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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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unversehens das Plakat Peppones auf.
    In jenen Tagen war der
schändliche Betrug des famosen Kommendatore ans Licht gekommen. Es gab einen
riesigen Skandal, und auf seinem Höhepunkt hatte der unselige Senator Peppone
das Dorf mit einem Plakat tapezieren lassen, das sich mit wütender Heftigkeit
auf die »Schacherpriester« stürzte, »die, um Geld zu erraffen, nicht gezögert
hatten, Komplizen eines Betrügers zu werden und die armen, naiven Gläubigen
täuschten und sie ihrer erschwitzten Ersparnisse beraubten«.
    Eine schauerliche Sache!
    Gegenüber soviel
Unverschämtheit hatte Don Camillo beschlossen, die Bombe zum Platzen zu
bringen.
    Peppone kehrte ziemlich oft ins
Dörfchen zurück, war dort aber nicht mehr der frühere Peppone, sondern eine bis
zu den Augen von Würde geschwollene Persönlichkeit, die mit einer dicken Mappe
voll wichtigster Akten reiste und die besorgte Miene jener zur Schau trug, auf
deren Schultern das Gewicht einer enormen Verantwortung lastet.
    Er grüßte die Leute mit
Zurückhaltung und flößte den armen Genossen eine schreckliche Scheu ein.
    »Ich werde in Rom darüber
berichten .« »Ich werde mich in Rom danach erkundigen«,
schloß er bedeutsam, wenn ihm irgendein Problem vorgesetzt worden war.
    Er trug dunkle Anzüge,
Doppelreiher, einen Hut wie Bürger von hoher Stellung und zeigte sich nie ohne
Krawatte in der Öffentlichkeit.
    In dem berühmten Plakat kamen
faustdicke
    Rechtschreibefehler vor, aber
da es der Mensch ist, der den Stil macht, erschien den Lesern alles so
unumstößlich, daß jedes spöttische Lächeln erstickte.
    Don Camillo lauerte Peppone auf
und faßte ihn, als er um elf Uhr nachts nach Hause kam.
    »Verzeihung«, sagte Don
Camillo, während Peppone sich mit dem Schloß der Haustüre abmühte, »entweder
irre ich mich, oder Ihr seid auch einer der armen naiven Gläubigen, die von
skrupellosen Priestern, Komplizen des Betrügers, ausgeplündert wurden ?«
    Peppone mußte ihn hineinlassen,
und Don Camillo ging sofort zum Angriff über.
    »Genosse Senator, jetzt ist die
Reihe an mir. Ich werde dafür sorgen, daß ganz Italien hinter deinem Rücken
grinst. Ich werde die ganze Geschichte erzählen: Wort für Wort. Deine Wähler
sollen erfahren, wie der Genosse Senator, mit einem Priester als Mittelsmann,
die Partei hintergangen und den Fiskus bemogelt hat, nachdem er zehn Millionen
beim Sport-Toto gewonnen hatte. Und wie er nochmals die Partei bemogelt und den
Fiskus hintergangen hat, als er die zehn Millionen dem famosen Kommendatore
anvertraute und ihm so half, die Sache jener, die ihr als Feinde des Volkes
bezeichnet, zu unterstützen.«
    Der Senator wölbte die Brust:
    »Ich werde Sie wegen übler
Nachrede verklagen! Sie können nichts beweisen .«
    »Ich werde alles beweisen. Dein
Name figuriert im Kundenverzeichnis des Kommendatore. Die Zinsen wurden dir
durch Schecks bezahlt, und ich kenne die Nummern der Schecks und die Beträge .«
    Peppone trocknete sich die
schweißbedeckte Stirne.
    »Sie werden nie eine solche
Lumperei vollbringen«, sagte er.
    Don Camillo setzte sich ruhig
hin und zündete seinen halben Toskano an.
    »Es ist keine Lumperei«,
erklärte er. »Es ist die richtige Antwort auf dein Plakat .«
    Peppone platzte beinahe vor
Wut; er riß sich die Jacke vom Leib, warf sie auf das Sofa und löste die
Krawatte. Dann setzte er sich Don Camillo gegenüber.
    »Es ist eine unnütze Bosheit«,
brüllte er, »ich habe das Kapital verloren...«
    »Aber du hast zwei Jahre lang
riesige Zinsen eingesackt und beinahe gleichgezogen .«
    Peppone fühlte sich in der
Schlinge. Da er von der Verzweiflung überwältigt war, sagte er eine Dummheit:
    »Hochwürden, genügen Ihnen drei
Millionen ?«
    Don Camillo machte ein böses
Gesicht: »Genosse Senator, einen solchen Vorschlag hättet Ihr mir nie machen
dürfen. Das werdet Ihr noch büßen .«
    Er zog eine Zeitung aus der
Tasche, entfaltete sie und wies auf einen kurzen Artikel.
    »Wie Ihr seht, Senator, bin ich
im Bilde: Ich weiß, daß Ihr die wichtige Aufgabe habt, die zehn Aktivisten,
ausgewählt in ganz Italien, zu bestimmen, die Ihr selbst auf einer Reise nach
der Sowjetunion begleiten werdet. Ich werde Euch nicht in Eurer Arbeit stören.
Die Ernte wird erst eingebracht, wenn Ihr in Rußland seid. Die Verwirrung, in
die Eure Chefs geraten werden, wird das Vergnügen vermehren .«
    Peppone hatte nicht einmal mehr
die Kraft zu reden. Seit zu vielen Jahren kannte er Don Camillo; er begriff,
daß ihn diesmal
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