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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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das Fleisch vorschneiden lassen. Es war schon erniedrigend genug, wie ein Amerikaner nur mit der Gabel essen zu können.
    »Entschuldige«, sagte seine Mutter, »dass ich nicht daran gedacht habe. Ich hätte Nudeln oder so was kochen sollen.«
    »Kein Problem. War lecker.«
    »Einen Schluck Wein kannst du aber noch trinken.«
    Sein Vater beugte sich über den Tisch und schenkte nach.
    »Danke, das genügt.«
    Bengt füllte auch Åsas und sein eigenes Glas und stellte dann die leere Flasche beiseite.
    »Erzähl«, sagte seine Mutter. »Bist du jetzt auch für das Layout zuständig?«
    »Das gehört immer dazu.«
    »Bei Magazinen und Illustrierten sind verschiedene Leute für die Schlussredaktion und das Layout zuständig. Jedenfalls war das früher so.«
    »Bei Tageszeitungen ist das anders«, meinte Anders.
    »Ach so.«
    Anders hob das Glas an die Lippen und versteckte sich dahinter. Zu spät merkte er, dass seine Eltern ihm zuprosten wollten. Pflichtschuldig hob er das Glas noch einmal, ehe er es abstellte.
    »Aber das ist doch gut?«, meinte seine Mutter. »Ein neuer Arbeitsbereich. Sieh es als eine bezahlte Zusatzausbildung.«
    »Mama.«
    »Nein, wirklich.«
    »Es ist immer gut, was dazuzulernen«, meinte sein Vater. »Man weiß nie, was einem das mal nützt. Du wirst also nicht mehr über das Fernsehen schreiben?«
    Anders antwortete nicht.
    »Ich finde, sie übertreiben«, meinte Bengt. »Schließlich bist nicht du es, der bestraft werden sollte. Man hat dich misshandelt. Noch dazu in deiner eigenen Wohnung.«
    Anders sah ihn durchdringend an.
    »Jetzt ist es nun einmal so, okay?«
    »Ich sage nur, dass du das Opfer bist. Du solltest nicht  … «
    »Was sollte ich nicht?«, fragte Anders. »Die Schuld eines anderen bezahlen?«
    Bengt stand auf und begann abzuräumen. Åsa suchte um Verständnis und Nachsicht heischend den Blick ihres Sohnes. Anders war jedoch nicht bereit, ihr entgegenzukommen. Åsa versuchte es mit einer anderen Strategie.
    »Papa und ich überlegen, im Winter für ein paar Wochen zu verreisen.«
    »Okay.«
    »Wir wollten dich fragen, ob du nicht mitkommen magst.«
    »Ins Ausland?«
    »Ja. Irgendwohin, wo es warm ist.«
    »Das ist lieb, aber  … nein.«
    »Du kannst ja mal darüber nachdenken.«
    Anders trank noch einen Schluck.
    »Ich verdiene dasselbe wie vorher«, meinte er.
    »Das ist gut.«
    »Sie meinte, bis sich die Wogen geglättet haben.«
    Åsa nickte. Anders sprach mit leiser Stimme weiter, um seinen Vater nicht in die Unterhaltung zu verwickeln.
    »Sie meinte, entweder würde ich danach ein besserer Journalist oder Chef.«
    Åsa lachte gezwungen.
    »Ich denke, es ist eine gute Idee«, meinte Anders ohne Überzeugung. »Schließlich gefällt es mir dort.«
    »Ich halte das für eine wunderbare Lösung«, erwiderte seine Mutter. »Wirklich.«
    Sie nickte wiederholte Male. Anders war zum Weinen zumute.

84
    »Ich habe den vollständigen Bericht aus Kopenhagen erhalten«, sagte Gerdin und blieb in der Tür stehen.
    Karlsson drehte sich auf seinem Bürostuhl zu Gerdin herum und faltete die Hände vor seinem Bauch.
    »Was Neues?«
    »Nein«, sagte Gerdin zögernd, trat ein und nahm auf der Armlehne des Besucherstuhls Platz. »Alles wie gehabt. Conny hatte ein Faible für Nutten.«
    Gerdin überflog die Akten.
    »Offenbar hatte er ein Faible für ausgefallenen Sex. Fesselspiele und so. Neben dem Bett lagen Kabelbinder. Darauf wurden ihre Fingerabdrücke gefunden. Also wurde wohl er gefesselt.«
    Er las weiter.
    »Bla, bla, bla. Insgesamt wurden fünf Schüsse abgefeuert. Drei mit einem Gewehr, zwei mit einer Pistole. Die Schlussfolgerungen bleiben die gleichen. Die Nutte verrät Conny. Matte erscheint. Die Nutte versucht Conny das Geld zu klauen  … «
    »Das Geld, das er der Dänin abgenommen hat?«
    »Vermutlich. Conny erschießt die Nutte, dann schießt Matte auf ihn, und er erwidert das Feuer.«
    »O . K. Corral«, meinte Karlsson. »Hilft uns das weiter?«
    »Auch nicht mehr als Monas Zeitschrift, die in Mattes Büro gefunden wurde.«
    »Und wie machen wir jetzt weiter?«
    Gerdin blies die Wangen auf, schüttelte den Kopf und ließ die Luft zwischen den Lippen entweichen. Er las weiter.
    »Keine Fingerabdrücke auf der Schere.«
    »Welche Schere?«, fragte Karlsson.
    »Die dazu verwendet wurde, die Kabelbinder aufzuschneiden. Warte  … « Gerdin hielt mitten im Satz inne. »Damit ist auch Mona erdrosselt worden. Mit einem Kabelbinder.«
    Gerdin legte den Bericht beiseite und
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