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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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Setzt den Fall, daß –
    sagen wir – Euch irgendein
Unfall passiert... Was tue ich, um zu beweisen, daß dieses Geld mir gehört ?«
    »Geh ruhig zu Bett. Der Koffer
ist versiegelt, und dein Name ist draufgeschrieben. Ich denke an alles .«
    »Ich verstehe, Hochwürden.
Immerhin ist es besser, wenn ich die Moneten in meinem Hause habe .«
    Don Camillo merkte aus der
Stimme einen Unterton heraus, der ihm nicht gefiel. Und da änderte er
unversehens auch seine Tonart.
    »Von welchen Moneten sprichst
du ?« fragte er.
    »Von meinen! Von jenen, die Ihr
für mich in Rom einkassiert habt.«
    »Du bist verrückt, Peppone. Du
träumst. Nie habe ich dir gehörendes Geld einkassiert .«
    »Der Zettel gehörte mir«,
schnaubte Peppone, »ich bin Pepito Sbezzeguti .«
    »Aber auf allen Mauern steht ja
gedruckt, daß du es nicht bist!
    Deine Erklärung!«
    »Ich bin's! Pepito Sbezzeguti
ist das Anagramm von Giuseppe Bottazzi .«
    »Stimmt nicht! Pepito
Sbezzeguti ist das Anagramm von Giuseppe Bottezzi. Du nennst dich Bottazzi,
nicht Bottezzi.
    Mein Onkel heißt Giuseppe
Bottezzi; für ihn habe ich den Zettel eingelöst .«
    Peppone schrieb mit zitternder
Hand Pepito Sbezzeguti auf den Rand der Zeitung, die auf dem Tisch lag; dann
schrieb er seinen Namen und verglich.
    »Verflucht !« schrie er. »Ich habe ein e an Stelle des a gesetzt! Aber das Geld gehört mir !«
    Don Camillo ging ruhig die
Treppe hinauf, um ins Bett zurückzukehren, und Peppone folgte ihm, wobei er
ständig wiederholte, daß die Millionen ihm gehörten.
    »Rege dich nicht auf, Genosse«,
mahnte ihn Don Camillo, betrat sein Zimmer und legte sich zu Bett. »Ich werde
die zehn Millionen gewiß nicht essen. Ich werde sie für deine Sache
verbrauchen, für die Sache des Volkes, indem ich sie an die Armen verteile .«
    »Zum Teufel die Armen«, schrie
Peppone außer sich.
    »Reaktionäres Schwein«, rief
Don Camillo aus, indem er es sich zwischen den Decken bequem machte. »Geh
hinaus und laß mich schlafen !«
    »Gebt mir mein Geld, oder ich
bringe Euch um wie einen Hund«, heulte Peppone.
    »Nimm deine Schweinerei und
mach, daß du fortkommst !«
    murrte Don Camillo, ohne sich
umzuwenden.
    Der Koffer stand allda auf der
Kommode. Peppone ergriff ihn und versteckte ihn unter dem Mantel; dann
verschwand er.
    Don Camillo hörte, wie die
Haustüre zuschlug; er seufzte.
    »Herr«, sagte er streng, »warum
ihn gewinnen lassen, was sein Untergang ist? Der Ärmste verdient keine solche
Strafe !«
    »Zuerst wirfst du mir vor, daß
er keinen Preis dieser Art verdient; jetzt wirfst du mir vor, daß dieses Geld
eine ungerechte Strafe ist. Klar, ich errate deine Gedanken nie, Don Camillo«,
antwortete Christus.
    »Jesus, ich rede nicht mit Euch,
ich rede mit dem Sport-Toto«, erklärte Don Camillo und schlief endlich ein.

Die Erpressung
     
    » H err«, sagte Don Camillo, während er vor dem Altar
stand, »er hat es zu arg getrieben, und ich werde ihn erledigen .«
    »Don Camillo«, erwiderte der
gekreuzigte Christus, »auch jener, der mich ans Kreuz schlug, hat es zu arg
getrieben, aber ich habe ihm verziehen .«
    »Der Euch ans Kreuz schlug,
wußte nicht, was er tat. Peppone wußte es genau, und seine Hinterlist kann
keinen Anspruch auf Mitleid machen .«
    »Don Camillo«, erkundigte sich
Christus lächelnd, »findest du nicht, daß du in bezug auf Peppone besonders
streng bist, seit er Senator geworden ist ?«
    Don Camillo, der sich von den
Worten Christi grausam getroffen fühlte, konnte seine Verbitterung nicht
verbergen.
    »Herr«, rief er aus, »Ihr
würdet nicht so reden, wenn Ihr mich wirklich kenntet !«
    »Ich kenne dich«, versicherte
Christus mit einem Seufzer.
    Don Camillo besaß die Gabe der
Bescheidenheit.
    Er bekreuzigte sich, wobei er
eine Verbeugung andeutete, und glitt hinaus.
    Draußen jedoch erwartete ihn
eine neue Bitternis, weil irgendein Unseliger eben, ausgerechnet neben der Türe
des Pfarrhauses, ein Exemplar des Plakates angeschlagen hatte, jenes Plakates,
das der Grund seiner Wut war und das eine mindestens zwei Jahre alte Geschichte
an die Oberfläche spülte.
     
    An einem trüben Winterabend,
während Don Camillo zu Bett gehen wollte, hatte jemand an die Türe des
Pfarrhauses geklopft.
    Es handelte sich um Peppone,
doch hatte man Mühe, ihn zu erkennen, so durcheinander war er.
    Don Camillo brachte ihn zum
Sitzen und schob ihm ein Glas Wein hin, das der arme Kerl in einem einzigen Zug
hinunterstürzte. Aber es waren noch zwei weitere Gläser
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