Taschentuch sauber. Dann legte er ihn in Lou Rogers’ Hand und schloß sorgfältig
die Finger des Toten darum. Dann ließ er die Hand los, und der Revolver fiel zu
Boden.
    »Lou tötet Anna mit dem Messer,
Carl schießt auf ihn, er schießt auf Carl«, sagte der Grindel. »Ganz klar für
jeden Polizisten, alle Beweise liegen vor. Was könnte einfacher sein?«
    »Moment mal!« sagte ich, und
plötzlich wurde mir der Mund trocken. »Lou Rogers kann Carl gar nicht
umgebracht haben. Er hat mir gesagt, daß Carl auf ihn schoß, nachdem er das
Messer nach Anna geworfen hatte.«
    »Sie macht ja schon wieder
Ihren großen Mund auf«, sagte er traurig.
    »Sie haben Carl umgebracht«,
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