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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Philip Kerr
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Buch

    Willard Mayer ist attraktiv, erfolgreich und schätzt seine Freiheit – sowohl in seiner Beziehung zu der umwerfenden Diana als auch in seinen Forschungen. Doch eines Tages ruft US-Präsident Franklin D. Roosevelt den jungen Philosophieprofessor zu sich ins Oval Office. Mayer soll in seinem Auftrag die Umstände des Massakers von Katyn klären.
    Roosevelt will wissen, ob er Stalin trauen kann, bevor er sich auf Verhandlungen mit ihm einlässt. Nach der Katastrophe von Stalingrad ist auch Hitler klar, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen kann. Deshalb lässt er im Vorfeld der Konferenz von Teheran, auf der die »Großen Drei« Europa neu aufteilen wollen, die Möglichkeit von Friedensverhandlungen sondieren.
    Stalin und Roosevelt sind bereit zu verhandeln, doch Churchill zögert. Misstrauen liegt in der Luft, und die Spannung in Teheran steigt ins Unerträgliche. Die Stadt wird zur Kulisse eines gefährlichen Spiels der Geheimdienste. In dessen Mittelpunkt: Willard Mayer … Eine atemberaubende Vision der Ereignisse gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, wie sie tatsächlich hätten geschehen können, wenn …

    Autor

    Philip Kerr, 1956 in Edinburgh geboren, studierte Jura und Rechtsphilosophie. Heute lebt und schreibt er in London. Für seinen Roman »Das Wittgensteinprogramm« und seinen High-Tech-Thriller »Game over« erhielt er jeweils den Deutschen Krimi-Preis.

    IN MEMORIAM
    A. H. R. Brodie (1931-2004)

    Ein empirischer Mensch sein heißt, sich von der Erfahrung leiten zu lassen, nicht von Sophisten, Scharlatanen, Priestern oder Demagogen.

    WILLARD MAYER, Der empirische Mensch

    MONTAG, 1. OKTOBER 1943
    –––––––––––––
    WASHINGTON
    ALLES UM MICH HERUM atmete Geschichte, von der französischen Second-Empire-Uhr, die auf dem edlen Kaminsims vor sich hin tickte, bis zu der leuchtend roten Tapete, der der Red Room seinen Namen verdankte. Ich hatte es gleich gespürt, als ich das Weiße Haus betreten hatte und in dieses Vorzimmer geführt worden war, um hier auf die Sekretärin des Präsidenten zu warten. Die Vorstellung, dass Abraham Lincoln womöglich auf ebendiesem Savonnerie-Teppich gestanden hatte, wo ich jetzt stand und zu einem riesigen Kronleuchter emporschaute, oder dass Teddy Roosevelt auf einem dieser rot-golden bezogenen Stühle gesessen haben könnte, ließ mich ebenso wenig los wie der Blick der schönen Frau, deren Porträt über dem weißen Marmorkamin hing. Ich rätselte, warum sie mich so an meine Diana erinnerte, und kam zu dem Schluss, dass es etwas mit dem Lächeln auf ihrem alabasterfarbenen Gesicht zu tun haben musste. Sie schien zu sagen: »Du hättest deine Schuhe putzen sollen, Willard. Oder besser noch, du hättest andere anziehen sollen. Die da sehen aus, als wärst du von Monticello hierher gelaufen.«
    Mich auf dem barocken Sofa niederzulassen, wagte ich nicht, aus Angst, mich auf Dolly Madisons Geist zu setzen, also wählte ich einen Esszimmerstuhl neben der Tür. Im Weißen Haus zu sein, war ganz und gar nicht das, was ich an diesem Abend vorgehabt hatte. Ich hatte Diana in Loews Kino in der Third Street, Höhe F Street, ausführen wollen, zu Gary Cooper und Ingrid Bergman in Wem die Stunde schlägt. Krieg oder auch nur ein Film über Krieg schien unendlich fern hier, inmitten der 6

    kunstvoll verarbeiteten, polierten Edelhölzer dieses eleganten roten Mausoleums.
    Nach einer weiteren Minute öffnete sich eine der schmucken Türen, und herein trat eine große, gepflegte Frau reiferen Alters, die mich ansah, als hätte ich einen der Stühle beschmutzt. Sie forderte mich mit tonloser Stimme auf, ihr zu folgen.
    Sie war mehr Schuldirektorin als Frau und trug einen Bleistiftrock, dessen Futter zischelte, als würde er sofort die Hand beißen, die sich seinem Reißverschluss zu nähern wagte.
    Vom Red Room gingen wir nach links, über den roten Teppich der Cross Hall, und betraten dann einen Fahrstuhl, wo uns ein schwarzer Diener mit weißen Handschuhen in den ersten Stock hinauffuhr. Dort führte mich die Frau mit dem zischelnden Rock durch die West Sitting Hall und die Center Hall bis zur Tür zum Präsidentenbüro, wo sie anklopfte und dann, ohne auf Antwort zu warten, eintrat.
    Wir gelangten in einen ovalen Raum, der auf den Südrasen hinausging. Im Gegensatz zu der Eleganz, aus der ich gerade kam, war das Arbeitszimmer des Präsidenten auffallend informell, und ich fand, dass es mit seinen Türmen von Büchern, den mit Bindfaden verschnürten
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