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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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dem Priester angezündet werden .«
    Peppone ging grußlos weg, und
Don Camillo lief in die Kirche.
    Es gab keinen Kandelaber, der
die riesige Kerze fassen konnte, aber in der Sakristei fand er einen großen,
schweren Bronzetopf, der dem Zwecke dienen konnte.
    Als Don Camillo die Kerzen auf
den Altar gestellt hatte, zündete er sie an und sagte dann:
    »Herr, Peppone hat sich Eurer
erinnert .«
    »Auch deiner, wenn ich mich
nicht täusche«, antwortete Christus lächelnd.
     
    Als der alte Bischof den langen
Bericht gelesen hatte, ließ er Don Camillo kommen.
    »Jetzt«, sagte er, als er vor
ihm erschien, »erzähle mir alles, was du geschrieben hast, und auch das, was du
nicht geschrieben hast .«
    Don Camillo erzählte einen
halben Tag lang, und am Schluß rief der Bischof aus:
    »Das ist nicht möglich!
Bekehrung des Genossen Tavan, Bekehrung des Genossen Gibetti, Befreiung des
Genossen Rondella, Befreiung des Rumänen aus Neapel, Messe und Kommunion für
die alte polnische Frau, Weihe der Ehe ihrer Tochter mit dem Vermißten, Taufe
ihrer sechs Kinder, Beichte des Auswanderers und seine Ehrenrettung, Messe für
die toten Soldaten auf dem Friedhof. Dazu achtzehn Absolutionen in articulo mortis . Damit
noch nicht zufrieden, bist du auch Zellenchef geworden! Und das alles in sechs
Tagen und im Lande des Antichrists! Das ist nicht möglich !«
    »Exzellenz, wenn mein Wort
nicht genügt, wenn die Aufnahmen und die Briefe nicht genügen, so ist da auch
das Zeugnis des Senators .«
    »Auch noch das Zeugnis eines
Senators !« stöhnte der alte Bischof. »Dann ist das
Unglück nicht mehr aufzuhalten !«
    Don Camillo sah ihn mit
aufgerissenen Augen an.
    »Verstehst du nicht, mein
Sohn«, fuhr der alte Bischof fort, »wenn sich die Dinge so verhalten, werde ich
gezwungen sein, dich zum Monsignore zu machen .«
    Don Camillo kniete nieder. » Domine, non sum dignus ! « sagte er und hob den Blick zum Himmel.
    Der alte Bischof schüttelte den
Kopf.
    »Das gleiche habe ich vor
vielen Jahren gesagt. Aber niemand hat mir Gehör geschenkt. Möge Gott dich
beschirmen, mein Sohn !«
     
    Ein weiterer Monat ging vorbei,
und Don Camillo dachte immer weniger an sein unglaubliches Abenteuer, als er
eines Morgens beim Verlassen der Kirche auf den Genossen Smilzo stieß, der mit
großem Fleiß ein Plakat auf die Vordermauer des Pfarrhauses klebte.
    Don Camillo ließ ihn seine
Arbeit fertigmachen. Aber als Smilzo von der Leiter gestiegen war und sich
wandte, stand er ihm vis-à-vis und erkundigte sich:
    »Genosse! Wie wäre es, wenn
jemand, die Tatsache nutzend, daß der Leim noch frisch ist, das Plakat von der
Mauer löste und es dich fressen ließe ?«
    Smilzo lachte.
    »Hochwürden, der Mensch, der
das fertigbrächte, muß noch geboren werden .«
    »Nimm den Fall, auf Grund einer
verfluchten Hypothese, daß dieser Kerl vor einem Haufen Jahren geboren wäre und
sich in diesem Augenblick vor dir befände !«
    Don Camillo hatte den Smilzo
bei den Armen gepackt und erweckte den Eindruck, ihn nicht mehr loslassen zu
wollen.
    »Dann«, gab Smilzo zu, »wäre
die Lage anders .«
    Don Camillo änderte das
Register brüsk.
    »Komme ich jemals, um auf die Fassade
des Volkshauses Plakate zu kleben ?« fragte er drohend.
»Also, warum kommt ihr, um die Mauer meines Hauses mit eurem politischen
Irrsinn zu besudeln ?«
    »Es handelt sich nicht um
Politik«, berichtete Smilzo. »Es ist ein Plakat, das sich auf eine neutrale
kulturelle Veranstaltung bezieht .«
    Ohne seinen Griff zu lösen,
schaute Don Camillo nach oben und las, daß am nächsten Abend im Saal des
Gemeindetheaters der Senator Giuseppe Bottazzi, von einem Besuch der
Sowjetunion zurückgekehrt, über seine Reise sprechen und auf jede Frage, die
von den Bürgern an ihn gerichtet würde, antworten wollte.
    Don Camillo ließ Smilzo los.
    »Das ändert die Sache«, gab er
zu. »Du hast recht. Hier handelt es sich um eine kulturelle Kundgebung ohne
jeden politischen Hintergedanken. Wo bekommt man die Eintrittskarten ?«
    »Freier Eintritt für alle«,
erklärte Smilzo und rückte Rock und Rippen wieder zurecht. »Jedermann kann
intervenieren und Fragen stellen .«
    »Auch ich?«
    »Auch der Bischof samt der
ganzen Kurie«, antwortete Smilzo und sprang vorsichtig ein paar Schritte
zurück. »Wir arbeiten vor allem, damit die Priester sich Kultur verschaffen .«
    Smilzo war schon aus der
Gefahrenzone heraus, doch hatte Don Camillo ganz andere Dinge im Kopf als den
Smilzo und ging wortlos ins
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