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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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    Drei Männer und eine Frau befanden sich in dem Zimmer. Die Gesichter der drei Männer waren als durchschnittlich zu bezeichnen, ebenso wie die Bekleidung von zwei von ihnen. Der dritte trug Reithosen, halbhohe Stiefel und eine Wildlederjacke mit Schottenmuster-Einfassung. Auch die ausgesprochen flauschige Polojacke und die sportliche lohfarbene Filzkappe mit der grünen Feder, die auf dem Stuhl hinter ihm lagen, gehörten ihm.
    Der Besitzer dieser ausgefallenen Bekleidung war weder ein Filmschauspieler noch ein reicher junger Müßiggänger. Er war Psychologe, und sein Name war Harold Shea. Dunkelhäutig, eine Spur kleiner und ein wenig dünner als der Durchschnitt, hätte man ihn als gutaussehend bezeichnen können, wären seine Nase kürzer und seine Augen weiter auseinander gewesen.
    Die Frau — ein Mädchen — war eine Blondine. Sie war die Oberschwester des Garaden-Hospitals. Sie hörte auf den Namen Gertrude Mugler, ohne allerdings allzuviel Freude an ihm zu haben.
    Die beiden anderen Männer waren wie Shea Psychologen und Mitglieder derselben Gruppe. Der älteste, der Direktor, hatte buschiges Haar und hieß Reed Chalmers. Er hatte Shea gerade gefragt, was, zum Teufel, er damit beabsichtigte, in solch auffälliger Ausstattung zur Arbeit zu kommen.
    Abwehrend sagte Shea: »Ich habe vor, ein Pferd zu reiten, wenn ich heute Nachmittag fortgehe. Ernsthaft.«
    »Hast du schon jemals ein Pferd geritten?« fragte das dritte Mitglied der Gruppe, ein kräftiger, verschlafen wirkender junger Mann namens Walter Bayard.
    »Nein«, entgegnete Shea, »aber es wird Zeit, daß ich es lerne.«
    Walter Bayard schnaubte. »Eigentlich solltest du sagen, daß du zum Reiten gehst, um eine Entschuldigung dafür zu haben, weil du aussiehst, wie dem Esquire entstiegen. Erst dieser versnobte englische Akzent, den du dir eine Zeitlang zugelegt hast. Dann hast du dich aufs Fechten verlegt. Und dann hast du letzten Winter deine ganze Umgebung mit norwegischem Skiwachs verschmiert und bist dann ganze zwei Mal Ski gelaufen.«
    »Na und?« trotzte Shea.
    Gertrude Mugler schaltete sich ein: »Laß dich wegen deiner Kleidung nicht auf den Arm nehmen, Harold.«
    »Danke, Gert.«
    »Ich für meinen Teil finde, daß du in den Sachen süß aussiehst.«
    »Uhh!« Sheas Gesichtsausdruck wirkte nicht gerade dankbar.
    »Aber es ist idiotisch, Reiten zu gehen. Es ist sowieso eine nutzlose Fertigkeit, wo es doch Autos gibt...«
    Shea hob die Hand. »Ich habe meine Gründe, Gert.«
    Gertrude schaute auf ihre Armbanduhr. Sie stand auf. »Ich muß zum Dienst. Mach keine Dummheiten, Harold. Denk dran, du führst mich heute zum Essen aus.«
    »Mhm.«
    »Getrennte
    Kasse.«
    Shea fuhr zusammen. »Gert!«
    »Bis dann«, sagte Gertrude. Sie verließ das Zimmer im Rascheln gestärkter Baumwolle.
    Walter Bayard kicherte. »Toller Kerl. Getrennte Kasse!«
    Shea versuchte, die Bemerkung mit einem Lachen abzutun.
    »Ich habe versucht, ihr beizubringen, das nicht in aller Öffentlichkeit breitzutreten. Jedenfalls verdient sie mehr Geld als ich, und wenn sie pro Woche lieber vier Abende mit getrennter Kasse hat als zwei auf meine Kosten, warum nicht? Sie ist ein prima Mädchen.«
    Bayard sagte: »Sie hält dich für den nachdenklichen Typ, Harold. Sie hat es dem Chefarzt gesagt...«
    »Das hat sie? Zum Teufel...«
    Chalmers warf ein: »Ich kann nicht verstehen, Harold, warum Sie eine junge Frau, die Sie so irritiert, zu Ihrer .. . ääh...ständigen Begleiterin machen.«
    Shea zuckte die Achseln. »Ich nehme an, weil sie die einzige aus der ganzen Belegschaft ist, die nicht völlig unmöglich ist und mit der ich gewiß nichts Unwiderrufliches anstellen werde.«
    »Während du auf das Traummädchen wartest?« grinste Bayard. Shea zuckte erneut die Achseln.
    »Nein, das ist es nicht«, sagte Bayard. »Der tatsächliche Grund, Doktor, ist der, daß sie psychologisch in der Vorhand ist, seit er das erste Mal mit ihr ausgegangen ist. Jetzt hat er Angst, sich von ihr zu trennen.«
    »Das hat nichts mit Angst zu tun«, ging Shea hoch. Er stand auf, und seine Stimme erhob sich zu einem Brüllen von erstaunlichem Volumen: »Und außerdem, Walter, glaube ich nicht, daß dich das etwas angeht...«
    »Na, na, Harold«, sagte Chalmers. »Mit solchen Ausbrüchen gewinnen Sie gar nichts. Sind Sie mit Ihrer Arbeit hier nicht zufrieden?« fragte er besorgt.
    Shea entspannte sich. »Warum sollte ich nicht? Wir tun, wozu wir lustig sind, dank des alten Garaden, der in sein
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