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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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nötig, um seine Zunge
zu lösen.
    Endlich keuchte Peppone: »Ich
ertrag' es nicht mehr !«
    Peppone zog unter dem Mantel
ein Paket hervor, das in Zeitungspapier gewickelt war, und legte es auf den
Tisch.
    »Seit ich dieses Zeug im Hause
habe«, sagte er traurig, »kann ich nicht mehr schlafen .«
    Es handelte sich um die famosen
zehn Millionen vom Sport-Toto, und Don Camillo erwiderte: »Bring das Geld auf
eine Bank .«
    Peppone verzog sein Gesicht.
    »Ihr sagt es nicht im Ernst!
Ein kommunistischer Bürgermeister, der plötzlich zehn Millionen, deren Herkunft
er nicht nachweisen kann, auf sein Konto einzahlt!«
    »Wechsle sie in Gold um und
vergrab es irgendwo!«
    »Das bringt nichts ein .«
    Don Camillo war sehr müde, aber
seine Geduld war noch nicht erschöpft.
    »Genosse«, sagte er gelassen,
»sehen wir zu, daß wir's erledigen: Was willst du von mir ?«
    Peppone rückte mit seinem
Anliegen heraus:
    »Hochwürden, jener berühmte
Kommendatore, der das ihm anvertraute Geld so gut verwaltet...«
    »Ich kenne ihn nicht«,
unterbrach ihn Don Camillo.
    »Ihr müßt ihn kennen. Er gehört
zu euch. Einer, der sich der Priester als Mittelsmänner bedient und sie sich
dadurch verpflichtet, daß er Kirchen, Klöster, Bruderschaften und dergleichen
beschenkt.«
    »Ich weiß, wer es ist, doch
habe ich mit ihm nie in Verbindung gestanden .«
    »Hochwürden, Ihr könnt mit ihm
in Verbindung treten, wann Ihr wollt. Der Pfarrer von Torricella ist einer
seiner Agenten .«
    Don Camillo schüttelte betrübt
den Kopf: »Genosse«, sagte er, »Gott hat dir einen Finger hingestreckt; warum
willst du die ganze Hand an dich reißen ?«

    »Hochwürden, Gott hat mit der
Sache nichts zu tun. Das Glück hat mir geholfen, und jetzt muß ich ein Kapital
zum Zinsen bringen .«
    »Dann ist alles einfach. Geh
zum Pfarrer von Torricella und laß dich dem Kommendatore vorstellen !«
    »Das ist nicht möglich. Ich bin
allzu bekannt. Wenn mich jemand sähe, wie ich um das Pfarrhaus von Torricella
streiche oder um den Palast des Kommendatore, wäre ich erledigt.
    Stellen wir uns vor: Die
Kommunisten, die die Klerikalen finanzieren! Wenn ich die Moneten gebe und
dabei ungenannt bleibe, handelt es sich um eine reine Wirtschaftsfrage. Wenn
ich sie als bekannter Kommunist gebe, wird eine politische Frage daraus .«
    Der Sache mit dem famosen
Kommendatore, der ihm anvertrautes Geld mit fünfzig und sechzig Prozent
verzinste und Klöster, Kirchen, Kapellen, Bruderschaften usw. beschenkte, hatte
Don Camillo immer mißtraut. Anderseits war der Pfarrer von Torricella ein alter
Ehrenmann, und wenn seine Pfarrei ein Kino, einen Spielplatz und ein Schwimmbad
besaß, so daß er imstande war, allen Teufeleien, die von den Roten organisiert
wurden, um die Jungen einzufangen, die Waage zu halten, so war dies dem famosen
Kommendatore zu verdanken.
    Don Camillo verlor seine Ruhe
nicht. »Ich will nichts damit zu tun haben«, schloß er. »Morgen abend zu dieser Stunde wird der Pfarrer von Torricella hier
im Hause sein. Ich werde euch allein lassen, und ihr könnt euch verständigen .«
    Am folgenden Abend traf Peppone
in der Stube Don Camillos den Pfarrer von Torricella. Don Camillo ließ sie
allein.
    Hernach wurde von der ganzen
Angelegenheit nicht mehr gesprochen, aber ein Jahr später wurde Peppone zum
Senator gewählt, und ein kleiner Satan fing an, um Don Camillo herumzustreichen,
ihn an der Kutte zu zupfen und ihn Tag und Nacht aufzureizen.
    »Peppone ist der ärgste der
Undankbaren«, lispelte das Teufelchen in Don Camillos Ohr. »Du hast dich ihm
gegenüber so redlich aufgeführt, als du gingst, um die zehn Millionen für ihn
einzuziehen, und was hat der Lump aus Dankbarkeit getan?
    Kaum war er zum Senator
gewählt, hat er auf dem Platz eine haarsträubende Rede gehalten !«
    Jawohl, Don Camillo hatte diese
Rede gehört. Eine Rede voll Aufgeblasenheit, Anmaßung und mit spöttischen Anspielungen
auf »einen gewissen Pfarrer, der sich irrsinnig ins Zeug gelegt hatte, um den
Sieg des Volkes zu verhindern, indem er alberne Beweisgründe gebrauchte, und
der, wenn er fähig wäre, die Glocken zu läuten, höchstens das Amt eines
Glöckners bewältigen könnte.«
    Lange hatte der kleine Satanas
Don Camillo gestichelt:
    »Warum erzählst du den Leuten
nicht die Geschichte vom geheimen Multimillionär und Genossen Peppone ?«
    Don Camillo hatte ein Jahr lang
gekämpft, um sich vom kleinen Satanas zu befreien, und als er ihn endlich
abgeschüttelt hatte, tauchte
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