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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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gezwungen, mit Nachdruck zu handeln.«
    »Aber den Idioten gleich umzubringen  … «
    »Das habe ich nicht, ich habe nur mit ihm geredet.«
    Sie lächelte, als hätte sie eine denkwürdige Bemerkung gemacht.
    »Du hast mit ihm geredet?«, wiederholte Matte.
    »Okay«, erwiderte Sara, »das war ein Test. Ich wollte ausprobieren, ob das geht.«
    »Das geilt dich doch auf.«
    »Bei dir scheint das ja auch funktioniert zu haben.«
    Matte schwang sich auf die Bettkante und rieb sich das Gesicht.
    »Eine Null.«
    Sara zuckte mit den Achseln.
    »Seine Zeit war um.«
    Matte sah sie flehend an.
    »Bitte, verschon mich mit solchem Gerede.«
    »Er verschlampt dreihunderttausend. Sag mir, was wir sonst hätten tun sollen, erzähl mir das.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Matte. »Nichts.«
    »Nichts?«
    Saras Stimme klang belustigt.
    »Und wie hätte das gewirkt?«
    »Du hättest ihm die Chance geben können, es wiedergutzumachen.«
    »Wiedergutzumachen?«
    »Es zurückzuzahlen.«
    Matte hörte selbst, wie hohl das klang.
    »Das geht so nicht«, fuhr er fort. »Du kannst nicht so ohne Weiteres, das ist  … unklug. Was machen wir, wenn die Polizei kommt?«
    Sara bewarf ihn mit ihrem Kissen.
    »Hör schon auf, du übertreibst.«
    »Es gibt Überwachungskameras an den Straßen. Jemand könnte gesehen haben, wie er in unser Auto eingestiegen ist.«
    »Falls es so weit kommt, können wir sagen, dass wir ihn an der Raststätte abgeholt und auf dem Rastplatz abgesetzt haben. Dass er niedergeschlagen war, wir aber nicht begriffen haben, wie ernst es war. Dass wir genauso schockiert sind wie alle anderen. Außerdem stimmt das ja. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es so einfach ist.«
    »Du hast sie ja nicht mehr alle.«
    »Ich hätte nicht geglaubt, dass es funktioniert. Ich habe es darauf ankommen lassen. Er hätte auf mich schießen können.«
    Matte nickte nachdenklich.
    »Das macht dich scharf«, stellte er fest. »Und was kommt als Nächstes?«
    »Morgen fahren wir zu deiner Mutter«, erwiderte Sara.
    »Das meine ich nicht. Das andere.«
    Sara zuckte mit den Achseln.
    »Wir müssen Connys Freundin aufsuchen«, meinte sie schließlich.
    »Um was zu tun?«
    »Um mit ihr zu reden«, antwortete Sara fröhlich.

4
    Sie aßen die Hamburger im Stehen neben dem Grill.
    »Lecker«, sagte Calle, den letzten Bissen noch im Mund.
    Er schüttelte Mayonnaise vom Finger und wischte diesen dann an einem Hackklotz ab.
    »Sag ich doch«, meinte Jörgen. »Es gibt keinen Grund, in der Stadt zu bleiben, wenn man hier draußen sein kann.«
    »Manche Leute müssen Geld verdienen.«
    »Das mit dem Arbeiten habe ich nie verstanden.«
    Calle sah ihn irritiert an.
    »Du bist mir wirklich richtig sympathisch, wenn du so was sagst.«
    »Ich weiß«, erwiderte Jörgen glücklich und legte den Deckel auf den Grill, um die Glut zu ersticken und die Grillbriketts noch ein weiteres Mal verwenden zu können. »Was meinst du? Ein kleiner Verdauungsspaziergang?«
    Die Insel lag in einer Bucht zwischen Lidingö und Vaxholm. Sie war etwa so groß wie die Stockholmer Altstadt, Gamla Stan, und es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, um sie zu umrunden. Die großen altmodischen Sommerhäuser der Reichen, die um 1900 gebaut worden waren, lagen direkt am Wasser. In der Mitte der Insel standen ein paar kleinere Hütten aus den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Vor einem dieser einfacheren Häuser waren ein Mann und eine Frau, beide Ende fünfzig, damit beschäftigt, ein Badmintonnetz aufzubauen.
    »Die Saison wird eröffnet?«, rief Jörgen.
    Der Mann hob die Hand zum Gruß.
    »Ja, jetzt ist es so weit«, erwiderte er.
    Jörgen drehte sich zu Calle um.
    »Wir müssen nur eben Guten Tag sagen.«
    Sie gingen zum Haus hoch. Die Frau umarmte Jörgen herzlich, und der Mann gab ihm die Hand und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das ist Calle, mein ältester Freund. Wir sind in dieselbe Klasse gegangen. Calle, darf ich dir Åsa und Bengt vorstellen.«
    »Er sagt ältester, aber meint einziger«, sagte Calle und begrüßte das Paar.
    »Ohne Familie hier?«, fragte die Frau.
    »Die sind zu Hause geblieben«, meinte Jörgen. »Wir sind nur hier, um aufzuräumen. Die Büsche und die entwurzelten Bäume.«
    »Und das machst du alles selbst!«, sagte Bengt beeindruckt.
    »Was für ein Wetter«, meinte Åsa.
    »Hier schon«, erwiderte Jörgen. »Aber auf der Nordseite weht ein kalter Wind.«
    »Darf ich euch ein Glas Wein anbieten?«
    Jörgen zögerte, wenn auch nicht
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