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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Karlsson betrachtete ihn amüsiert.
    »Die Nutte verrät Conny. Sie weiß, dass Sara und Matte nach ihm suchen.«
    Karlsson sah ihn abwartend an.
    »So weit kann ich dir folgen.«
    »Sie fahren dorthin.«
    »Beide?«, sagte Karlsson, um sicherzugehen, dass er Gerdin nicht missverstanden hatte.
    Gerdin nickte nachdenklich.
    »Beide. Sara befiehlt der Nutte, Conny mit den Plastikstrips zu fesseln. Jetzt kann er nichts mehr unternehmen.«
    »Nein.«
    »Dann nimmt Sara Connys Gewehr.«
    »Okay«, sagte Karlsson, nicht sonderlich überzeugt.
    »Die Nutte versucht sich das Geld zu schnappen. Sara erschießt sie mit Connys Gewehr.«
    Karlsson betrachtete seinen Kollegen amüsiert.
    »Und warum?«
    »Damit es keine Zeugen gibt«, meinte Gerdin. »Dann erschießt sie Matte. Ebenfalls mit Connys Gewehr.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Um ihm die Morde in die Schuhe zu schieben.«
    »Welche Morde?«
    »Henk und Mona und die Personen im Hotelzimmer.«
    Karlsson lachte.
    »Entschuldige«, sagte er, »mach weiter.«
    »Der gefesselte Conny lebt noch.«
    »Okay.«
    »Sara geht zu Matte, hebt dessen leblose Hand und erschießt Conny mit zwei Schüssen.«
    »Zwei?«
    Karlsson musste sich größte Mühe geben, seinen Kollegen nicht auszulachen.
    »Zwei.«
    »Bist du fertig?«
    »Nein. Bislang wurden vier Schüsse abgefeuert. Zwei mit der Pistole, zwei mit dem Gewehr. Bleibt noch der letzte Schuss mit dem Gewehr. Sara geht zu dem inzwischen toten Conny und schneidet die Kabelbinder auf. Sie lässt sie liegen, damit sich eventuelle Abdrücke an seinen Handgelenken und Knöcheln erklären lassen. Anschließend drückt sie Conny das Gewehr in die Hand und feuert einen letzten Schuss in die Wand ab, damit sich an seinen Händen Schmauchspuren finden.«
    »Und sie legt seinen Zeigefinger auf den Abzug?«
    Gerdin nickte.
    »Ihr einziger Fehler ist, dass sie nicht dafür sorgt, dass sich die Fingerabdrücke der Nutte auch auf der Schere finden.«
    Er sah Karlsson an, der sich vorbeugte, seine Ellbogen schwer auf den Schreibtisch stützte und den Kopf in die Hände legte.
    »Fertig?«
    »Ja. Was meinst du?«
    »Was ich meine?«, sagte Karlsson. »Ich glaube, dass du den falschen Beruf gewählt hast. Du solltest Drehbücher schreiben. Da wird ganz viel herumgeballert.«
    »Wie erklärst du die Schere ohne Fingerabdrücke?«
    Karlsson schob seinen Schreibtischstuhl zurück und faltete die Hände im Nacken.
    »Vielleicht hat sich die Nutte ja Gummihandschuhe angezogen, bevor sie ihn fesselte.«
    »Gummihandschuhe?«, erwiderte Gerdin.
    »So eine Art Spülhandschuhe«, meinte Karlsson.
    »Und warum?«
    »Was weiß ich. Um ihn in die Brustwarzen zu kneifen oder so. Vielen Leuten gefällt so was.«
    Gerdin verstand ihn nicht.
    »Ich meine nur, dass es eine Million plausiblere Erklärungen gäbe. Aber lass uns einen Augenblick lang mit dem Gedanken spielen, dass du recht haben könntest. Dass es sich tatsächlich so zugetragen hat. Was spielt das für eine Rolle?«
    »Was meinst du?«
    »Das ist das Problem der Kopenhagener Kollegen und nicht unseres. Wir haben einen Mord in Bjuv, und den können wir dank altmodischer, ehrlicher Ermittlungsarbeit als aufgeklärt betrachten.«
    Karlsson erhob sich und ging um den Schreibtisch herum.
    »Komm schon, Gerdin. Wir sind nur Polizisten.«
    Er klopfte seinem Kollegen auf die Schulter.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, meinte er dann. »Ist es nicht Zeit zum Mittagessen?«

85
    Jörgen Petersson saß eingeklemmt zwischen zwei Sara-Vallgren-Fans. Links ein bärtiger Muskelprotz mit der Weste einer weltumspannenden Vereinigung für motorsportinteressierte, na ja, junge Menschen. Rechts ein prominenter dänischer Fernsehmoderator, der die Anklage Sara Vallgrens als den größten Rechtsskandal der dänischen Geschichte bezeichnet hatte.
    Sara wurde bezichtigt, die Welle von Gewalt und Tod, die zum Tod dreier Menschen in einem schäbigen Kopenhagener Hotel geführt hatte, mit verursacht zu haben. Die brutalen Vorfälle waren detailliert in der dänischen Boulevardpresse beschrieben worden, die, wie Jörgen erstaunt feststellte, immer noch täglich Nacktfotos von kaum volljährigen Frauen enthielt.
    Jörgen versuchte den Blick seines Freundes einzufangen, um diesen seiner Unterstützung und seiner Liebe zu versichern.
    Der vor Trauer abgemagerte Calle Collin berichtete mit leiser Stimme, ausführlich und glaubwürdig, was er erlebt hatte. Das Interview in Höganäs, Margits
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