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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord
Autoren: Karen Ranney
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schweigsam, Hamish – aber seine Mannschaft nicht.«
    »Was du gehört hast, entspricht der Wahrheit.«
    Ein kleines Mädchen und ein noch kleinerer Junge kamen über das Gras angelaufen, und Hamish fielen die Geschichten seiner Mutter darüber ein, wie es gewesen war, auf Gilmuir aufzuwachsen.
    Die Kinder rannten zu Alisdair, und er umarmte sie lachend, als sie die Ärmchen um seine Beine schlangen. Das seidige schwarze Haar und ihre Züge hatten sie von Alisdair, die leuchtend blauen Augen des Jungen waren die eines MacRae.
    »An Aislin wirst du dich noch erinnern«, Alisdair zerzauste das Haar seiner Tochter, »und der kleine Bursche hier ist Robert.«
    Hamish ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit den Kindern zu sein.
    »Dich habe ich kurz nach deiner Geburt gesehen«, sagte er zu dem Mädchen, »aber von Robert wusste ich nichts.«
    »Wir nennen ihn Robbie«, warf Aislin ein.
    »Ich kann selber reden«, erklärte Robbie indigniert.
    An diesem Punkt der Unterhaltung wurde Hamish sich seiner groben Unhöflichkeit bewusst. Er stand auf, holte die abseits stehende Mary heran und legte den Arm um sie.
    »Ich möchte dich mit meiner Frau Mary bekannt machen«, sagte er zu seinem Bruder.
    Alisdair blickte ebenso verblüfft drein wie Hamish beim Anblick der Kinder.
    »Dann bist
du
also der Engel von Inverness«, sagte er.
    »Sie mag es nicht, wenn man sie so nennt«, warf Hamish beschützend ein.
    Als hätte er es nicht gehört, streckte Alisdair Mary beide Hände entgegen. Sie legte die ihren hinein.
    »Willkommen auf Gilmuir und in der Familie«, sagte er herzlich.
    »Wusstest du, dass sie kommen?«, fragte Hamish mit einem Blick zum See. Das Schiff war die
Ionis,
anhand der Flaggen eindeutig als Flaggschiff der Handelsflotte der MacRaes zu erkennen. Nur ein Mann war berechtigt, diesen einen Wimpel zu hissen, und sein Vater tat es nur höchst selten, da er sich auf See nicht wohl fühlte.
    Alisdair war Hamishs Blick gefolgt. »Nein, ich wusste es nicht, aber ich freue mich darüber. Ich hätte nicht gedacht, dass sie nach Schottland heimkehren würden.«
    »Ich auch nicht.«
    »Sie müssen jenseits des Riffs ankern und auf dem Landweg herkommen. Es wird noch Stunden dauern, bis wir sie begrüßen können. Lasst uns hineingehen, dann könnt ihr Iseabal begrüßen. Ich erwarte James heute oder morgen.«
    Hamish sah ihn überrascht an.
    »Wir beobachten sein Schiff schon seit der Einfahrt in den Firth«, erklärte Alisdair. »Was ist mit Brendan?«
    »Ich habe ihn gebeten, etwas für mich zu erledigen, und dann kommt er ebenfalls her.«
    Als Alisdair ihn fragend ansah, wurde Hamish klar, dass er seinem älteren Bruder die Geschichte erzählen musste, von der er Mary seit dem Aufbruch aus Inverness abzulenken versucht hatte.
    Sie schob ihre Hand in die seine, er umfasste sie fest, und zusammen gingen sie hinauf zum Hauptportal von Gilmuir.

Kapitel 26
    D rei riesige Kronleuchter aus Frankreich erhellten Gilmuirs Clanhalle. Wandleuchter in den Fensternischen vertrieben die Schatten aus den Winkeln. Die in einem zarten Gelb gestrichenen Wände schienen das Licht zu reflektieren und brachten die von der Decke hängenden vielfarbigen Banner bestens zur Geltung.
    Auf der langen und breiten Tafel gaben sich Kristall, Silber, Kerzenleuchter und Platten mit allerhand Köstlichkeiten ein Stelldichein. Die Gäste saßen auf hochlehnigen, mit Gobelinstoff bezogenen Polsterstühlen.
    Marys Vergangenheit verschmolz auf seltsame Weise mit ihrer Gegenwart. Die silbernen Pokale, die man hier benutzte, stammten aus Inverness, genau gesagt aus Gordons Werkstatt. Mary hatte sie dort bewundert, als ihr Mann ein Dutzend davon in eine eigens dafür gemachte Kiste packte.
    Die Stiele der achtzehn Zentimeter hohen Kelche schmückte ein ziselierter Leopard, die Ränder ein aufwendiges Muster aus Disteln und Heideblüten. Auf drei großen Feldern der Außenflächen waren Szenen – zweifellos aus der Geschichte der MacRaes – dargestellt: ein Mönch mit Tonsur, der etwas an die Wand einer Höhle malte, eine Frau, die, über den Hals ihres Pferdes gebeugt, über eine Hecke setzte, und ein Schiff mit geblähten Segeln.
    Fröhliches Stimmengewirr erfüllte den Saal. Gelegentlich ertönte ein Ausruf oder Gelächter.
    Marys Schweigen gründete nicht in der Pracht ihrer Umgebung – ihr Heim in Inverness war voller Kostbarkeiten gewesen. Nein, was sie schweigen ließ, war die Faszination, mit der sie ihre angeheirateten Verwandten
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