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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord
Autoren: Karen Ranney
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betrachtete.
    Sie hatte noch nie Menschen wie die MacRaes kennengelernt.
    Ians Haar war an den Schläfen altersweiß, das Gesicht von Furchen durchzogen, aber ansonsten stand der große, breitschultrige Mann seinen Söhnen an Jugendlichkeit nicht nach. Leitis, die Matriarchin des Clans, hatte mehr Falten und gewisse Schwierigkeiten beim Aufstehen und Gehen, aber das Lachen eines jungen Mädchens. Ihre leuchtend blauen Augen, in denen jetzt der Schalk blitzte, fanden sich bei ihren beiden älteren Söhnen wieder.
    Doch was Mary faszinierte, war eher ihr Wesen als ihre äußere Erscheinung. Leitis hatte sie sofort als neues Familienmitglied in die Arme geschlossen und Ian ebenso.
    Dann war da Alisdair, der Gilmuir wiederaufgebaut hatte, jedoch darauf bestand, die Lorbeeren dafür mit seiner Frau Iseabal zu teilen.
    »Sie ist diejenige, die dafür sorgte, dass Gilmuir fertig wurde«, sagte er und schickte ihr ein Lächeln ans andere Ende der Tafel. »Das Einzige, was ich an ihr auszusetzen habe, ist, dass sie von Zeit zu Zeit darauf besteht, mein Gesicht zu skulptieren. Sie sollte ihr Talent nicht an mich verschwenden.«
    »Ganz meine Meinung.« James hob seinen Pokal. Er und seine Frau Riona waren erst eine Stunde zuvor angekommen.
    Der jüngste MacRae-Bruder unterschied sich äußerlich ebenso von Hamish wie dieser von Alisdair. Douglas wirkte genauso distanziert wie ihr Ehemann bei ihrer ersten Begegnung, und sie fragte sich, ob der junge Mann wohl ebenso tiefe Gefühle verbarg. Er war ihrem Blick bisher zweimal begegnet und hatte beide Male sofort wieder weggesehen. Wenn er angesprochen wurde, antwortete er sofort, und er lächelte oft, aber Mary hatte trotzdem den Eindruck, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    Ein lautes Klopfen an die eisenbeschlagene Eichentür unterbrach Leitis mitten im Satz.
    Alisdair stand auf und entschuldigte sich lächelnd.
    »Er scheint sich zu freuen«, bemerkte Mary.
    Hamish wandte sich ihr zu. »Er hat eine Überraschung für unsere Mutter.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als ein Riese von Mann mit einem breiten Grinsen hinkend die Halle betrat. Leitis stand auf und starrte den Ankömmling, die geballten Fäuste an ihren Rock pressend, mit aufgerissenen Augen an. Mary war sich nicht schlüssig, wer faszinierender zu beobachten war – Leitis, der Fremde oder die restlichen MacRaes.
    »Nun, Schwester«, dröhnte die Stimme des Mannes, »du hast keinen Geist vor dir. Willst du mich nicht begrüßen?«
    Ein Lächeln erhellte Leitis’ Gesicht, sie lief zu ihrem Bruder, und dann umarmten die beiden sich, als wollten sie einander nie wieder loslassen.
    »Das ist Fergus«, erklärte Hamish. »Sie haben sich seit mehr als dreißig Jahren nicht gesehen. Bis Alisdair nach Schottland zurückkehrte, wussten sie nicht voneinander, dass sie noch am Leben waren.«
    Nach der überschwenglichen Begrüßung stellte Fergus seine Frau vor, und Mary erfuhr, dass die beiden in ihrer Jugend ein Liebespaar gewesen waren und sich erst vor ein paar Jahren wiedergefunden hatten. Es bestand auch eine verwandtschaftliche Verbindung – die Frau war Iseabals Mutter.
    Aislin und Robbie waren schon vor Stunden zu Bett gebracht worden, aber der Säugling von James und Riona wurde herumgereicht und abgeküsst. Während Mary die große, warmherzige Familie beobachtete, spürte sie sich ein Teil davon werden.
    Gilmuir war wirklich ein wundervoller Ort, aber nicht ob seiner spektakulären Architektur, sondern durch die MacRaes, die das Castle mit Leben erfüllten.
    »Du musst mir erzählen, wie es Hamish wirklich geht«, sagte Leitis im Schutz aufbrandenden Gelächters und holte Mary damit aus ihrer Träumerei. »Männer halten ja so gerne mit der Wahrheit hinterm Berg, wenn sie glauben, sie würden uns damit beunruhigen.«
    Das wusste Mary nur zu gut. »Er ist auf dem Wege der Genesung. Die Finger lassen sich bereits bewegen, und es besteht die Hoffnung, dass er seinen Arm wieder wird benutzen können. Aber es dauert noch eine Weile, fürchte ich.« Sie konnte es gar nicht erwarten, Mr. Marshalls Apparat auszuprobieren. Allerdings würde es noch einige Überzeugungsarbeit kosten, denn Hamish hatte ihr das Überraschungsgeschenk ihres Idols ohne jede Begeisterung übergeben.
    Leitis tätschelte Marys Handgelenk. »Seine Fortschritte sind sicherlich größtenteils dir zu verdanken.«
    Hamish saß zu ihrer anderen Seite und schaute Mary alle paar Minuten an, als müsste er sich vergewissern, dass sie
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