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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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für
die Zeitung«, bemerkte Don Camillo betrübt. »Wenn er die Millionen gewonnen
hätte, würde er sich hüten, etwas Derartiges drucken zu lassen. Außer er habe
den Gewinn schon einkassiert oder einkassieren lassen .«
    »Er hat sich nie von hier
fortbegeben«, versicherte ihm Barchini. »Er wird vom ganzen Dorfe überwacht .«
    Es war schon spät, und Don
Camillo ging zu Bett.
    Aber nachts um drei Uhr kam
man, ihn zu wecken. Es war Peppone.
    Peppone kam vom Gemüsegarten
her, und als er im Hausgang war, spähte er erst eine Weile durch die halboffene
Türe. Er war äußerst erregt.
    »Ich hoffe, niemand hat mich
gesehen«, sagte er schließlich.
    »Mir scheint, ich werde dauernd
beschattet .«
    Don Camillo betrachtete ihn
besorgt.
    »Bist du nicht zufällig
verrückt geworden ?«
    »Nein. Ich habe auch keine
Angst, daß ich es werde .«
    Er setzte sich und wischte sich
den Schweiß ab.
    »Rede ich mit dem Priester oder
mit dem Dorfblatt ?« wollte er dann wissen.
    »Das hängt von dem ab, was du
mir sagen wirst .«
    »Ich bin da, um mit dem
Priester zu sprechen .«
    »Der Priester hört dich an«,
sagte Don Camillo ernst.
    Peppone drehte ein Weilchen den
Hut zwischen den Händen.
    Schließlich beichtete er:
»Hochwürden, ich habe eine große Lüge gesagt. Pepito Sbezzeguti – das bin ich .«
    Don Camillo hörte die Bombe
krachen, und für einige Minuten stockte ihm der Atem.
    »Dann bist du also derjenige,
der beim Sport-Toto die zehn Millionen gewonnen hat«, rief er aus, nachdem er
seine fünf Sinne wieder beieinander hatte. »Warum hast du es nicht gleich
gesagt ?«
    »Nicht einmal jetzt habe ich es
gesagt, weil ich mit dem Priester spreche. Ihr müßt Euch nur mit der Lüge
beschäftigen .«
    Aber den Don Camillo
beschäftigten die zehn Millionen, und nachdem er Peppone mit Verachtung
gemustert hatte, fuhr er ihn mit glühenden Worten an:
    »Schande! Ein Genosse, ein
Proletarier, der zehn Millionen gewinnt! Überlaßt den bürgerlichen Kapitalisten
solche Schweinereien! Ein braver Kommunist muß sein Geld im Schweiße seines
Angesichts verdienen .«
    Peppone schnaubte:
    »Hochwürden, mir ist's nicht
ums Scherzen. Es wird doch kein Verbrechen sein, beim Toto mitzumachen !«
    »Ich scherze nicht und sage
nicht, daß es ein Verbrechen sei, beim Sport-Toto zu gewinnen. Ich behaupte
nur, daß ein braver Kommunist nicht beim Sport-Toto spielt .«
    »Dummes Zeug! Alle spielen !«
    »Schlimm. Besonders schlimm in
deinem Fall, weil du ein Chef bist, einer von denen, die den Kampf des Proletariats
anführen sollen. Das Sport-Toto ist eine der listigsten Waffen, die das
kapitalistische Bürgertum erfunden hat, um sich gegen das Proletariat zu
verteidigen. Eine ungemein wirkungsvolle Waffe, die überdies das Bürgertum
nichts kostet! Im Gegenteil: sie bringt ihm großen Verdienst. Ein guter
Kommunist unterstützt das Sport-Toto nicht, er bekämpft es wie wild .«
    Peppone schüttelte zornig den
Kopf.
    »Rege dich nicht auf, Genosse !« fuhr Don Camillo fort.
    »Alles, was dazu dient, dem
Arbeiter vorzutäuschen, er könne sich den Wohlstand mit Mitteln erwerben, die
nicht der proletarischen Revolution entstammen, ist dem Wohlstand des Volkes
zuwider und der Sache der Feinde des Volkes nützlich.
    Indem du das Sport-Toto
begünstigst, verrätst du die Sache des Volkes !«
    Peppone hob die Arme und ballte
die Fäuste:
    »Hochwürden«, schrie er, »hören
wir auf, die Dinge stets mit der Politik zu vermengen !«
    »Genosse! Ist die Revolution
proletarisch ?« Peppone stampfte vor Wut mit den Füßen.
»Ich verstehe dich, Genosse«, schloß Don Camillo lächelnd, »im Grunde hast du
recht. Besser heute zehn Millionen als morgen die proletarische Revolution .«
    Don Camillo schürte das Feuer;
nach einigen Minuten wandte er sich wieder an Peppone.
    »Bist du bloß gekommen, um mir
zu sagen, daß du zehn Millionen gewonnen hast ?«
    Peppone schwitzte. »Wie fange
ich es an, sie einzukassieren, ohne daß jemand etwas merkt ?«
    »Du gehst selber hin .«
    »Das kann ich nicht, man
überwacht mich. Und dann kann ich überhaupt nicht mehr selber gehen. Morgen
kommt die Erklärung heraus .«
    »Schicke jemanden, der dein
Vertrauen hat .«
    »Ich habe zu keinem Vertrauen .«
    Don Camillo schüttelte den
Kopf: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll .«
    Peppone hielt ihm einen
Umschlag vor die Nase: »Gehen Sie das Geld holen, Hochwürden !«
    Peppone stand auf und ging
hinaus. Don Camillo blieb und betrachtete den
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