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Liebeslied für einen Prinzen

Liebeslied für einen Prinzen

Titel: Liebeslied für einen Prinzen
Autoren: RAYE MORGAN
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1. KAPITEL
    Wenn der Junge nicht vorsichtig war, fiel er garantiert von der Mauer. Adam Ryder hatte größte Mühe, sich zu beherrschen und nicht gleich loszuschreien.
    Gemeinsam mit zahlreichen anderen Touristen waren sie hierherspaziert, um eine antike römische Villa zu besichtigen. Doch während sich die übrigen Leute mit der Geschichte des Ortes beschäftigten oder den spektakulären Blick aufs Mittelmeer genossen, kümmerte Adam sich um beides nur wenig.
    Überall auf der Insel San Rinaldi gab es Burgen, Ruinen und antike Ausgrabungsstätten. Sie waren jedoch nicht der Grund, weshalb er aus den Vereinigten Staaten von Amerika in dieses Inselkönigreich gekommen war.
    Die antike Villa hatte er nur ausgesucht, weil sie in der Nähe des Hotels lag. Hier konnte sein sechsjähriger Sohn Jeremy nach Herzenslust herumtoben und überschüssige Energie loswerden, die ihn sonst oft zu einem kleinen Quälgeist machte.
    Doch Adam war aus einem anderen Grund nach San Rinaldi gereist – in dieses Land, das er bisher sein Leben lang gemieden hatte. Er seufzte, wenn er bloß daran dachte, wie kompliziert die Angelegenheit war.
    Trotzdem gestand er sich ein, dass diese Insel etwas Magisches an sich hatte. Schon beim Verlassen der Maschine, mit der er aus New York gekommen war, hatte er es gespürt. Die Luft war sanfter, und im gleißenden Sonnenschein wirkte die Landschaft geradezu verheißungsvoll.
    Davon durfte Adam sich jedoch nicht ablenken lassen. Er musste sich auf sein Ziel konzentrieren. Schließlich war er – um es einfach auszudrücken – nur nach San Rinaldi gereist, um Geld aufzutreiben. Für die Rettung seiner Firma brauchte er eine gewaltige Summe. Dafür war er bereit, so gut wie alles zu tun. Er würde sogar das äußerst ungewöhnliche Angebot annehmen, das man ihm vor Kurzem unterbreitet hatte – die Krone dieses kleinen Inselstaates. Und daran war absolut nichts magisch.
    Bis die Dinge ins Rollen kamen und zu einem Abschluss gebracht wurden, musste er sich um Jeremy kümmern. Adam hatte den Jungen in der Hoffnung mitgenommen, zwischen ihnen eine tiefere Bindung zu schaffen. Diese Hoffnung hatte er mittlerweile aber fast aufgegeben.
    Das Hauptproblem mit Jeremy war das Kindermädchen, das Adam eigens für diese Reise eingestellt hatte. Kurz vor dem Abflug hatte die Frau in der Abfertigungshalle lautstark verkündet, sie könne den Jungen nicht ertragen und würde auf der Stelle kündigen. Dann hatte sie auf dem Absatz kehrtgemacht.
    Während die Nanny ins Freie gestürmt war, hatte sich ein triumphierendes Lächeln auf Jeremys Gesicht geschlichen. Noch jetzt erinnerte Adam sich deutlich daran. Früher hatte er sich ohne den geringsten Anflug von Angst in Kneipen und Bars geprügelt und die stärksten Männer in die Flucht geschlagen. Doch jetzt lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er an den Gesichtsausdruck seines Sohnes dachte. Mit Erwachsenen hatte er keinerlei Schwierigkeiten, mit Jeremy hingegen …
    Adam war nichts anderes übrig geblieben, als allein mit ihm die Zivilisation zu verlassen und die Reise ins Ungewisse anzutreten. Doch was sollte er mit diesem Jungen machen?
    „Nehmen Sie ihn einfach mit nach draußen und lassen Sie ihn toben“, hatte ihm die Frau am Hotelempfang geraten.
    Und hier war er nun und ließ Jeremy toben. Genau das tat der Junge. Er rannte so schnell durch die Ruine, dass sein blondes Haar im Wind flatterte, aber wenigstens interessierte er sich für etwas. Während des gesamten Fluges hatte er immer wieder „Sind wir gleich da?“, gefragt, bis Adam sich verzweifelt auf die Hand biss, um nicht loszubrüllen.
    Im Moment balancierte Jeremy auf den Überresten des Aquädukts, über das die Villa einst mit Wasser versorgt worden war. Allerdings reichten die Bögen bis zum Rand der Klippe, an der die Villa errichtet worden war. Adam runzelte die Stirn. Es war Zeit, die Rolle als Vater ernst zu nehmen und seinen Sohn zu warnen.
    „Jeremy!“, rief er. „Geh nicht so nahe an den Rand! Das ist gefährlich!“
    Der Junge warf ihm bloß einen Blick zu und lachte. Adam schüttelte den Kopf. Welcher Sechsjährige lachte mit einem dermaßen hämischen Unterton, als würde er es genießen, Erwachsene zu quälen? Adam entschied, dass er unbedingt ein neues Kindermädchen einstellen musste, diesmal eine Frau mit starken Nerven, und er sollte es schnell tun.
    „Bleib vom Rand weg!“, rief er energisch.
    Jeremy kam zwar vom Aquädukt herunter, kletterte anschließend
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