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Lübeck

Lübeck

Titel: Lübeck
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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Stadtgeschichte
Die zweifache Stadtgründung
    Denkmal für den „zweiten“ Stadtgründer
    Lübeck ist eine der wenigen Städte, die zweimal gegründet wurden. Ausgangspunkt für die erste Gründung war die Geschäftsidee einesGrafen: Adolf II. von Schauenburg wollte ein Fernhandelszentrum errichten. Er entschied sich 1143 aus zwei so einleuchtenden wie banalen Gründen für den kleinen Berg Bucu im heutigen Altstadtzentrum: keine Gefahr bei Hochwasser und eine kurze Entfernung zur See. Mit einer werbewirksamen Besiedelungspolitik („Fruchtbares Land für alle!“) lockte er Westfalen, Rheinländer, Sachsen und die Bewohner Flanderns und Holsteins nach Lübeck.
    Politische Muskelspiele und die verheerende Feuersbrunst von 1157 sorgten dafür, dass sich Adolfs LehnsherrHeinrich der Löwe den Handelsplatz unter den Nagel riss. Adolf II. hatte schlichtweg nicht die finanziellen Mittel, die Stadt wiederaufzubauen. Heinrich gründete Lübeck zwei Jahre später zum zweiten Mal. Diese feindliche Übernahme des Welfenherzogs ist nicht nur auf seine Eitelkeit zurückzuführen (er war zuvor mit einer „Löwenstadt“ an der Wakenitz gescheitert) – Heinrich versprach sich viel von „seiner“ Stadt, die er, genau wie zuvor Adolf II., großzügig förderte, indem er z. B. 1160 das Bistum Oldenburg ins erblühende Lübeck verlegte. Die Handelsstadt wurde Bischofssitz, 1173 baute man einen Dom (→ Spaziergang 1).
    Trotz der guten Beziehungen Heinrichs stand im Sommer 1181Friedrich I. Barbarossa mit seinen Truppen vor Lübecks Toren. Der „Löwe“ hatte seinem Kaiser die Gefolgschaft bei dessen fünftem Italienzug verweigert (der prompt verloren wurde). Jetzt musste Heinrich die Stadt verlassen. Dies war aber nicht zu Lübecks Nachteil: Mit demBarbarossa-Privileg wurde die Stadt 1188 mit Ländereien und Rechten, wie z. B. den Fischereirechten an Trave, Dassower See und Lübecker Bucht, ausgestattet.
    Nach einem knappen Vierteljahrhundert unter dänischer Herrschaft (1201–1225) legten 1226 Lübecker AbgesandteKaiser Friedrich II. eine neue Fassung des Barbarossa-Privilegs vor, das delikaterweise von einem Domherrn gefälscht wurde. Er bestätigte das Dokument und übergab den Gesandten außerdem den Reichsfreiheitsbrief, mit dem Lübeck reichsunmittelbar wurde und direkt dem Kaiser unterstand. Dem Aufstieg stand nach der entscheidenden Schlacht gegen die Dänen 1227 nichts mehr im Weg. Und so gönnte sich die erstarkende Kaufmannschaft u. a. einen Neubau der Marienkirche (ab 1250), und auch die vernichtenden Brände in den Jahren 1251/76 konnten sie nicht stoppen. Da Lübeck als Stützpunkt für die Mission im Baltikum diente, stand es bald auch unter päpstlichem Schutz.

Stadtgeschichte
Lübecks Blütezeit in derHanse
    Die Kaufmannschaft
zu Lübeck
    Nach einer langen Ausbildung – von der Lateinschule über die Lehrjahre in
einer fremden Stadt bis hin zur Zeit als Gesellschafter – übernahm der Sohn
das väterliche Geschäft und die öffentlichen Ämter. Fremdsprachenkenntnisse
und der Umgang mit Waffen waren von Vorteil bei den Handelsbeziehungen mit
fernen Ländern. Fuhren die Kaufmänner ihre Waren zunächst noch selbst aus,
so wurden sie mit den neuen Formen des Kredit- und Wechselgeschäfts im
13. Jh. sesshaft. In einem geschickten System aus Heiratsverbindungen und
„fruntschop“ (Freundschaft) spannen sie von den sog. Dornsen (Schreibstuben
in Kaufmannshäusern) aus ihre Handelsnetze.
    Um ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren, schlossen sich in Lübeck 30
einflussreiche Kaufleute in der sog.Zirkelgesellschaft zusammen.
Neben geschäftlicher Konversation veranstaltete man Fastnachtsspiele oder
ließ für Verstorbene heilige Messen lesen. Nicht ganz so betuchte, aber
aufstrebende Kaufherren gründeten die bekannte sog.Kaufleutekompanie. Auch
Gelehrte und reiche Rentner durften in die erlauchten Kreise eintreten. Es
versteht sich von selbst, dass die überwiegende Zahl der Ratsherren und
Bürgermeister in solchen Bruderschaften verkehrte.
    Insgesamt lebten während des 14. und 15. Jh. in Lübeck so viele
Kaufmänner wie nirgends sonst. Auf fast ein Viertel der Bewohner mit
Bürgerrecht traf diese Bezeichnung zu, auf immerhin über 15 % der
Bevölkerung. Durch ihr monetär bedingt hohes Ansehen und einen festen
Firmensitz waren die Kaufmänner in der Lage, bei
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