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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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sonderlich überzeugend.
    »Wenn ihr Bengt mit dem Netz helft, hole ich Gläser.«
    Åsa verschwand im Haus, und Jörgen und Calle hielten je eine Stange, während Bengt die Heringe einschlug und die Leinen straff zog.
    »Dieses Netz hat unsere Ehe gerettet«, sagte Bengt. »Während sich andere scheiden lassen, stehen wir hier und zählen die Schläge übers Netz. So einfach ist das.«
    »Seid ihr gute Spieler?«, fragte Calle.
    Bengt sah ihn an.
    »Wir sind vollkommen lausig. Das ist das Geheimnis. Uns vereint unsere Unvollkommenheit.«
    »Vielleicht sollte ich mir auch ein Federballnetz zulegen«, meinte Jörgen.
    »Jedes Spiel ein Gewinn«, erwiderte Bengt.
    Sie waren gerade fertig, als Åsa mit den Gläsern und einer Bag-In-Box Wein kam.
    »Weißwein. Ist das in Ordnung?«
    »Ausgezeichnet«, antwortete Jörgen.
    Åsa schenkte ein.
    »Das reicht, das reicht«, sagte Calle und ließ sich ein volles Glas reichen.
    Åsa goss den anderen ein und erhob ihr Glas, um die Gäste willkommen zu heißen. Sie tranken. Dann entdeckte Åsa das aufgespannte Netz.
    »Das habt ihr aber schön gemacht.«
    »Wunderbar«, meinte Bengt.
    »Was?«
    »Das Lob von Frauen klingt immer so herablassend. Wie gut du gespült hast, Liebling. Geh jetzt spielen, damit ich nachbessern kann.«
    »Seit wann muss Lob denn glaubwürdig sein?«, fragte Jörgen. »Schließlich will niemand die Wahrheit hören. Fragt mich, ich kenne mich aus.«
    Åsa schaute ihn mitleidig an.
    »Ist sie sehr streng?«
    Jörgen seufzte tapfer.
    »Ich träume von einer kleinen nackten Finnin, die mir in hohen Absätzen Fleischbällchen brät. Und was habe ich? Ein zänkisches Weib aus Härnösand.«
    »Du hast Glück gehabt«, meinte Åsa.
    »Ich weiß«, erwiderte Jörgen. »Aber es wäre schön, wenn sie mich auch lieben würde, oder zumindest praktisch.«
    Bengt deutete auf die Gartenmöbel, die auf dem letzten sonnigen Fleck des Grundstücks standen. Sie nahmen dort Platz.
    »Erzähl mir von den entwurzelten Bäumen«, sagte Bengt.
    »Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr fragen«, meinte Jörgen und stellte sein Glas beiseite, um alles gestenreich zu beschreiben. »Die Sache war wirklich recht beeindruckend. Da stand eine Tanne auf der Nordseite, die  … «
    Calle erhob sich und sah Åsa an.
    »Entschuldige, aber wenn man  … geht man dann einfach in die Büsche?«
    »Wo du willst«, sagte Bengt, »nur nicht zweimal am selben Ort.«
    Er wandte sich an Jörgen.
    »Hast du das mit dem Trockenklosett meines Nachbarn gehört?«
    »Nein.«
    »Er hatte so ein Vakuumding gekauft. Wie ein normales Trockenklosett, nur dass  … «
    Als Calle zurückkam, hatten Jörgen und Bengt ausgerechnet, dass es den Nachbarn vermutlich billiger gekommen wäre, wenn er statt einer Verbrennungstoilette bis an sein Lebensende ein Taxi nach Orminge genommen und dort für fünf Kronen die Bibliothekstoilette benutzt hätte.
    Åsa seufzte. »Ich begreife das nicht«, sagte sie. »Man kann kaum Hallo sagen, schon beginnen die Männer ein Gespräch über Fäkalien.«
    »Das liegt einzig und allein daran, dass wir uns um die Beseitigung kümmern müssen, Liebling.«
    »Aber ihr redet die ganze Zeit immer nur über dasselbe.«
    Sie wandte sich an Calle und legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Noch einen Schluck Wein?«
    »Nein, danke. Ich muss morgen früh aufstehen.«
    »Calle nimmt das Flugzeug«, meinte Jörgen.
    »Aha«, meinte Åsa. »Und wohin?«
    »Nach Schonen, aber nur für einen Tag.«
    »Nach Malmö?«
    »Nein, nach Höganäs«, antwortete Calle. »Man fliegt nach Ängelholm, von dort ist es nicht weit.«
    Åsa lächelte.
    »Ich weiß«, meinte sie. »Da haben wir früher gewohnt.«
    »In Ängelholm?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »In Höganäs. Vor vielen Jahren. Beruflich?«
    Calle nickte.
    »Und was machen Sie?«
    »Ich bin Journalist.«
    »Ach? Bei welcher Zeitung?«
    »Ich arbeite frei. Überwiegend für Illustrierte. Oder eigentlich nur.«
    »Unser Sohn ist auch Journalist«, sagte Bengt. »Er arbeitet bei einer Abendzeitung. Er schreibt dort über das Fernsehen. Wir hatten gehofft, dass er dieses Wochenende rauskommen würde, aber er hat zu viel um die Ohren.«
    »Und wie heißt er?«
    »Anders Malmberg.«
    Calle zog beeindruckt die Brauen hoch.
    »Er schreibt gut.«
    Bengt wirkte etwas verlegen.
    »Ich finde, dass er hin und wieder unnötig gemein ist.«
    »Nein, nein, nein«, protestierte Calle. »Er ist ein Star.«
    »So was rächt sich immer«, meinte Bengt.
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