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Lübeck

Lübeck

Titel: Lübeck
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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Zeiten
    Nach dem siegreichen Krieg 1870/71 gegen Frankreich erblühte auch in Lübeck der Nationalgedanke. Besonders der Bestseller-Lyriker Emanuel Geibel und der ebenfalls aus Lübeck stammende Ernst Curtius (Ausgrabungsleiter im antiken Olympia) taten sich mit Werken über die Größe des deutschen Kaiserreichs hervor. Denkmäler für Wilhelm I. (1912) und Bismarck (1903) sowie der später von den Nationalsozialisten entfernte Marktbrunnen (1873) und der Siegesbrunnen (1889) entstanden. Neben der ersten Straßenbahn (1881) und einer Pferdebahn, weihte Kaiser Wilhelm II. am 16. Juni 1900 den Elbe-Trave-Kanal (heute Elbe-Lübeck-Kanal) ein, die ehemals modernste Wasserstraße Deutschlands.
    Die Industrialisierung schritt durch den späteren SenatorEmil Possehl (1850–1919) voran. Er war einer der führenden Industriellen Deutschlands und verfügte in seinem Testament die Possehl-Stiftung. Seit 1950 konnten etwa 100 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke in Lübeck bereitgestellt werden, u. a. für die Sanierung der Altstadt.
    1911 erreichte Lübeck mit über 100.000 Einwohnern den Status einer Großstadt. Vorstädte wie St. Gertrud, St. Lorenz und St. Jürgen entstanden. Von 1911 bis 1915 leitete Wilhelm Furtwängler das Städtische Orchester. Und aus der Ehe eines Senators mit einer Brasilianerin (deren Vater vormals in Lübeck gelebt hatte) entsprangen die zwei berühmtesten Sprösslinge der Stadt: Thomas und Heinrich Mann.

Stadtgeschichte
Erster undZweiter Weltkrieg
    Im Ersten Weltkrieg, der Urkatastrophe des 20. Jh., fielen 4.000 Lübecker an der Westfront in Belgien und Frankreich. Noch bevor das Regiment Lübeck am 30. November 1918 zerschlagen und aufgerieben zurückkehrte, solidarisierte sich der Lübecker Soldatenrat mit den Ideen der Kieler Matrosen, die sich einer neuen aussichtslosen Schlacht gegen England verweigert hatten. „Es muss mit den korruptiven Zuständen und der Militärdiktatur von gestern gründlichst aufgeräumt werden. Zweck unserer Sache ist sofortiger Waffenstillstand und Frieden“, diktierten die kriegsmüden Kämpfer am 5. November 1918 den Lübecker Zeitungen.
    Zerstörung und Wiederaufbau des Doms
    Während derWeimarer Republik setzten nicht nur bedrückende Hungers- und Wohnungsnot sowie eine galoppierende Inflation den Lübeckern zu, sondern auch der 1919 unterzeichnete Versailler Friedensvertrag, der unter anderem die Anzahl der deutschen Handelsschiffe drastisch einschränkte: Von einem Volumen von 53.000 t schrumpfte die Lübecker Handeslflotte auf magere 7.650 t. Die Weltwirtschaftskrise 1929 verschärfte die ohnehin schwierige Situation: Jeder dritte Haushalt kämpfte mit Arbeitslosigkeit.
    So überrascht es nicht, dassAdolf Hitler am 26. Oktober 1932 die frustrierte Masse von 40.000 Besuchern in zwei Zirkuszelten von seinen dumpfen Lösungen überzeugen konnte. Bereits am 31. Juli desselben Jahres hatte dieNSDAP in Lübeck – sie hatte sich u. a. durch Notstandsküchen beliebt gemacht – bei der Reichstagswahl einen Anteil von 41,2 % der Stimmen erhalten. Obgleich dieses klare Ergebnis (das über dem Reichsdurchschnitt lag!) nicht mehr erreicht wurde, stand die Stadt ab dem 5. März 1933 unter nationalsozialistischer Herrschaft. Der Senat und die wichtigsten Ämter wurden gleichgeschaltet, öffentliche Proteste der Gewerkschaften, der SPD, der KPD und engagierter Einzelkämpfer wie Dr. Julius Leber oder Fritz Solmitz bis spätestens 1935 zerschlagen. Man entließ 330 Beamte und verbrannte auf dem Buniamshof, einem Sportgelände, Bücher. Von 1939 bis 1945 wurden in den größten Betrieben 30.000–40.000 osteuropäische Zwangsarbeiter systematisch ausgebeutet. Außerdem deportierte und ermordete man Hunderte von Juden (KZ Jungfernhof bei Riga und KZ Theresienstadt) und tötete 605 psychisch Kranke im Zuge des menschenverachtenden Euthanasie-Programms. Gleichzeitig verlor die Stadt am 1. April 1936 nach 711 Jahren ihre Eigenstaatlichkeit.
    Im Vergleich zu anderen Städten hatte Lübeck aber noch Glück: Zwar erlebte die Bevölkerung in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 über vier Stunden lang dieDetonation eines Bombenteppichs – Englands Antwort auf Coventry und der erste Fliegerangriff auf eine deutsche Stadt –, doch dank des späteren
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