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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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Herr
Auriol wörtlich: »Eines Tages, am 1. Januar 1952, sandte er mir – indem er mich
an meine Diskussionen mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer meiner Gemeinde
erinnerte –, als Neujahrsgeschenk das Buch von Guareschi, ›Die kleine Welt des
Don Camillo‹, mit folgender Widmung: ›Herrn Vincent Auriol, Präsident der
Französischen Republik, zu seiner Zerstreuung und als geistiges Vergnügen.
    Unterzeichnet: J. Roncalli,
Apostolischer Nuntius ‹ .«
    Der Don Camillo des Jahres 1959
ist genau der gleiche Don Camillo des Jahres 1952, und ich habe diese
Geschichte veröffentlichen wollen – obwohl sie zeitfremd ist – zur Zerstreuung und (verzeiht die Überheblichkeit) zum geistigen Vergnügen der wenigen
Freunde, die mir in dieser verwirrten Welt geblieben sind.
     
    Roncole-Verdi, 16. August 1963                          Der Verfasser

Das Goldfieber
     
    D ie Bombe platzte am Montag
gegen Mittag, als die Zeitungen eintrafen.
    Einer vom Dorf hatte beim
Sport-Toto den Treffer gemacht und zehn Millionen Lire gewonnen. Die Zeitungen
nannten einen gewissen Pepito Sbezzeguti, aber im Dorf gab es keinen Pepito und
keinen Sbezzeguti.
    Der Steuereinnehmer, der vom
aufge regten Volk bestürmt wurde, breitete die Arme aus:
    »Am Samstag war Markt, und ich
habe Formulare an Fremde verkauft. Es wird einer von denen sein. Sicher kommt
er zum Vorschein .«
    Hingegen kam weniger als nichts
zum Vorschein, und das Volk quälte sich weiter, weil es fühlte, daß Pepito
Sbezzeguti ein Name war, der falsch tönte. Der Sbezzeguti ging noch an: Es
mochte unter den Fremden einen Sbezzeguti geben. Aber einen Pepito – nein.
    Wenn einer Pepito heißt, dann
kann er sich an keinem Dorfmarkt, wo man Heu, Vieh und Käse handelt,
beteiligen.
    »Für mich ist das ein
vorgetäuschter Name«, sagte im Verlauf einer langen Unterhaltung der Mühlenwirt,
»und wenn jemand einen solchen Namen verwendet, dann bedeutet das, daß er kein
Fremder, sondern einer vom Dorfe ist, der nicht erkannt sein will .«
    Es handelte sich um eine recht
ungenaue Schlußfolgerung, aber sie wurde als die schlüssigste Logik
aufgenommen, und die Leute, die sich nicht mehr um die Fremden bekümmerten,
lenkten alle ihre Aufmerksamkeit auf die Einheimischen.
    Und die Nachforschungen wurden
mit so wildem Eifer betrieben, als ob es nicht darum ginge, den Gewinner einer
Lotterie, sondern einen Verbrecher zu finden.
    Ohne wilden Eifer, aber mit
sichtlicher Teilnahme beschäftigte sich auch Don Camillo mit der Angelegenheit.
Und weil ihn dünkte, daß Christus seine Tätigkeit als Spürhund nicht mit
übertriebenem Wohlwollen bemerkte, rechtfertigte sich Don Camillo:
    »Jesus, nicht aus ungesunder
Neugier tue ich das, sondern aus Pflichtgefühl. Weil jedermann, der von der
göttlichen Vorsehung eine große Wohltat erhalten hat, diese jedoch geheimhält,
es verdient, der Verachtung des Nächsten ausgeliefert zu werden .«

    »Don Camillo«, antwortete
Christus, »festgestellt und nicht nur zugegeben, daß die göttliche Vorsehung
sich mit dem Sport-Toto abgibt, habe ich den Eindruck, daß die göttliche
Vorsehung keine Reklame braucht. Zudem ist es die Sache an sich, die zählt. Und
die Sache ist in allen wesentlichen Einzelheiten bekannt: Jemand hat beim Spiel
eine große Summe gewonnen.
    Warum mühst du dich ab,
herauszubringen, wer dieser Glückliche ist? Nimm dich lieber jener Menschen an,
die vom Glück nicht begünstigt sind, Don Camillo !«
    Don Camillo hatte jedoch einen
Nagel mitten im Gehirn, und das Rätsel Pepito reizte ihn immer mehr.
    Endlich erhellte ein Blitz die
Finsternis.
    Don Camillo hätte am liebsten
die große Glocke geläutet, als er den Schlüssel zu diesem Namen entdeckte. Er
vermochte der Versuchung, sich ans Seil der großen »Gertrude« zu klammern, zu
widerstehen, doch widerstand er nicht einer anderen Versuchung – jener nämlich,
den Mantel anzuziehen und einen Rundgang durchs Dorf zu machen.
    Als er nach wenigen
Augenblicken vor der Werkstatt Peppones angekommen war, vermochte er auch nicht
der Versuchung zu widerstehen, allda stehenzubleiben und den Kopf
hineinzustrecken, um den Bürgermeister zu begrüßen:
    »Guten Tag, Genosse Pepito!«
    Peppone hörte mit Hämmern auf
und schaute ihn mit entgeisterten Augen an:
    »Was wollt Ihr sagen,
Hochwürden ?«
    »Nichts! Pepito ist schließlich
nichts anderes als eine Verkleinerung von Peppone. Und dann erweist es sich
auch als seltsamer Zufall, daß Sbezzeguti, wenn
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