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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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PROLOG
    Sie ritten in einer Wolke aus rotem Staub in den Hof. Vier junge Adlige, vor Entrüstung kochend und angestachelt durch Wein, stürmten in den Töpferschuppen und zerrten die Frau an den Haaren heraus. Sie schleiften sie über den Boden, durch Reste zertrümmerter Statuen in den Hof hinaus, wo der Rauch aus den Brennöfen allmählich die Luft kreidig werden ließ. Einer der Männer brach ihr mit Tritten seines Stiefels den Kiefer. Dann stellte er sie an die Wand einer Lehmhütte. Ihre Knie gaben nach, und er ließ sie fallen. Danach machten sie sich auf die Suche nach ihrem Mann.
    Zunächst hielten sie fälschlicherweise Klumpfuß Ryn für den, den sie suchten; erst als Ryns kreischende Kinderschar sich mit geballten Fäusten auf die vier stürzte, wurde den Aristokraten klar, dass sie sich geirrt hatten. Weinend verriet Ryns Frau ihnen, wo sie den Mann finden konnten, dessen sie habhaft werden wollten.
    Er hielt sich im Keramikatelier der Männer auf. Die Haare auf seinen muskulösen Armen waren mit dem blauem Staub aus dem Mörser vor ihm bedeckt. Er sagte kein Wort, sondern legte nur sorgfältig den Stößel zurück in den Mörser. Einfach so.
    Sie zerrten ihn in den Innenhof hinaus, obwohl die Gewaltanwendung unnötig war, denn er leistete keinerlei Widerstand. Sie banden ihm Füße und Hände mit den Riemen seiner eigenen Sandalen und stopften ihm einen Knebel aus Lehm und Spreu in den Mund. Nein, nehmt ihn wieder raus!, befahl einer der vier. Sie soll seine Schreie hören.
    Als sie fertig waren, führten sie einen Jährling heran, mannshoch und doppelt so lang. Seine Schwingen zitterten, und seine Schuppen waren noch zusammengeschoben. Seine Klauen jedoch waren voll ausgebildet. Es war einer der Drachen des Kriegerfürsten. Sie banden den Mann aufrecht an ein Wasserfass, stellten ein leeres darauf und füllten es mit Steinen, damit es nicht umkippte. Anschließend peitschten sie den Jährling und warfen ihm Erdklumpen und Steine gegen den Kopf, um ihn wütend zu machen. Schließlich griff er den Gefesselten an.
    Zwischen zwei Atemzügen wurden dem Mann die Eingeweide herausgerissen. Danach allerdings hatten die Adligen Schwierigkeiten, das Biest wieder unter Kontrolle zu bringen; sie versuchten es mit Maulstöcken und Pfeilen aus ihren Blasrohren; und die Fetzen aus weißen Sehnen und Fleisch, die sich im Hof verteilten, stammten nicht nur von dem Gefesselten, sondern auch von dem Kind eines Töpfers und einem der Aristokraten.
    Lasst euch das eine Lehre sein! , brüllte der blauäugige blonde Adlige, auf dessen Stiefeln das Blut aus dem Mund der Frau trocknete. Lasst euch das eine Lehre sein, die ihr nicht vergesst!
    Ich kann Euch versichern, Ihr blauäugiger Blonder, keiner hat sie vergessen. Weder die Clansleute des Töpfers, die von da an die brutalsten Gefolgsleute der Brutstätte Re waren, noch die Frauen, die Schläge für echte und eingebildete Missetaten erdulden mussten. Und ganz gewiss nicht die Kinder der Töpfer, welche den Horror dieses Tages mitansehen mussten. Sie wurden, das war das Schlimmste, ihr ganzes Leben lang von den beiden Schreien verfolgt, die der Gefesselte hatte hervorstoßen können, ein Mann, der ein Meister seines Handwerks gewesen war, ein Gebieter und ein Vater.
    Mein Vater.
    Die Frau mit dem gebrochenen Kiefer war meine Mutter.
    Nein, ich darf Euch versichern, blauäugiger Blonder, diese Lektion hat wahrlich niemand vergessen. Am wenigsten ich, Zarq Kavarria Darquel. Denn diese Lektion hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.
    Ich schreibe dies nieder, damit die Menschen meines neuen Landes, diese schroffen, impulsiven Fremden, es verstehen und daraus lernen, ohne solches je mitansehen zu müssen, wie ich und die anderen Kinder der Töpfer es mussten, vor so vielen Bergen, Narben und Jahren.

1
    M ein erste Erinnerung war weißer Staub.
    Kühl und luftig legte er sich auf meinen Kopf wie ein Segen. Fein, körnig und scharf war sein Geschmack, den ich später als Kaolin kennenlernen sollte, Porzellanerde. Das leise Schlagen der Hämmer, mit denen trockene Lehmklumpen in kleine Stücke zerschlagen wurden, und das Knirschen der Rollen, die das Granulat zu Pulver zerdrückten. Der ungebrochene Rhythmus der Hände, die Luftblasen aus dem feuchten Lehm kneteten, ihr dumpfes Schlagen, so zuverlässig und laut wie ein Herzschlag.
    Ich war eine geborene Danku Rishi Via, die Tochter eines Leibeigenen aus dem Töpferclan, auf dem Drachensitz bekannt als Brut Re. Ich hatte dort
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