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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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den
Senatoren, wenn sie dich mit einem halben Toskano im Munde sähe. Wirklich eine
alte vornehme Dame, diese Pensionsmutter! Ausgezeichnet der Einfall, ihr zu
erklären, du wärest ein unabhängiger Senator. Denk dir, welche Enttäuschung,
wenn sie entdeckte, daß du Kommunist bist !«
    Peppone warf die Zigarette weg
und lockerte ein wenig die Krawatte, die ihm den Hals einengte.
    »Sicher fühltest du dich vorher
freier, mit dem losen Nastuch am Hals«, fuhr der Mann fort. »Aber ein Senator
darf nicht hemdsärmlig sein wie ein Mechaniker vom Land. Und dann bist du ja
erst noch ein wichtiger Funktionär und hast ein Büro mit Marmorboden und dem
Telefon auf dem Schreibtisch .«
    Peppone warf einen Blick auf
die Uhr.
    »Sorge dich nicht«, kicherte
der Kerl, »niemand findet an deiner Tätigkeit etwas auszusetzen. Du hast gute
Arbeit geleistet, und die Genossen, die du nach Rußland bringen sollst, sind
mit der größten Umsicht ausgewählt worden. Dir fehlt nur noch einer .«
    Peppone nahm den Hut ab und
trocknete den Schweiß, der seine Stirne netzte.
    »Der Verfluchte !« keuchte er.
    Der Kerl zog ein anderes
Register:
    »Freund, wer halst dir das auf ?« fragte er. »Warum drängst du dich in den Sumpf? Laß Hüte
und Hampelmänner, wo sie sind, und kehr nach Hause zurück !«
    »Das kann ich nicht«, stöhnte
Peppone.
    Da blieb der Kerl stehen. »Auf
Wiedersehen morgen«, sagte er, »und daß Gott dir Gutes beschere !«
    Sie waren bei der Haltestelle
des Autobusses angelangt.
    Peppone sah, wie der Kerl sich
entfernte und in der Menge verlor. Der Kerl, der ihn jeden Morgen vor der
Pension erwartete: der hemdsärmlige und glückliche Peppone von früher, der am
Anfang jeden Tages kam und dem gutgekleideten und unglücklichen Peppone von
heute das versucherische Liedchen sang: »Kehre zurück auf dein Land, wo es so
gut um dich stand !«
     
    Im Autobus fand er sich einem
Burschen gegenüber, der in die »Unità« vertieft war. Er hielt sie ausgebreitet
vor sich hin, und das mit solchem Bemühen, daß sie wie auf ein Blatt Sperrholz
aufgeleimt schien.
    Peppone konnte das Gesicht des
Mitfahrers, das völlig vom Papiervorhang verdeckt wurde, nicht erkennen, hielt
es aber in Anbetracht der herausfordernden Absicht und der Übertreibung dieser
Pose für das Gesicht eines Dummkopfs.
    »Das Abzeichen der Partei stolz
im Knopfloch zu tragen, ist die Pflicht eines jeden Mitstreiters, aber jede
Übertreibung wirkt sich nachteilig aus !« Dies hatte
Peppone festgestellt und dekretiert, als vor vielen Jahren der Fulmine sich bis
zum Nullpunkt hatte scheren lassen, aber auf dem Scheitel seines leuchtenden
Kürbisses noch eine gewisse Anzahl kurzer Haare stehen ließ, die deutlich das
Emblem von Sichel und Hammer wiedergaben.
    Das war der Grund gewesen,
warum Don Camillo den Fulmine mit einer Ohrfeige abgedeckt hatte, indem er ihn
anschrie, wenn die Monstranz vorbeikomme, hätte er den Hut zu ziehen. Und
deshalb zog Fulmine jedesmal, wenn er dem Don Camillo begegnete, tief den Hut
und machte eine Verneigung, um Don Camillo das Wunder zu zeigen, das er auf
seinem Scheitel trug.
    Peppone seufzte: »Das waren
schöne Zeiten .« Die Politik hatte die Geister noch
nicht vergiftet, und mit vier Ohrfeigen gelang es immer, gleicher Meinung zu
sein und unnützes Reden zu vermeiden.
    Der unbekannte Leser der
»Unità« senkte die Zeitung, und Peppone mußte sich gestehen, daß er nicht das
Gesicht eines Dummkopfs hatte. Wahrscheinlich waren seine Augen ausdruckslos,
aber eine große Brille mit einer schweren Fassung und dicken dunklen Gläsern
erlaubte nicht, das mit Sicherheit festzustellen. Der Mann trug einen einfachen
hellen Anzug und einen ganz gewöhnlichen grauen Hut.
    Auf alle Fälle war es ein
bemerkenswert unsympathischer Mensch, und Peppone ärgerte sich, als er ihn beim
Verlassen des Autobusses wieder vor sich fand.
    »Mein Herr«, fragte ihn das
Individuum, »können Sie mir den Weg zeigen... ?«
    Er ließ ihn nicht ausreden.
    »Ich kann Ihnen nur einen Weg
zeigen«, brüllte er, »den Weg, der zur Hölle führt .«
    »Mich interessiert gerade der«,
entgegnete ruhig der andere.
    Peppone holte mit großen
Schritten aus, und der Mann folgte ihm. Er fand Peppone fünf Minuten später in
einem kleinen, verlassenen Café an einem abseitigen Tischlein sitzen. Peppone
stürzte ein großes Glas Eisgekühltes hinunter; dadurch erlangte er die nötige
Ruhe, um eine verständige Unterhaltung mit dem Individuum zu führen.
    »Der
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