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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten
Autoren: Carter Brown
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Babykleid
gemacht hatte, brachte mich auf einen Gedanken.
    »Warum macht ihr nicht alle
mit?« rief ich den Männern zu, die vor der Bühne standen. »Dieses Spiel kann
doch jeder!«
    »Was soll das?« fauchte mich
die Blonde an.
    Ich griff nach dem dreieckigen
Schild und zog fest daran. Leider hatte ich vergessen, daß es von einer dünnen
Metallkette festgehalten wurde. Als ich fest zog, schnitt die Kette tief ein.
Sie stieß einen Schmerzensschrei aus, und ich ließ das Ding sehr schnell los.
Dann duckte ich mich zur Seite, während sie noch damit beschäftigt war, die
Kette zu lockern. Ich riß dem Dienstmädchen die Schürze weg, so daß ihr außer
dem Häubchen und den schwarzen Strümpfen kein Kleidungsstück mehr blieb.
    »He!« brüllte der Schnauzbart.
»Das ist schon viel besser!«
    Er kletterte voll jungenhafter
Begeisterung auf die Bühne und begann, an dem Brustpanzer der Blonden zu
zerren. Ich schätze, daß ihr dies gerade noch gefehlt hatte, denn sie stieß ihn
weg und setzte ihm eins auf die Nase, daß er blutend zurücktaumelte. Die
anderen Männer kümmerten sich nicht darum und stürmten die Bühne. Kurz darauf
herrschte das totale Chaos. Die Mädchen kreischten verzweifelt, die Männer
brüllten wie Stiere.
    Ich hatte das Gefühl, daß es
langsam Zeit wurde, zu verschwinden, und zwar schnell; aber der einzige Ausweg
führte zurück in den Gang, aus dem ich gekommen war. Ich zögerte einen
Augenblick, aber das war ein Fehler, denn ein dürrer kleiner Kerl riß mir Candy
Kanes Kleid vom Leib. Erst wollte ich ihm eine runterhauen, überlegte es mir
dann anders und wies auf die Blonde. »Jetzt ist sie dran!«
    »Und wie!« rief er
triumphierend.
    Er schlich sich von hinten an
sie heran, packte mit beiden Händen die Kette und zerrte. Die Blonde stieß
einen fürchterlichen Schrei aus, als die Ecken des Schildes sich in die
empfindlichsten Teile ihrer Anatomie bohrten. Ich wartete nicht weiter ab, was
passierte, sondern verschwand durch den Vorhang.
    Als ich wieder im Korridor
stand, fiel mir ein, daß es hier kein Weiterkommen gab. Den Schlüssel zu meinem
Zimmer hatte ich im Gang auf den Boden geworfen, und jetzt dachte ich mir, daß
mein Zimmer noch der sicherste Platz war, selbst wenn ich Candy Kane noch einen
Karateschlag versetzen mußte. Gut fand ich diese Idee nicht, aber eine bessere
wollte mir nicht einfallen.
    Dann ging es erst richtig los,
denn als ich vor meinem Zimmer angekommen war, konnte ich den Schlüssel nicht
mehr finden. Ich kniete mich hin und suchte auf dem dicken Teppich, aber er war
einfach weg. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Candy Kane sah auf mich
herunter.
    »Ich bin froh, daß du wieder da
bist, Herzchen«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Da ist jemand, der dich
sprechen will.«
    Einen Moment lang dachte ich,
sie hätte ein Gespenst gesehen, denn ihr Gesicht war kalkweiß und ihr Blick
schreckgeweitet. Ich stand langsam auf, und sie lächelte mich glasig an.
    »Komm doch bitte rein,
Herzchen, er wird sich freuen, dich zu sehen!«
    So ging ich hinter ihr ins
Zimmer, und da saß der Grindel auf dem Bett.
     
     
     

10
     
    »Sind Sie schon wieder Ihre
Kleider losgeworden?« fragte er.
    »Daran ist nur sie schuld«,
sagte ich zornig. »Sie hat mich gezwungen, sie auszuziehen.«
    »Seien Sie nicht böse mit
Candy. Sie war sehr hilfsbereit. Das waren Sie doch, Candy, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie, und ihre
Stimme klang noch zittriger.
    »Ich mußte sie erst ein wenig
überreden«, meinte der Grindel, »aber jetzt habe ich ihre volle Unterstützung.«
    »Bestimmt«, murmelte Candy,
»ganz bestimmt.«
    »Dann gehen Sie jetzt die
Kleider holen!« befahl der Grindel.
    »Sofort«, rief Candy und war
schon an der Tür.
    Ich sah den Grindel verwundert
an. »Was haben Sie eigentlich mit ihr gemacht?«
    »Darüber würde ich an Ihrer
Stelle nicht nachdenken«, meinte er leichthin. »Das gibt nur böse Träume.«
    »Bringen Sie mich von hier
weg?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ich wollte schon früher da
sein, bin aber unterwegs aufgehalten worden. Hat Rogers Sie zur Unterschrift
gezwungen?«
    »Was hätte ich sonst tun
sollen? Er wollte mich in kleine Stücke schneiden, wenn ich es nicht tat, also
unterschrieb ich Sophie Ventura und hoffte das Beste.«
    »Das war richtig, Mavis«, sagte
der Grindel.
    »Ich wüßte ja so gern, was
eigentlich vorgeht und auf wessen Seite Sie stehen«, sagte ich
niedergeschlagen.
    »Machen Sie sich keine
Gedanken«, erwiderte der
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