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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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erboster Anruf, nachdem sie Anders Malmbergs Glosse gelesen hatte, in der er ein wenig schmeichelhaftes Bild ihres lange verstorbenen Sohnes Kent Svensson gemalt hatte, Mattes Erscheinen vor Anders Malmbergs Haus und schließlich der Anruf Sara Vallgrens.
    Er erzählte detailliert von Saras Anruf. Dass sie seinen Artikel gelesen habe und ihn in Zukunft nicht aus den Augen lassen werde.
    »Als ich ihr erklärte, nicht zu verstehen, was sie meinte, äußerte sie, dass ich sie sehr genau verstehen würde. Sie sagte, sie hielte mich für so klug und einsichtig, keine wilden Anklagen zu erheben, und erklärte mir außerdem, sie habe Freunde in Stockholm, Freunde, denen sie mich durchaus einmal vorstellen könnte.«
    Der Rocker, der links neben Jörgen saß, verschränkte seine Arme und fixierte Calle.
    »Und wie haben Sie reagiert?«, fragte der Staatsanwalt, ein farbloser Mann mittleren Alters.
    »Mir war sehr mulmig.«
    »Warum?«
    »Weil sie mir ganz offensichtlich drohte«, sagte Calle. »Dann wurde mir einiges klar.«
    »Was?«
    »Ich sah ein, dass es kaum ein Zufall gewesen sein konnte, dass ich Matte vor Anders Malmbergs Haus gesehen hatte.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich habe mir in meinem Smartphone die Schlagzeilen angesehen und erfahren, dass Anders Malmberg in seiner Wohnung misshandelt worden war.«
    Der Staatsanwalt beendete die Vernehmung, dankte seinem Hauptzeugen und überließ der Verteidigerin, einer humorvollen und intelligenten Frau Anfang vierzig, die neben Sara Vallgren der selbstverständliche Star im Gerichtssaal war, das Wort.
    »Erzählen Sie von Ihrem Freund«, sagte sie.
    Calle verspürte einen Stich in der Brust, und der Atem stockte ihm.
    »Er ist tot«, sagte er schließlich mit brechender Stimme.
    »Können Sie erzählen, wie er gestorben ist?«
    Calle räusperte sich.
    »Er wurde mit einem Eisenrohr niedergeschlagen.«
    »Wo?«
    »In Stockholm.«
    »Von wem?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat die Polizei den Täter nicht gefasst?«
    »Nein.«
    »Sie hatten ihn noch nie vorher gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn später noch einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Ihr Freund wurde also von einem Unbekannten ermordet?«
    »Ja.«
    »Hat der Täter etwas gesagt?«
    Calle sah sich unsicher um, ehe er antwortete.
    »Ja.«
    »Was hat der Täter gesagt?«
    »Ich glaube, er hat ›Fucking faggots‹ gesagt. Ich bin mir nicht sicher. Es ging alles sehr schnell.«
    »Er hat sich also herablassend über Ihre sexuellen Neigungen und die Ihres Freundes geäußert?«
    »Ja.«
    »Sie wurden also ein Opfer sogenannter Hasskriminalität?«
    Calle antwortete nicht. Die Strafverteidigerin wiederholte ihre Frage. Calle bekam nur mit Mühe Luft. Er suchte in den Zuschauerreihen nach einem vertrauten Gesicht. Jörgen reckte sich, aber Calle war zu gestresst und sah ihn nicht.
    »Ja.«
    »Ihr Freund wurde also rein zufällig Opfer eines unbekannten Täters?«
    »Ja.«
    »Ja?«, wiederholte die Verteidigerin.
    Calle schwieg. Die Verteidigerin hielt einen Stoß Papiere in die Höhe.
    »Ich frage, weil ich hier lese, dass Sie der Polizei gegenüber zu Protokoll gegeben haben, dass der Täter wahrscheinlich im Auftrage Sara Vallgrens gehandelt hat und dass der Anschlag nicht Ihrem Freund, sondern eigentlich Ihnen gegolten hat.«
    Calles Hände zitterten.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich war sicher, dass es so sein muss. Ich war sehr erregt.«
    Die Verteidigerin nickte.
    »Das ist sehr verständlich. Aber wenn wir jetzt einmal zeitlich zurückgehen. Was veranlasste Sie zu der Annahme, der Täter habe es eigentlich auf Sie abgesehen?«
    »Er hat mich zu Hause besucht.«
    »Moment mal. Habe ich das richtig verstanden, der Täter hat Sie zu Hause besucht?«
    »David.«
    »Ihr Freund?«
    Calle nickte.
    »Wir wollten ausgehen. Wir waren sehr ähnlich angezogen, helle Hose, blaues Hemd. Ich habe mich umgezogen, damit wir nicht gleich aussahen. Wir hatten dieselbe Frisur, waren etwa gleich groß  … «
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Sie sagen, Ihr Freund habe Sie zu Hause abgeholt?«
    »Ja.«
    »Sie meinen also, der unbekannte Täter habe dank telepathischer Fähigkeiten gewusst, wie Sie in Ihrer Wohnung gekleidet waren?«
    »Ich hatte zur Mittagszeit schon mal das Haus verlassen. Sie müssen mich beobachtet haben.«
    Alle außer Jörgen wirkten betreten.
    »Wer?«, fragte die Verteidigerin.
    »Bitte?«
    »Sie sagen, sie hätten Sie beobachtet. Wen meinen Sie mit sie ?«
    »Ich weiß
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