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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo
Autoren: Giovannino Guareschi
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Umschlag.
     
    Don Camillo reiste noch am
gleichen Morgen, und nach drei Tagen war er zurück. Als er eintraf, war es spät
am Abend, und bevor er seine Wohnung aufsuchte, begab er sich zum Hauptaltar,
um mit Christus zu reden.
    Er hatte ein Köfferchen bei
sich, das er auf die Balustrade vor dem Altar setzte. Er öffnete es. »Jesus«,
sagte er mit gestrenger Stimme, »dies sind zehn Bündel von hundert Noten zu je
zehntausend Lire. Total zehn Millionen für Peppone. Ich erlaube mir, Euch die
einfache Bemerkung zu machen, daß dieser Gottlose keinen Preis dieser Art
verdient .«
    »Sag es denen vom Sport-Toto«,
riet ihm Christus.
    Don Camillo ging mit seinem
Köfferchen hinaus, und als er im ersten Stock des Pfarrhauses war, schaltete er
dreimal das Licht ein und aus, wie es mit Peppone vereinbart worden war.
    Peppone, der auf der Lauer lag,
antwortete, indem er zweimal das Licht seines Schlafzimmers andrehte und
löschte.
    Zwei Stunden später langte er
im Pfarrhaus an, bis zu den Augen im Mantel versteckt. Er trat vom Gemüsegarten
her ein und verriegelte die Türe.
    »Also ?« fragte er Don Camillo, der in der Stube wartete.
    Don Camillo begnügte sich, ihm
ein Zeichen zu geben. Er deutete auf den Koffer, der auf dem Tische stand.
    Peppone näherte sich und
öffnete mit zitternden Händen das Köfferchen. Als er die Banknotenbündel
erblickte, bedeckte sich seine Stirne mit Schweiß.
    »Zehn Millionen ?« flüsterte er.
    »Zehn Millionen; du kannst sie
zählen .«
    »Nein, nein!« Er betrachtete
immerzu die Notenbündel.
    »Gewiß«, seufzte Don Camillo,
»zehn Millionen sind eine sehr schöne Beute, heute wenigstens. Aber was sind
sie morgen wert? Eine besorgniserregende Notiz genügt, um den Wert des Geldes
zu zerstören und aus diesen Millionen einen Haufen Papier zu machen .«
    »Man müßte sie sofort anlegen«,
sagte Peppone mit ein wenig Furcht. »Mit zehn Millionen läßt sich ein hübscher
Grundbesitz erwerben. Boden bleibt Boden...«
    » ›Der Boden den Bauern‹, sagt
der Kommunismus; nicht
    ›der Boden den Schmieden‹. Sie
nehmen dir alles weg. Der Kommunismus ist zum Siegen bestimmt. Die Welt geht
nach links, lieber Genosse .«
    Peppone fuhr fort, die
Banknoten anzustarren.
    »Gold«, sagte er, »Gold muß man
jetzt kaufen. Das kann man verbergen .«
    »Und dann, wenn du es verborgen
hast, was machst du damit?
    Wenn der Kommunismus kommt,
wird alles rationiert und verstaatlicht, und das Gold mußt du lassen, wo es
ist, weil du nichts kaufen kannst .«
    »Und es ins Ausland schicken ?«
    »O weh! Wie irgendein
Kapitalist! Überdies müßte man es nach Amerika bringen, weil Europa ohne
Zweifel ganz kommunistisch wird. Und dann wird auch Amerika, weil es allein
geblieben ist, vor der Sowjetunion kapitulieren müssen .«
    »Amerika ist stark«, sagte
Peppone. »Nach Amerika kommen sie nie .«
    »Das weiß man nicht: Die
Zukunft liegt in den Händen Rußlands, Genosse .«
    Peppone seufzte, dann setzte er
sich.
    »Mir dreht sich der Kopf,
Hochwürden. Zehn Millionen!«
    »Nimm die Ware und trage sie
heim. Aber schicke mir den Koffer zurück. Der gehört mir .«
    Peppone stand auf: »Nein,
Hochwürden! Bitte, behaltet alles.
    Wir werden morgen darüber
reden. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr .«
    Peppone ging. Don Camillo nahm
den Koffer, stieg zum ersten Stock empor und warf sich aufs Bett.
    Er war todmüde, jedoch gelang
es ihm nicht, viel zu schlafen, weil man ihn um zwei Uhr morgens weckte, und er
hinuntergehen mußte. Es war der völlig vermummte Peppone mit seiner Frau.
    »Hochwürden«, erklärte Peppone,
»versucht mich zu begreifen... Meine Frau möchte gern wissen, wie zehn
Millionen aussehen .«
    Don Camillo holte den Koffer
und stellte ihn wieder auf den Tisch.
    Kaum erblickte Peppones Frau
die Banknoten, wurde sie bleich. Don Camillo wartete geduldig, bis der
Augenschein vollzogen war. Dann schloß er den Koffer und begleitete Peppone und
seine Frau zur Türe.
    Er kehrte ins Bett zurück, doch
um drei Uhr morgens mußte er wieder hinunter.
    Und wieder hatte er Peppone vor
sich.
    »He? Ist die Pilgerfahrt noch
nicht zu Ende ?«
    Peppone schlug die Arme
auseinander. »Hochwürden, ich bin gekommen, um den Koffer mitzunehmen .«
    »Jetzt? Nicht im Traum! Ich
habe ihn schon auf dem Estrich versteckt. Sei versichert, daß ich nicht
hinaufsteigen werde, um ihn herunterzuholen. Komm morgen! Ich bin müde und mir
ist kalt. Hast du vielleicht kein Vertrauen ?«
    »Darum geht es nicht,
Hochwürden.
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