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Lübeck

Lübeck

Titel: Lübeck
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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oder Frieden, Handels-, Steuer- und Münzfragen mitbestimmen.
    Finanziell war der Rat in den folgenden Jahren auf das Wohlwollen reicher
Bürger angewiesen. So hatte die Ostseestadt jährlich 36.000 Reichstaler zur
Unterstützung des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–14) zu zahlen, und im
Großen Nordischen Krieg (1700–21) forderte der russische General Menschikow
hohes Quartiergeld und Schiffe für seine Leute.
    Immerhin brachten Barock und Aufklärung auch Verbesserungen: Eine lebendige
(Kirchen-)Musikszene entstand um den Organisten in St. Marien,Dietrich Buxtehude
(1637–1707). Er sollte als Komponist für Orgelwerke in die Geschichte
eingehen und empfing den 18-jährigen Georg Friedrich Händel sowie den
20-jährigen Johann Sebastian Bach. Eine erste Zeitung, die „Lübeckischen
Anzeigen“, erschien 1751, und der ZimmermannHeinrich Schröder baute in
der Beckergrube auf eigene Rechnung ein Theater (→ Spaziergang 3).
    Auch die Wohlfahrt entwickelte sich: Einrichtungen wie die
„Rettungsanstalt für im Wasser Verunglückte“ (1791) oder die „Fürsorge
für Strafgefangene“ (1798) sowie das mit einer „Naturhistorischen
Sammlung“ (1800) beginnende Museumswesen entstanden auf Initiative der
„Gesellschaft zur
Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit“ (1789). 28 Stiftungen dieser
Vereinigung existieren, teilweise unter anderem Namen, noch heute und werden
mit fast 700 Beschäftigten (300 davon ehrenamtlich) und einem Vermögen von
2,4 Mio. € verwaltet.

Stadtgeschichte
Unter französischer Herrschaft
    Lübeck war eine neutrale Stadt, die sich notfalls freikaufte. Erst mit dem Angriff Frankreichs brach ein dreitägiger, offener Krieg im Stadtkern aus.
    Angefangen hatte alles mit einer verlorenen Schlacht der Preußen. Sie unterlagen Napoleons Truppen am 14. Oktober 1806 bei Jena und Auerstedt.General Blücher bestand auf der Versorgung der ausgehungerten, abgekämpften 20.000 Männer in Lübeck. Doch bereits am Morgen nach der Ankunft, am 6. November 1806, standen 53.000 Franzosen unter Führung der Marschälle Bernadotte (Burgtor), Murat (Hüxtertor) und Soult (Mühlentor) vor der Stadt. Die Verteidigung währte nur wenige Stunden und scheiterte auch aufgrund der Fehler des Herzogs von Braunschweig-Oels. Nach einer brutalen Straßenschlacht (u. a. in der Großen Burgstraße und am Koberg) gaben sich etwa 5.000 Preußen geschlagen. Weitere 8.000 kapitulierten einen Tag später mit dem geflohenen Blücher bei Ratekau, 10 km nördlich von Lübeck. Die Zahl der Toten ist unbekannt, es gab weit über 1.000 Schwerverletzte.
    Von 1806 bis 1813 waren 3.000 Franzosen in Lübeck stationiert. Obgleich Lübecker Abgesandte zuNapoleon fuhren, ließ sich der streitbare Korse nicht erweichen. Außer zynischen Worten des Trostes („Wir leiden jetzt alle. Ich leide auch.“) hatte er der Delegation nichts zu sagen. Die Stadt gehörte zum neuen Département des Bouches de l’Elbe (Elbmündungsdepartement) und wurde – den Bewohnern muss es wie Hohn vorgekommen sein! – in die Liste der 51 „schönsten Städte Frankreichs“ aufgenommen; Lübeck ist auch neben zig anderen von Frankreich eroberten Städten in den Triumphbogen von Paris eingeritzt.Am 5. Dezember 1813 hatte der Spuk nach den Befreiungskriegen im Großen und im Kleinen (Lübeck) ein Ende.

Stadtgeschichte
Deutscher Bund und Kaiserreich
    Nach dem Sieg gegen Napoleon bildete sichder Deutsche Bund aus 35 Fürstentümern und vier freien Städten. Die kleinste davon war Lübeck mit einem Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 0,1 % des Bundes. Trotzdem erhielt das Oberappellationsgericht der vier freien Städte des Deutschen Bundes von 1820 bis 1879 seinen festen Sitz in Lübeck und griff nicht nur bei Streitereien der Städte, sondern auch bei Krisen des Bundes schlichtend ein.
    1866 trat Lübeck dem Norddeutschen Bund bei und erhielt eine der 43 Stimmen im Bundesrat.
    Auch aus technischer Sicht gab es Neuerungen: Dampfschifflinien von Travemünde nach Kopenhagen (1824), St. Petersburg (1828) und Riga (1830) wurden eingerichtet. Selbst der Eisenbahnverkehr kam in Gang, wenngleich etwas schleppend, da die Strecke nach Hamburg auf dänischem Hoheitsgebiet lag. Am 15. Oktober 1851 fuhren die ersten Waggons nach Büchen, und 1865 stand die lang ersehnte Verbindung nach Hamburg.
    Eine Erinnerung an industrialisierte
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