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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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Spaß hat lange genug
gedauert«, stellte er fest.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte
der andere. »Er hat erst begonnen .«
    »Sie werden doch nicht hoffen,
ich nähme die Sache ernst !«
    »Ich hoffe es nicht, ich
fordere es .«
    »Don Camillo!«
    »Ich heiße einfach Genosse
Tarocci .« Er zog einen Paß aus der Tasche, prüfte ihn
und reichte ihn Peppone: »Ganz genau, Camillo Tarocci, Typograph .«
    Peppone betrachtete das
Dokument mit Widerwillen und drehte es lange zwischen den Händen:
    »Falscher Name, falscher Paß«,
rief er aus. »Alles falsch.«
    »Nein, Genosse. Es ist ein
echter Paß, der von den Behörden dem Bürger Camillo Tarocci, Typograph,
ausgestellt wurde. Ich strenge mich an, ihm zu gleichen. Wenn du daran
zweifelst, hier der Beweis !«
    Don Camillo holte aus der
Brieftasche eine Karte hervor, die er Peppone hinstreckte. Dabei erklärte er:
    »Ausweis der kommunistischen
Partei, ausgestellt auf den Genossen Camillo Tarocci, Typograph. Alles echt.
Alles in Ordnung.«
    Peppone wollte etwas sagen,
doch Don Camillo kam ihm zuvor:
    »Genosse, verwundere dich
nicht! Es gibt Genossen, die zwar wie Genossen erscheinen, die jedoch
andersgeartet sind.
    Genosse Tarocci ist einer von
denen, und er zählt zu den geschätztesten Elementen seiner Sektion. Du hast die
Sektion gebeten, dir fünf verdiente Genossen zu bezeichnen, und dann wähltest
du den Genossen Tarocci. Mich! Während er vierzehn Tage Ferien in den Römischen
Hügeln macht, werde ich also mit dir nach Rußland kommen, werde jedes Ding
aufmerksam beschauen und nach meiner Rückkehr ihm alles und jedes erzählen, was
der Genosse Tarocci gesehen hat .«
    Es war für Peppone nicht
leicht, wieder ins Geleise zu kommen; als ihm das
gelungen war, versicherte er:
    »Ich weiß nicht, ob es die
Hölle gibt; es interessiert mich auch nicht, der Frage auf den Grund zu gehen.
Wenn es sie gibt, dann geht Ihr sicher hin, Hochwürden .«
    »Einverstanden, dann gehen wir
dorthin, Genosse .«
    Peppone verzichtete darauf,
länger zu widerstehen.
    »Hochwürden«, sagte er mit
müder Stimme, »warum wollt Ihr mich erledigen ?«
    »Niemand will dich erledigen,
Genosse. Meine Anwesenheit in Rußland wird nichts an der russischen
Wirklichkeit ändern.
    Was gut ist, wird gut bleiben,
und was schlecht ist, wird schlecht bleiben. Wovor hast du Angst? Befürchtest
du vielleicht, daß dort nicht jenes Paradies ist, das deine Zeitungen preisen ?«
    Peppone zuckte die Achseln,
ohne ein Wort zu sagen.
    »Auf alle Fälle«, versicherte
Don Camillo, »hoffe ich, daß dort nicht jene Hölle ist, von der meine Zeitungen
sprechen .«
    »Welch ein Edelmut der Gefühle !« rief Peppone spöttisch aus.
    »Welche Uneigennützigkeit!«
    »Ich bin nicht uneigennützig«,
erklärte Don Camillo, »ich hoffe, daß es den Leuten gutgeht, denn wenn es
jemand gutgeht, bewegt er sich nicht und setzt sich nicht in die Nesseln der
andern .«

    Darauf ging eine Woche vorbei,
und es kam der Tag, da der Genosse Camillo Tarocci der kommunistischen Sektion
Vattelapesca die Mitteilung erhielt, er wäre aus denen, die von der Sektion
vorgeschlagen worden seien, ausgewählt worden.
     
    Ein paar Tage später fand sich
der Genosse Don Camillo mit seinem braven Fiberkoffer in der römischen
Bolschewistenzentrale ein, zusammen mit den andern neun
    »Auserwählten«.
    Ein junger Funktionär musterte
die Mannschaft, die der Genosse Senator ihm vorgestellt hatte, und sprach die
dem Anlaß entsprechenden, kurzen und kategorischen Worte:
    »Genossen, ihr reist mit einem
genauen Auftrag ab. Ihr habt nicht nur für euch zu beobachten und zu lauschen,
sondern auch für die andern, damit ihr nach eurer Rückkehr Freunden und Feinden
erklären könnt, wie freundlich das Leben im arbeitsamen Land des Sozialismus
ist, dem Leuchtturm des Fortschritts und der Zivilisation. Das ist eure Mission !«
    Peppone erbleichte wie ein
Toter, der an Blutarmut gestorben ist, als Don Camillo das Wort verlangte:
    »Genosse, es wäre nicht der
Mühe wert, so weit zu reisen, nur um den Genossen zu erklären, was sie schon
bestens wissen, und den Feinden, was sie nie zugeben werden. Die Mission, die
uns die Partei anvertraut, sollte meines Erachtens die sein, den sowjetischen
Genossen das freundliche und dankbare Lächeln des ganzen echten italienischen
Volkes zu übermitteln, weil dieses endlich von der grausamen Kriegsdrohung
erlöst ist .«
    »Natürlich, Genosse !« knurrte durch die Zähne hindurch der junge Funktionär.
»Das
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