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Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf
Autoren: Maximilian von Ah
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eigentlich gewöhnlichen Managementmeeting, das nach Plan ohne C. M. hatte stattfinden sollen, von C. M. auf dessen Marionettenbühne geführt worden war.
    C. M. hatte ihn nämlich aus einem Taxi heraus angerufen und zu ihm gesagt: »Herr Ansa, können wir uns bitte in 10 Minuten draussen vor dem Hotel treffen?«
    Francisco hatte sich natürlich wie von C. M. gewünscht, vor das Hotel gestellt und gewartet. Als C. M. dann aus dem Taxi gestiegen war, forderte er Francisco auf, die Rechnung seines Taxis zu übernehmen. Er selbst habe leider kein Kleingeld. Ohne Franciscos Antwort abzuwarten verschwand C. M. damals im Hotel.
    Selbstredend ging Francisco seinerzeit zu jenem Taxifahrer und fragte nach der Rechnung.
    »Das macht dann 235 Schweizer Franken, wenn Sie bitte so gut sein wollen.«
    Francisco geriet nun in eine Zwickmühle. Er war damals nämlich gerade für den GFS von Deutschland in die Schweiz umgesiedelt und hatte im Grunde immer zu wenig Bargeld bei sich, auch deshalb, weil er eigentlich alles mit seiner Kreditkarte bezahlen wollte, um eine bessere Ausgabenkontrolle für sich zu erreichen.
    Doch an diesem Tag war es ›zufällig‹ einmal anders.
    Er hatte gerade an dem Morgen 250 Franken aus dem Bankautomaten geholt, weil er seinen Kindern hoch und heilig versprochen hatte, wenigstens ein paar kleine Geschenke von seiner Geschäftsreise mitzubringen.
    Eigentlich wollte er seinerzeit 300 Franken abheben, doch der Automat weigerte sich. Francisco erinnerte sich wie er an diesem Morgen fluchte und sich wunderte, dass der Bankautomat nicht mehr Geld herausgeben wollte. Doch er wusste auch, dass seine Frau Angelina mit ihrer Zusatzkreditkarte ebenfalls Zugriff auf dieses Geschäftskonto hatte, obwohl sie eigentlich nur auf das Privatkonto zugreifen sollte. Auch glich die Bank manchmal in Eigeninitiative seine Conti untereinander, ohne vorherige Rücksprache, einfach aus, wenn eines der Konten ins Minus gerutscht war. So hatte er damals darin die mögliche Ursache seines geheimnisvollen Cash-Drains gesehen; denn eigentlich war seine letzte Provisionsabrechnung doch relativ hoch ausgefallen und so sollte das Geschäftskonto entsprechend aufgefüllt worden sein.
       
     
    Was er aber definitiv wusste, war, dass C. M. leider dafür bekannt war, dass er sich gerne hin und wieder bei einem seiner ›ausgewählten Jünger‹ Geld auslieh. Das allein wäre nun nicht weiter problematisch gewesen, wenn nicht auch bekannt gewesen wäre, dass C. M. später niemals auf eine Geldrückgabe angesprochen werden wollte. Dies wertete dieser nämlich als eine Art Misstrauen und Fehlverhalten seiner Person gegenüber.
    Francisco hatte selbst einmal den buchstäblichen Fall eines Kollegen mitbekommen, der ebenfalls Mitglied des Inner-Circle gewesen war. Dieser Kollege sprach C. M. auf eine solche Geldrückgabe an und wurde daraufhin wie eine heisse Kartoffel von ›Machiavelli‹ fallen gelassen. C. M. begrüßte diesen Kollegen nie wieder persönlich und sprach ihn auch nie wieder an respektive lud ihn nie mehr zu einem Meeting ein. Wenig später war dieser Kollege aus dem GFS verschwunden. Keiner erfuhr jemals, unter welchen Bedingungen.
       
     
    Francisco zahlte also jene Taxirechnung im Wissen um diesen CM.-Code-of-Conduct und im Wissen darum, dass er im schlimmsten Fall (dem sogenannten Worst-Case) selber nicht mehr genug Geld haben würde, um sein Auto für die Heimfahrt aufzutanken. Für diesen Fall müsste er sich wohl oder übel selbst Geld bei einem Kollegen ausleihen. Verrückt! GFS-Finanzberater im Geldengpass – ein Omen für seine Zukunft? Nein, das vermochte er darin noch nicht zu erkennen.
       
     
    In der damaligen Situation machte C. M. zunächst keinerlei Anstalten, das Geld an Francisco zurückzugeben. Nach dem Abschluss des Meetings verabschiedete er sich sogar von ihm, war zu einem anderen GFS-Manager ins Auto gestiegen und mit diesem zur Hotelausfahrt hinausgefahren. Plötzlich blieb der Wagen noch einmal stehen, C. M. stieg aus, kam mit breitestem Grinsen auf Francisco zu, gab ihm 1000 Schweizer Franken in die Hand und sagte: »Stimmt so; danke!«
    Anschliessend ging er zurück zum Fahrzeug, setzte sich hinein und ließ sich wegchauffieren.
       
     
    »H a l l o!« , rief da plötzlich und unvermittelt eine Stimme. »Hallo, Ihre Fahrkarte bitte!«
       
     
    Francisco zuckte sichtlich zusammen und sah sich schlagartig in die Realität seines Zugabteils zurückkatapultiert. War er also immer
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