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Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf
Autoren: Maximilian von Ah
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bemerkte natürlich schnell, dass dieses soziale Engagement, das so hervorragend in seine personifizierte Macht- und Marketingstrategie passte, viel Geld benötigte; Geld, das in einem Millionenkonzern auch anderswo gebraucht wurde, jedenfalls wenn der Konzern weiterhin wachsen sollte. Vielfach waren nur ganz kurzfristige Dispositionen zu treffen, denn in einem Finanzkonzern der sein Wachstum darauf abgestellt hatte mit immer mehr neuen Mitarbeitern , immer mehr neue Kunden und damit immer mehr neues Geld zu generieren, traten eben nur kurzfristige Liquiditätsengpässe auf.
       
     
    Francisco hatte sich selbst viele Jahre lang Vorwürfe gemacht. Vorwürfe, weil ausgerechnet er, der als kritischer Menschenbeobachter und Menschenkenner bekannt war, sich damals von diesem C. M. so hatte blenden lassen. Er war zwar nicht allein dieser Blendung anheimgefallen, sondern wusste sich in bester Gesellschaft mit noch hundert anderen, doch waren sie alle diesem ›Blendwerk aus Worten, Taten und Tränen‹ des C. M. gefolgt; aber als Entschuldigung ließ er das für sich nicht gelten.
    Angelina und er gehörten damals, in den Anfängen des GFS, sicher zu den kritischeren Zeitgenossen und sie hatten diesem Präsentationsprofi C. M. und seiner Unternehmensidee zunächst mit sehr vielen und sehr kritischen Fragen gegenübergestanden. C. M. hatte Francisco und Angelina oft ganz persönlich angesprochen und sie mit der Vision vom ›Sinn des Lebens in finanzieller Unabhängigkeit‹ regelrecht aufgeweicht und angefixt. Vielfach hatte C. M. sie zu persönlichen Gesprächen und Besuchen in seinen privaten Olymp im hohen Norden Deutschlands eingeladen und beiden dann versichert, dass er in Francisco Ansa einen ganz besonderen unternehmerischen Erfolgsmann mit grösstem Zukunftspotenzial sehen würde.
    Jetzt erinnerte sich Francisco wieder, damals war Angelina von einem merkwürdigen C. M.-Damenseminar zurückgekommen und sie teilte Francisco lauthals lachend mit, was C. M. all den Frauen persönlich geraten hatte: diese sollten nämlich in ihre Schlafzimmertüren einen elektronisch speziell verkabelten Türschlitz einbauen lassen der so programmiert sei, dass der Ehemann nur noch zu seiner Ehefrau hereinkäme – für Liebesspiele oder Ähnliches –, wenn er zuvor seine GFS-Wochenumsatzliste durch jenen Türschlitz seiner Frau zugeschoben und diese die Umsatzzahlen und das daraus resultierende Einkommen als ausreichend und gut per Türöffner bestätigt habe. Angelina fand damals allein schon deshalb ihren Spass daran, weil Francisco auf jenen Joke nur mit Unverständnis signalisierenden, lupfenden Augenbrauen reagierte. Erst viel später gewärtigte Francisco in alledem, selbst in solch angeblichen C. M.-Jokes, dessen subtile Strategie und Methode, mit der dieser sich einen ganz speziellen ›Inner-Circle‹ zusammenstellte. Die Mitgliedschaft in diesem inneren Führungszirkel und die persönlichen Einladungen und Huldigungen des Meisters hatten Kult- und Karrierekulminationsstatus und jeder der dabei sein wollte – und jeder wollte dabei sein –, musste sich immer wieder aufs Neue über ständig steigende Umsatz- und Mitarbeiterzahlen bei C. M. empfehlen.
    Circle-Members erhielten von C. M. dann ganz persönliche Einladungen zu C. M.-Specials, zum Beispiel in Sachen Savoir-vivre. Sollte heissen: Wie bewege und verhalte ich mich in einem Spielcasino; wie gewinne ich dort mindestens immer mein eingesetztes Geld zurück; wie esse und geniesse ich ein 7-Gänge-Menü aus der Haute Cousine etc. C. M. ließ sich bei seinen C. M.-Specials auch nicht lumpen und spendierte den Eingeladenen das notwendige Spielgeld und die Mund- und Augenexplosionen im Gourmettempel. So mancher C. M.-Special Guest wunderte sich allerdings bei diesen Anlässen, dass dieser von ihnen so bewunderte Meister und Lebenskünstler selbst jede dieser kunst- und liebevoll arrangierten Küchenkreationen wie ein Ausgehungerter und Notgetriebener schnellstmöglich verschlungen hatte, während er dazu lautstark schmatzte und schaufelartige Armbewegungen vollzog.
       
     
    C. M.-Special-Eingeladene konnten sich ausserdem sicher sein, in der Regel auch noch zu ganz besonderen GFS-VIP-Club-Reisen, in die GFS-Luxusvillen in den USA, der Karibik oder nach Südfrankreich, eingeladen zu werden. Denn als C. M.-Special-Guests hatten sie automatisch auch einen neuen Umsatzrekord generiert; ein gewollter Perpetuummobile-Effekt. Jene Reisen respektive Luxusvillen avancierten
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