Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
Vom Netzwerk:
noch da, als ich zurückkam. Da dachte ich, dass Conny vielleicht auch aufs Klo gegangen ist.«
    »Hast du nach ihm gesucht?«
    »Zuerst nicht. Erst habe ich auf ihn gewartet, dann bin ich zurück zum Klo, aber da war er nicht, also habe ich ihn angerufen.«
    »Und?«
    »Er hat nicht geantwortet.«
    »Und da ging dir ein Licht auf?«
    »Ich bin zum Parkplatz gegangen, und das Auto war weg. Dann habe ich die Tankstelle abgesucht. Da war er aber auch nicht. Da war mir klar, dass mich das Schwein reingelegt hat. Ich bin einfach nur aufs Klo gegangen, das hat maximal ein paar Minuten gedauert, und schon  … «
    Sara hob beide Hände, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Conny hat seine Chance ergriffen«, meinte sie.
    »Ich schneid dem Schwein die Eier ab«, sagte Henk und versuchte, überzeugend zu klingen.
    Sara schloss geduldig die Augen.
    »Und dann?«
    »Dann habe ich telefoniert.«
    Sara hielt das Handy in die Höhe.
    »Wen hast du angerufen?«
    »Euch.«
    Er betrachtete das Mobiltelefon in Saras Hand und überlegte es sich anders.
    »Erst meine Schwester. Als mir klar wurde, dass er weg war. Ich hab sie zuerst angerufen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Dachte, dass sie mich vielleicht abholt. Ich wusste weder ein noch aus. Ich hatte Angst.«
    »Da hast du also deine Schwester angerufen?«
    Henk antwortete nicht. Sara schaltete das Handy ein und sah sich das Anrufprotokoll an. Sie runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Conny klaut mein Geld, und du rufst deine Schwester an, um dich abholen zu lassen?«
    Henk drehte sich zu Matte um, der mit verschränkten Armen am Kofferraum lehnte.
    »Ich wollte euch keine Umstände machen«, sagte Henk.
    Sara zog fragend die Brauen hoch.
    »Du wolltest uns keine Umstände machen?«
    Ihre Stimme war mild und freundlich. Sie erinnerte ihn an die Anwälte, die Henk im Laufe der Jahre ausgefragt und immer alles von ihm Gesagte wiederholt hatten.
    Ihnen war also nicht klar, dass Ihnen Ihr Freund seinen Haschischvorrat anvertraut hat? Sie dachten, das sei Henna? Hat Haschisch denn nicht einen ganz eigenen Geruch? Das wissen Sie nicht? Und trotzdem behaupten Sie, in Ihrem Leben etliche Joints geraucht zu haben? Richtig, richtig, früher. Jetzt nicht mehr. Aber der eigentümliche Geruch ist Ihnen nicht aufgefallen? Also nicht.
    Diese Befragungstechnik war heimtückisch und erschwerte es ihm, klar zu denken. Aber der Unsinn, der geredet wurde, war ohnehin nur Show. Der Staatsanwalt sagte dies, der Verteidiger das, und nachdem der Richter die Vorstrafen heruntergebetet hatte, war ohnehin alles verloren. Dann lehnten sich die Geschworenen zurück und wollten nur noch schnellstmöglich in die Mittagspause.
    Dieses Mal hatte Henk jedoch die Wahrheit gesagt. Conny hatte das Geld genommen und war abgehauen.
    »Ihr kriegt jede Krone zurück, ich versprech’s.«
    »Und zwar, wie?«
    »Ich finde ihn, versprochen.«
    »Du willst ihn finden?«
    Henk nickte eifrig.
    »Ganz bestimmt. Ich versprech’s.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Was?«
    »Weißt du, wo Conny ist?«
    »Natürlich weiß ich das nicht. Keine Ahnung. Wüsste ich das, würde ich nicht hier sitzen. Glaubst du das etwa? Dass ich weiß, wo er ist?«
    Sara zuckte mit den Achseln und lächelte.
    »Ich glaube überhaupt nichts.«
    »Mann, kapier doch endlich, dass er mich reingelegt hat. Er hat das Geld genommen und ist abgehauen.«
    Sara neigte den Kopf zur Seite.
    »Wie willst du ihn finden?«
    Das klang wie eine Einladung. Henk richtete sich auf und lehnte sich über den Tisch.
    »Ich rede mit seiner Freundin, mit Mona, Mona Björklund. Sie wohnt in Bjuv. Ich war da schon mal. Ich kenne sie, jedenfalls ein wenig. Ich bin ihr begegnet. Einmal. Sie müsste was wissen.«
    Sara nickte.
    »Und wenn sie nichts weiß?«
    »Conny geht immer zu den Nutten. Dann rede ich eben mit denen.«
    »Und wenn auch das zu nichts führt?«
    »Was?«
    »Wenn er weder bei seiner Alten noch bei den Nutten ist. Wie willst du dann das Geld auftreiben, das du mir schuldest?«
    Henk sah sie an. Jetzt erst dämmerte ihm, dass sie sich über ihn lustig machte. An den Geldbetrag, den sie verloren hatte, verschwendete sie keinen Gedanken. Für sie war das ein Spiel, nur ein Spiel. Sara betrachtete ihn eingehend.
    »Keine Idee? Du bist nicht sonderlich kreativ.«
    »Was?«
    »Wenn du schnell Geld brauchst, was machst du dann?«
    »Bitte?«
    »Ich wage zu behaupten, dass du einen brauchbaren Plan brauchst, wie das Geld zu beschaffen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher