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Gequält

Gequält

Titel: Gequält
Autoren: Hans Koppel
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erstaunlich schlappen Händedruck.
    Seine Haltung und sein Blick verrieten, dass er lieber woanders gewesen wäre. Calle vermutete, dass die Teilnahme an einer Illustriertenreportage in seiner Welt nicht viel hermachte.
    »Und das ist  … «
    »Sara Vallgren«, sagte die Frau amüsiert und gab Calle die Hand.
    Sie unterschieden sich nicht nur durch ihre Größe. Sie war mindestens zehn Jahre älter und hatte ein ganz anderes Auftreten. Mattias wirkte in der Küche seiner Mutter befangen, Sara hingegen nahm sie wie selbstverständlich in Besitz.
    »Und Sie sind  … ein Paar?«, fragte Calle und schaute zwischen ihnen hin und her.
    »Ja. Wir sind seit ein paar Jahren zusammen«, antwortete Sara.
    »Kinder?«, fragte Calle mit demütig gesenktem Kopf und lächelte freundlich.
    »Haben Sie welche?«, erwiderte Sara fröhlich, als hätte sie seine Neigungen sofort erkannt.

7
    Gerdin klopfte an den Türrahmen. Kriminalkommissar Karlsson nahm den Blick vom Bildschirm und sah seinen Kollegen an.
    »Ja?«
    »Mittagessen?«, fragte Gerdin.
    Karlsson nickte Richtung Bildschirm.
    »Unbedingt, ich will nur eben  … «
    »Was?«
    »Nichts.«
    Karlsson konnte die Patience auch fertig legen, wenn er zurückkam. Er stand auf und nahm seine Jacke. Sein Telefon klingelte, und er betrachtete es.
    »Wenn es was Wichtiges ist, rufen sie wieder an«, sagte er und ging zusammen mit seinem Kollegen zum Fahrstuhl. »Kaschemme oder der Thailänder?«
    »Der Thailänder ist doch wohl auch eine ganz schöne Kaschemme?«
    »Stimmt.«
    Die Fahrstuhltür öffnete sich, und sie traten in den Lift. Karlsson beugte sich zum Spiegel vor, betrachtete sich aus der Nähe und entdeckte an der Nasenwurzel einen blühenden Pickel. Er wartete, bis sich die Türen geschlossen hatten, und drückte ihn aus.
    »Verdammt! Hast du das gesehen? Das hat richtig gespritzt!«
    »Super.«
    »Schau dir den Spiegel an.«
    »Wo?«
    »Da. Siehst du nicht?«
    »Verdammt.«
    »Wie bei YouTube.«
    »YouTube?«
    »Hast du dir noch nie Pickel auf YouTube angesehen? Du musst unter zit suchen, mit Z. Da gibt es so Zusammenschnitte, die mehrere Minuten lang sind. Man traut sich kaum, hinzuschauen. Echt widerlich. Riesendinger wie Vulkane. Hast du ein Papier?«
    Gerdin machte ein angewidertes Gesicht. Karlsson kratzte den Talgflecken mit dem Fingernagel ab und schnippte ihn auf den Boden des Aufzugs.
    »Lecker.«
    »Hab dich nicht so. Wo wollten wir hin? Zum Thailänder?«
    Gerdin zuckte mit den Achseln.
    »Ist mir egal.«
    Der Fahrstuhl hielt an, und die Türen öffneten sich. Helga am Empfang, eine zivile Kraft, erhob sich und sah ihnen entgegen.
    »Da seid ihr ja«, sagte sie. »Ich versuche gerade, ein Gespräch zu euch durchzustellen. Die Polizei Jönköping. Sie haben einen Toten aus Helsingborg gefunden.«

8
    Calle schaute über die Äcker und bemühte sich, dem fragenden Blick des Taxifahrers im Rückspiegel auszuweichen. Er war müde und verstimmt und wollte nur so schnell wie möglich nach Stockholm zurück. Margit hatte unablässig geredet und trotz dieses Wortschwalls nicht viel gesagt. Auch Mattes einsilbige Äußerungen waren nicht sehr bereichernd gewesen. Und Sara Vallgren, die unangenehme Frau in seiner Begleitung, hatte amüsiert seine immer verzweifelteren Versuche verfolgt, von Mutter und Sohn etwas Brauchbares über den Toten zu erfahren.
    Der Fahrer räusperte sich.
    »Verreisen Sie oder fahren Sie nach Hause?«
    »Nach Hause«, sagte Calle.
    »Das dachte ich mir«, sagte der Fahrer.
    Calle sagte nichts. Der Fahrer rutschte unruhig hin und her.
    »Der Dialekt«, antwortete er scharfsinnig auf eine gar nicht gestellte Frage.
    Calle lächelte, nickte und schaute weg. Die Begegnung mit Sara machte ihm zu schaffen. Sie hatte ihn mit Unbehagen und Nervosität erfüllt, wenn nicht gar eingeschüchtert. Schwer zu sagen, womit sie ihr Geld verdiente. »Ich habe einige Clubs in Kopenhagen«, hatte die diffuse Antwort gelautet. »Nachtclubs?«, hatte Calle nachgehakt. »Ja, Nachtclubs.«
    Die Frau betrieb Bordelle, was anderes konnte Calle sich nicht vorstellen. Wie hatte Matte sich noch gleich bezeichnet? Sicherheitsbeauftragter? Er war ein Schläger. Sie war die Puffmutter und er ihr gehorsamer Lakai. Hundertzwanzig mörderische Kilo Belgian Blue.
    »Stockholm, stimmt’s?«, sagte der Taxifahrer.
    »Ja.«
    »Das hört man.«
    Calle wusste nicht, was er sagen sollte, und suchte nach seinem Notizblock, um beschäftigt zu wirken.
    »Ein Tagesausflug?«, fragte
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