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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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Pfarrhaus.
    Eine halbe Stunde später
händigte ein Knabe Peppones Frau einen Brief aus, der wörtlich besagte:
    »Lieber Genosse Senator, da
mich die kulturelle Kundgebung von morgen sehr interessiert, werde ich
unfehlbar kommen.
    Inzwischen erlaube ich mir,
diese Frage an Dich zu richten: Warum suchst Du Unheil? Grüße vom Genossen
Tarocci .«
    Es geschah noch in derselben
Nacht, daß Peppone unvermutet nach Rom verreisen mußte.
    Und am folgenden Morgen war
Smilzo genötigt, den Rundgang durchs Dorf nochmals zu machen, um auf die
Plakate einen Streifen zu kleben:
    »Wegen unvorhergesehener
schwerer Verpflichtungen des Redners wird die kulturelle Kundgebung auf ein
späteres Datum verschoben .«
    Auch diesmal befand sich
Smilzo, nachdem er von der Leiter gestiegen war, die er unter dem Plakat an die
Mauer des Pfarrhauses gelehnt hatte, vis-à-vis von Don Camillo.
    »Schade«, bedauerte Don
Camillo. »Wer weiß, wie lange der Klerus noch in der Dunkelheit des finstern
Mittelalters verharren muß !«
    Nachdem Smilzo die Leiter an
sich genommen und die Zone der Sicherheit wiedergewonnen hatte, antwortete er
ihm:
    »Sorgt Euch nicht deswegen,
Hochwürden. Im rechten Augenblick werden wir Euer Hirn aufhellen !«
    In der Folge ergab es sich, daß
das Datum der Kundgebung nicht neu festgelegt wurde. Der Regen sorgte dafür,
daß die Plakate von den Mauern verschwanden, und niemand sprach mehr von der
Geschichte.
     
    Sechs Monate später begann Don
Camillo, während er im Eßzimmer des Pfarrhauses Papiere ordnete, daran zu
zweifeln, daß er sein Abenteuer wirklich erlebt hatte, denn er konnte zu keiner
lebenden Seele davon reden. Vielleicht war es ein Traum gewesen.
    Aber eines Morgens kam der
Mesner und sagte, ein Fremder wolle ihn sprechen. Don Camillo bat ihn, diesen
einzulassen, und sah kurz darauf den Genossen Nanni Scamoggia vor sich
erscheinen.
    Einen solchen Besuch hatte er
nie erwartet, und eine Zeitlang fehlten ihm die Worte.
    »Wieso bist du hier ?« stammelte er schließlich.
    »Weil die Züge auch romaufwärts
verkehren«, antwortete Scamoggia. »Ihre Adresse habe ich von dem Genossen
Bottazzi erfahren .«
    »Ich verstehe«, brummte Don
Camillo, der nichts verstanden hatte. »Und warum bist du zu mir gekommen ?«
    Der Genosse Scamoggia war immer
noch der gleiche Bulle und bewies es mit der Art und Weise, wie er seine
Zigarette anzündete und sich in den Schaukelstuhl beim Kamin hinflegelte. Aber
seine Frechheit amüsierte Don Camillo nicht mehr, der die Augen voller Tränen
der Genossin Nadia Petrowna nicht vergessen hatte.
    »Ich sitze in der Patsche,
Genosse... Hochwürden«, erklärte Scamoggia. »Es handelt sich um das bewußte
Mädchen .«
    »Was hat's gegeben ?«
    »Vor zwei Monaten ist sie in
Rom angekommen, zusammen mit einer Delegation sowjetischer Frauen. Sie ist
abgehauen und ist geblieben .«
    »Und du?«
    Scamoggia hob die Schultern.
    »Als kämpfender Kommunist und
Zellenchef konnte ich unmöglich mit einer Genossin, die das sowjetische
Vaterland und die Partei verraten hat, verkehren .«
    »Und dann ?« warf Don Camillo ein.
    »Dann mußte ich, um sie
heiraten zu können, der Partei die Kündigung einreichen«, erklärte Scamoggia
und warf seinen Stummel weg.
    »Ist das die Patsche ?«
    »Nein«, antwortete Scamoggia,
»das Unglück besteht darin, daß ich sie vor einem Monat geheiratet habe, und
seit einem Monat raubt sie mir die Ruhe, weil ihr die staatliche Heirat nicht
genügt. Sie will auch kirchlich getraut sein .«
    Don Camillo schaute ihn
aufgeheitert an.
    »Wenn das ganze Unglück darin
besteht, ist es nicht der Rede wert«, bemerkte er.
    »Für Euch nicht. Vielen Dank!
Aber für einen wie den Unterzeichneten, dem es den Magen kehrt, wenn er von
Priestern reden hört, und der vom ersten bis zum letzten alle aufknüpfen würde,
ist das Unglück groß .«
    »Verstehe, Genosse«, rief Don
Camillo. »Jeder ist frei, zu denken, was er für am besten hält. Aber wenn du so
denkst, warum bist du gekommen, um es ausgerechnet mir zu sagen ?«
    »Damit es wenigstens ein
Priester mit einigen Milderungsgründen ist, wenn ich ausgerechnet von einem
Priester übers Ohr gehauen werden soll. Schließlich seid Ihr ein Ex-Genosse wie
ich, in einem gewissen Sinne. Und in einem gewissen Sinne seid Ihr auch mein
Ex-Zellenchef .«
    »Ich kann dir nicht unrecht
geben«, gab Don Camillo ehrlich zu.
    Daraufhin wandte sich Scamoggia
zur Tür, schrie »A Na !«
    und es erschien die Genossin
Nadia Petrowna, die,
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