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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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gewiss nicht hören.
    Den Ersten Heiligen Hütern folgte der Tempelälteste unserer Brut, hinter ihm der Ranreeb der Dschungelkrone, der Heilige Vorsteher des Brutkollektivs, zu dem auch Brut Re gehörte. Es bezeugte Res Rang, dass der Ranreeb anwesend war. Mutter hatte erzählt, dass er an dem Mombe Taro in ihrer heimischen Brutstätte nie teilgenommen hatte.
    Der Ranreeb hatte ein riesiges, verächtliches Gesicht, das fast in dem gewaltigen Doppelkinn, den beinahe obszönen Fettwülsten um seinen Hals verschwand. Ich starrte auf das Gesicht über der prachtvollen Robe aus schillernden Bullenschuppen; die waren echt, nicht nachgemacht.
    »Wie kann ein so hässlicher Mann heilig sein?«, fragte ich laut.
    Waisi ignorierte meine Frage. »Geh zur Seite, Zarq! Geh endlich zur Seite!«
    »Heho, Heho!«, schrie Dono, der wie ein verrückter Affe herumsprang. »Da kommen sie.«
    Sie kamen tatsächlich: die Schüler.
    Die Novizen kamen zuerst; einige stolperten und waren aschfahl vor Entsetzen, andere hatten die Zähne zusammengebissen und hielten den Nacken steif; ihre Blicke waren nicht auf heute, morgen, ja, nicht einmal auf die nahe Zukunft gerichtet, sondern auf eine ferne Zeit, wenn sie vielleicht selbst der Achtung und Ehrfurcht der Menge teilhaftig werden würden. Es war eine Traumzeit, eine Fantasiezeit.
    Ihnen folgten die Diener. Sie waren einige Jahre älter, und ihre Zahl war weit geringer. Sie waren genauso furchtsam wie die Novizen, aber sie vermochten ihre Angst mit Disziplin und Tollkühnheit zu beherrschen. Auf ihren Hälsen, Oberkörpern, Rücken, Armen und Waden leuchteten die Narben von früheren Mambo Taros. Sie wussten, was sie an diesem Tag erdulden mussten, und zwar aus eigener Erfahrung.
    Als Letzte kamen die längjährigen Schüler des Drachenmeisters, welche die Straße der Geißelung schon viele Male durchschritten hatten und deren Körper Reliefs aus Narben waren, Landkarten aus Wunden. Es waren nur sieben, alle zwischen sechzehn und zwanzig. Sie hatten die Arena betreten und überlebt. Sie alle brannten darauf, den Meister-Status zu erreichen, der nächste Drachenmeister der Brutstätte Re zu werden. Ihre Aussichten darauf waren eher gering. Eine Drachenklaue, ein Maul oder ein anderer Schüler würde sie früher oder später in einen Bestattungsturm befördern. Vielleicht dieses Jahr, möglicherweise nächstes Jahr.
    Aber solche Überlegungen hatten im Kopf eines langjährigen Schülers keinen Platz.
    Ihre Erektionen bemerkte ich sofort. In Wahrheit hatte ich darauf gewartet, ebenso wie Waisi und Kobos Zwillinge, Rutvia und Makvia. Wir vier stießen uns an und kicherten. Mutter stand hinter uns und zog mit ihren kräftigen Töpferhänden an den Zöpfen von Waisi und den Zwillingen. Sie riss sogar an meinen schorfigen Borsten, was mir sofort die Tränen in die Augen trieb. Wir nahmen die Ermahnung ernst. Es war unklug, in der Gegenwart so vieler Männer den Phallus zu verspotten.
    Yelis Dono hüpfte immer noch wie ein Verrückter neben mir herum.
    »Schau dir nur dessen Größe an!«, brüllte er. »Das ist ein Schwanz, heho!« Er zupfte an seinem eigenen kleinen Ding unter seinem schmutzigen Lendenschurz.
    Giftschwanz wurden sie genannt. Ich hatte gehört, wie die Männer des Töpferclans sie respektvoll knurrend so nannten. Ich hatte denselben Begriff auch von den Frauen gehört, die dabei eine bemüht ausdruckslose Miene an den Tag legten, um ihre Meinung zu verbergen. Verständlich, denn Frauen verehren den Giftschwanz nicht so wie Männer. Sie sehen ihn als das, was er ist: eine unkontrollierbare Reaktion auf ein bevorstehendes Ereignis, und dazu eine ziemlich alberne Reaktion.
    Donos Ehrfurcht war mir damals ein Rätsel, das noch durch seine Behauptung vertieft wurde, wozu ein Giftschwanz in der Lage war: Er konnte eine Frau töten! Ein Baby verkrüppeln! Lüsterne in taube, blinde und unfruchtbare Idioten verwandeln!
    Die einzige Wahrheit zu dem Thema, die ich kannte, war, was ich mit eigenen Augen sah. Die langjährigen Schüler wirkten ziemlich albern, wie sie über die Straße zur Peitschenschranke watschelten, wobei ihre Penisse ihnen den Weg zu weisen schienen.
    Der Drachenmeister, der Cinai Komikon, kam als Letzter, mit deutlichem Abstand zu seinen Untergebenen. Er trug keine Tempelkleidung, sondern nur einen Lendenschurz. Sein Schmuck waren eine Menge bösartiger weißer Narben. In seinen Armen lagen die Giftpeitschen, die in der Sonne ölig schwarz glänzten.
    Der Lärm der Menge
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