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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten
Autoren: Carter Brown
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er.
»Sophie und ich auf der Bühne — far
out! Trotzdem kann ich nicht vergessen, was geschehen ist. Ich bin
ein Feigling!«
    »Nein, bist du nicht. Immerhin
hast du ihm deine Gitarre übergezogen, als er einen Revolver auf dich gerichtet
hielt. Das fand ich sehr mutig.«
    »Dank dir, Mavis.« Er gab mir
einen langen, schwülen Kuß und knöpfte gleichzeitig meine Bluse auf. »Aber du
irrst dich. Ich bin ein miserabler Feigling.«
    »Ich halte dich für tapfer«,
sagte ich und merkte zu spät, daß ich keinen BH anhatte. »Und für sehr eifrig!«
    »Du bist schön, lieb und
verlogen«, sagte er. »Ich glaube, ich liebe dich.«
    »Ich glaube, ich könnte dich
auch lieben«, gab ich zu, »und so wie es im Augenblick aussieht, habe ich wohl
keine andere Wahl.«
    »Nichts ist so wunderschön wie
eine wunderschöne Blondine«, verkündete er und zog mir die Bluse aus. »Und du
bist die Schönste aller Blondinen, Mavis!«
    Er stand auf, zog mich erst
hoch und dann in eine leidenschaftliche Umarmung. Diese schwülen Küsse machten
mir langsam zu schaffen, und ich hatte gar nichts dagegen, als mir mein Rock
plötzlich zu Füßen lag. Ich merkte, wie Mangos Fingerspitzen sich verstohlen
unter den Bund meines Höschens schoben, und da fiel es mir ein.
    »Nein!« sagte ich und riß mich
von ihm los. »Das geht nicht! «
    »Mavis?« Er starrte mich leer
an. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Ich kann nicht. Tut mir leid,
Mango. Nichts Persönliches oder so. Aber das geht einfach nicht.«
    »Was ist passiert?« fragte er,
dann verdüsterte sich seine Miene. »Es ist dir wieder eingefallen. Du kannst
nicht mit einem Feigling schlafen.«
    »Das ist es nicht.« Ich litt
für ihn und hielt es nur für fair, ihm die Wahrheit zu sagen. »Bestimmt nicht!
Mir ist nur eingefallen, daß ich für den Rest meines Lebens gebrandmarkt bin.
Ich wollte nicht den Ekel in deinem Gesicht sehen!«
    »Gebrandmarkt?« Er sah mich
sonderbar an. »Zeig mal!«
    »Nein! Das geht nicht! Ich
sterbe vor Scham.«
    »Zeig’s mir!« knurrte er. »Ich
bin der Richter, der entscheidet, ob es abstoßend ist!«
    »Nein!«
    »Du lügst!« sagte er
enttäuscht. »Du lügst, um mich nicht zu verletzen. Weil ich ein Feigling bin.«
    »Na schön«, meinte ich
resigniert, »aber dies ist das Ende unserer Freundschaft, Mango Pickle.«
    Verzweifelt drehte ich ihm den
Rücken zu, zog dann meinen Slip herunter. Hinter mir nichts als Schweigen, und
ich nahm an, er war so angeekelt, daß er keinen Ton herausbringen konnte. So
zog ich das Höschen wieder hoch.
    »Ich hab’s dir ja gesagt«,
schmollte ich. »Ekelhaft, nicht?«
    »Mavis«, sagte er mit glänzenden
Augen, »das ist das hübscheste Ding, das ich je gesehen habe. Auf jeden Fall
ist es der hübscheste Po, aber diese wilde kleine Spinne ist Spitze!«
    »Du findest sie nicht häßlich?«
fragte ich verwundert.
    »Ich bin bezaubert«, erklärte
er, dann wurden seine Augen groß. »Das macht es für mich noch schlimmer.«
    »Was?«
    »Versprichst du, daß du nicht
lachst?« fragte er mißtrauisch.
    »Nach deiner Reaktion auf meine
Tätowierung würde ich jetzt nicht lachen, selbst wenn du auf einer
Bananenschale ausrutschen würdest.«
    »Na gut.« Er biß sich auf die
Unterlippe. »Dann tu’ ich es halt.«
    »Was denn?« fragte ich.
    »Es dir zeigen«, erwiderte er
wehleidig.
    Er drehte mir die Kehrseite zu
und schälte sich aus seinen hautengen Jeans. Der Anblick war umwerfend.
Verglichen damit war meine winzige Spinne der stümperhafte Versuch eines
Amateurs. Auf seiner linken Backe prangte ein Schoner unter Vollzeug, und auf
der anderen ein prächtiges Herz, durchbohrt von einem Pfeil und mit dem Namen Rose versehen.
    »Rose heißt meine Mutter«, brachte
er erstickt heraus. »Eines Nachts in San Francisco war ich mal besoffen, da
haben die Untoten gemeint, sie könnten sich einen Witz machen.«
    »Mich stört das nicht«, sagte
ich, und das war nicht einfach, weil ich mir mit einer Hand den Mund zuhielt und
mein ganzer Körper von trockenem Lachen geschüttelt wurde. Ich mußte lachen,
bis er mich in die Arme nahm und küßte.
    »Lachen finde ich nicht so
schlimm«, sagte er später. »Wenigstens hältst du mich nicht für einen
Feigling.«
    »Ich halte dich für sehr mutig«,
sagte ich mit erstickter Stimme. »Aber wenn wir in dieser Stellung vom Sofa
fallen, bist du nur noch ein halber Mann.«
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