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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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entschlossen war, irgendwie in der Gesellschaft aufzusteigen, und er war auch von mir besessen, seiner jüngsten Tochter, Zarq.
    Ja, so war mein Vater: besessen von drei vollkommen unterschiedlichen Frauen.
     
    Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hörte, als jemand meine Mutter mit dem Wort Djimbi belegte. Damals war ich neun Jahre alt. Meine Mutter, meine Schwester und ich besuchten das Mombe Taro, die jährliche Zeremonie, bei der die ausgewählten Jungen öffentlich in die Lehre des Drachenmeisters treten.
    Dono stand neben mir, stieß mit den Ellbogen, schubste und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Als wir jünger waren, hatten wir miteinander gespielt, und ich genoss seine Gesellschaft, auch wenn er darauf bestand, dass ich ihn mit seinem vollen Namen ansprach, Yelis Dono.
    Er hätte gar nicht neben mir stehen dürfen, der junge Dono. Trotz seiner neun Jahre wurde er bereits als Mann betrachtet, und die Männer sollten sich auf der einen Seite der Straße der Geißelung aufstellen, der Straße, die beim Mombe Taro benutzt wurde und deren andere Seite den Frauen und Kindern vorbehalten war. Da jedoch die Männer hinter den Mönchen stehen mussten, wurden sie fast taub von den lauten Schlägen gegen die zeremoniellen Wasserbecken der Mönche und geblendet von dem reflektierenden Zinn und dem Wasser. Während also etwa die Hälfte der Männer diese Spaltung beachtete, drängte sich der Rest auf der Seite der Frauen an dieser Straße der Schmerzen. Was von den Tempelhütern geflissentlich übersehen wurde.
    Allerdings muss ich anmerken, dass sich niemals auch nur eine Frau auf die Seite der Männer verirrte.
    Wir waren den ganzen Morgen gelaufen, um gegen Mittag die Straße der Geißelung zu erreichen. Der durchdringende Geruch nach Drachendung aus den Ställen, nach verfaulenden Nestern und wiedergekäuter Drachennahrung legte sich wie eine pelzige Schicht auf meine Zunge. Waisi stand links neben mir, zwickte mir in den Hals und beschwerte sich, dass sie nichts sehen konnte. Dono stand zu meiner Rechten.
    »Sieh doch, sieh!«, krähte er. »Sie kommen!«
    Die Schreie der Menge, welche den Weg säumte, übertönten für einen Moment sogar den Lärm der Wasserbecken.
    Die Ersten Heiligen Hüter von Brut Re kamen aus den größten Ställen, gewandet in ihre prächtigen Roben in schillerndem Porphyr, Indigoblau und Grün. Sie hielten ihre Blicke starr geradeaus gerichtet. Jeder von ihnen trug einen ehernen Tiegel mit geweihtem Öl und einen Wedel, den sie in das Öl tauchten und über die Peitschenschranke schlugen, welche die Mitte der Straße entlang verlief. Sie bewegten sich so anmutig, dass die Fühler auf ihren Dreispitzen kaum zitterten.
    Jetzt weiß ich, was mir damals noch unbekannt war. Diese Fühler sind nicht echt. Die echten, die ehrfürchtig von dem Leichnam jedes gestorbenen männlichen Drachen entfernt werden, werden von dem Ashgon persönlich behütet, dem Heiligen Berater des Imperators und nominellen Führer des Ranon ki Cinai, des Tempels des Drachen. Damals jedoch war ich wie betäubt, als ich diese eleganten, schillernden Fühler sah, die sich über den Köpfen der Männer bogen.
    »Sie können ssie besser riechen, wenn ssie ssie tragen«, schrie Dono, dessen Lispeln durch seine Aufregung verstärkt wurde. »Sie können ssie genausso gut riechen wie ein Drachenbulle!«
    Ich bezweifelte, dass das stimmte. Wenn ein Hüter die Geruchsfühler eines toten Drachenbullen trug, verbesserte das wohl kaum die Empfindlichkeit der Nase des Mannes. Aber ich hütete meine Zunge. Brut-Frauen werden gelehrt, Aussagen der Männer nicht infrage zu stellen.
    »Ich kann nichts sehen!«, schrie Waisi, deren Schreie jedoch in dem Sturm aufgeregten Gebrülls und Geredes untergingen.
    Nur die Mönche blieben gelassen; ihre Gesichter wirkten durch die harten Reflexionen des Zinns und des Wassers flach und silbrig. Sie saßen mit verschränkten Beinen auf dem Boden und säumten die ganze Straße, vor sich die Schalen mit Wasser. Bis auf ihre Lendenschurze waren sie nackt, ihre hageren Körper von dem Staub bedeckt, den die Menschenmenge aufwirbelte. Unablässig bewegten sie ihre schmächtigen Arme, in der Linken einen Metallstab, mit dem sie gegen die Wasserschalen schlugen, die sie mit der Rechten drehten, damit das Wasser darin wirbelte. Damit erzeugten sie einen unheimlichen, atonalen Klang, einen wabernden Gong, der sowohl metallen als auch flüssig schien.
    Ein solches Geräusch wollte man des Nachts
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