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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord
Autoren: Karen Ranney
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kerzengerade auf und starrte Hamishs linke Hand an. Am Morgen hatte sie seinen Arm wieder massiert, aber dies war der erste Erfolg, den ihre Behandlung zeitigte.
    »Ich spüre etwas darin«, bestätigte er. »Ein Kribbeln.«
    »Kannst du den Arm bewegen?«, fragte sie aufgeregt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nur die Finger – und die auch nur ein wenig.«
    Sie strahlte ihn an. »Aber es ist ein Fortschritt! Was für eine herrliche Neuigkeit!« Sie drückte einen innigen Kuss in seine Hand.
    »Küss mich lieber auf den Mund«, sagte er lächelnd, und sie schlang die Arme um seinen Hals.
    Da war es wieder.
    Mary neigte den Kopf zur Seite. »Hörst du das nicht? Es klingt wie Donner, aber der Himmel ist wolkenlos.«
    Sie schaute aus dem Fenster und riss die Augen auf.
    »Ist das Gilmuir?«, brachte sie mühsam hervor.
    Hamish folgte ihrem Blick und nickte. »Nicht ganz so, wie ich es in Erinnerung habe«, spöttelte er, um seine Bewegtheit zu verbergen, »aber ja, das ist Gilmuir.«
    Sie hatte erwartet, dass es groß war, aber nicht, dass es das gesamte Kap beherrschte, auf dem es thronte, und den blauen See, der es auf drei Seiten umgab. Sogar das von der Landbrücke aus ansteigende Tal und die Hügel wirkten winzig im Vergleich mit der Großartigkeit des Castles.
     
    Hamish klopfte auf das Kutschendach, ein Signal für den Mann auf dem Bock anzuhalten. Als die Pferde zum Stehen gekommen waren, öffnete Hamish die Tür, klappte das Treppchen herunter und half Mary beim Aussteigen.
    »Die Mutter meines Vaters war eine MacRae, aber sie heiratete einen englischen Grafen«, erklärte er ihr. »Vor der Hochzeit bat sie sich unter anderem aus, jeden Sommer mit ihrem zukünftigen Sohn auf Gilmuir verbringen zu dürfen – und auf der Herfahrt hielten Mutter und Sohn jedes Mal an dieser Stelle an.«
    Mary blickte schweigend in die Tiefe, und ihr ehrfürchtiger Ausdruck spiegelte Hamishs Gefühle.
    Er hatte Gilmuir drei Jahre nicht gesehen, aber es hätten auch hundert sein können. Alisdairs Castle war größer als das ursprüngliche, nahm nahezu das gesamte Kap ein. Auf dem Platz der Ruinen der alten Festung und des englischen Forts stand ein viertürmiger Bau, der die ganze Gegend dominierte.
    Durch einen weitgespannten Rundbogen schaute man in einen riesigen Innenhof. Hamish fragte sich, ob die Treppe zu der Bucht wohl noch existierte oder ob Alidair einen anderen Weg dort hinunter gebaut hatte, wo sich jetzt seine Werft befand. Sie würden es bald erfahren.
    »Nun, Mary MacRae – wollen wir heim nach Gilmuir fahren?«
    Sie war offenbar in Gedanken vertieft gewesen, denn sie sah ihn verwirrt an.
    Hamish lächelte. »Dein neuer Name passt zu dir«, fand er.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich fühle mich auch wohl damit.«
    Sie stiegen wieder ein und fuhren weiter.
    Die Kutsche hielt auf der kreisrunden Zufahrt vor einer breiten Treppe, die zu einem Flügelportal aus Eichenholz führte. Zu beiden Seiten standen Laternen auf hohen Eisenpfosten, die gleichen wie an der Straße vom Tal herauf. Bei Dunkelheit musste die Zufahrt von Gilmuir ebenso imposant wie einladend wirken.
    Bevor der Kutscher vom Bock steigen konnte, hatte Hamish bereits die Tür geöffnet und half Mary aus dem Wagen. Mit einer Hand die seine ergreifend und mit der anderen ihre Röcke raffend, stieg sie an seiner Seite die Stufen hinauf.
    Wieder donnerte es.
    »Was
ist
das?«, fragte sie.
    »Kanonendonner«, erklärte Hamish, der das Geräusch in diesem Moment erkannt hatte. Er stieg die Treppe im Innenhof hinunter und starrte auf den See. Ein Schiff näherte sich, und nach den weißen Rauchwolken darüber zu urteilen, kam das Geräusch von dort.
    Mary trat neben ihn und beschattete mit der Hand die Augen.
    »Warum schießen sie auf uns?« Sie wunderte sich, dass die Bewohner von Gilmuir sich noch nicht in heller Aufregung hier versammelt hatten.
    »Das tun sie nicht«, erwiderte er amüsiert. »Sie geben Zeichen.«
    »Und weshalb?«
    »Um ihre Ankunft anzukündigen.«
    »Wer kommt denn?«
    »Mein Vater.« Lächelnd wandte Hamish sich Mary zu. »Du wirst meine Eltern kennenlernen.«
    »Es gab Zeiten, da dachte ich, ich würde dich nie wiedersehen«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Hamish drehte sich um und begrüßte seinen ältesten Bruder zum ersten Mal seit drei Jahren.
    Alisdair musterte ihn schweigend.
    »Ich habe gehört, du wurdest gefoltert?«
    Hamishs Lächeln erstarb. »Hat Brendan dir das erzählt?«
    »Unser Bruder war ungewöhnlich
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