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Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf
Autoren: Maximilian von Ah
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mit Fragebogen ausfüllen, analysieren und präsentieren, hatte er schon 2100 DM verdient? Das entspräche ja einem Stundensatz von 525 DM.
    Das sei ja so fantastisch wie unglaublich, hatte er seinem Coach freudig mitgeteilt; dafür hätte er in seinem alten Beruf volle zehn Tage arbeiten müssen!
       
     
    Einige Wochen später saß Francisco mit butterweichen Knien, weil nun ohne Coach, dem Hausbanker eines neuen Kunden gegenüber. Zuvor hatte er seinem Kunden jenes neue Hypothekenfinanzierungskonzept vorgestellt, das er von seinem Coach in drei Coachingstunden beigebracht bekommen hatte. Sein Kunde hatte absolut begeistert reagiert und ihn gebeten, dieses Finanzierungskonzept unbedingt mit seinem Hausbanker zu besprechen. Natürlich hatte Francisco diesem Vorgehen zugestimmt, war es doch auch vorhersehbar gewesen.
    Dann saß er vor diesem Banker, der wahrscheinlich ein sehr viel grösseres Finanzierungs-Know-how haben würde als er – so nahm er jedenfalls damals an. Als er dem Bankier das Konzept dargelegt hatte, zeigte sich dieser ebenfalls sehr beeindruckt und gratulierte ihm zu seinem grossen und sehr speziellen Fachwissen. Mit diesem persönlich qualifizierenden Testat eines Bankiers im Kopf fühlte sich Francisco fortan allen noch anstehenden Herausforderungen eines Finanzberaters wirklich gewachsen.
       
     
    Die schon in den 90er-Jahren über die Firma GFS auftauchenden negativen Schlagzeilen in der Wirtschaftspresse hatte C. M. stets mit Neid- und Verleumdungskampagnen erklärt. Diese seien entweder initiiert von der bösen und aggressiven Konkurrenz oder von jenen ehemaligen Mitarbeitenden, die sich selbst wegen Faulheit und Erfolglosigkeit entlassen hätten. Den Grund für ihre Erfolglosigkeit würden solche Verlierer aber immer nur beim GFS und niemals bei sich selbst suchen. Diese Schmutzartikel seien jedenfalls frei erfunden und haltlos, ausserdem schlecht recherchiert; von solchen Journalisten eben, die wegen ihrer schlechten Arbeitsweise viele Gerichtsklagen einstecken und ihre Arbeitgeber oft wechseln müssten. C. M. quittierte jeden Hinweis auf diese Negativpresse, die zum Beispiel den GFS auch als provisionsheischende Drückerkolonne darstellten, mit einem breiten, selbstbewusst süffisanten Lächeln und mit der metaphorischen Floskel: »Mitleid bekommen Sie geschenkt; Neid hingegen haben Sie sich hart erarbeitet!«
       
     
    Dann: Ganz by the way projizierte er einige Overheadfolien mit anderen Zeitungsheadlines an die Wand und sagte: »Glauben Sie einfach das, was Ihnen richtig erscheint, weil Sie die Dinge hautnah und somit besser beurteilen können! Schauen Sie:«
Carl Meyer: Konzernunternehmer mit Herz für Kinder.
Carl Meyer: Wirtschaftsboss eröffnet Kinderheim.
GFS-Kinderstiftung finanziert Herztransplantation von Marco.
GFS-Kinderstiftung weiht Badewelt für behinderte Kinder ein.
C. Meyer kann sein Lied vom Erfolg und vom Neid singen.
       
     
    Den jeweiligen Folienwechsel unterlegte er sprachmonoton mit den Wiederholungen: »Mitleid bekommen Sie geschenkt; Neid hingegen haben Sie sich hart erarbeitet!«
       
     
    Francisco erfuhr leider erst viel später, als er bereits GFS-Direktor gewesen war, wie C. M. jene so gut vermarkteten Engagements als Gutmensch und Spender wirklich finanzierte.
    Er erfuhr später auch am eigenen Leibe, was der Öffentlichkeit von damals bis heute verborgen geblieben war; dass nämlich diese in der Öffentlichkeit immer noch umstritten gebliebene Finanzvermittlung GFS lediglich von aussen her betrachtet ihr grosses Geld mit ihren Kundenfinanzgeschäften generierte. Heute wusste er es besser!
    Francisco – und viele andere GFS-Führungsmanager – hatte immer nur vermuten, aber nie beweisen können, dass C. M. eine geheim sprudelnde Zusatzgeldquelle ganz für sich und seinen persönlichen Nutzen erschlossen hatte. Eine Geldquelle, die ihm zusätzlich und neben den offiziellen Vermittlungsgeschäftsmillionen nochmals zigmillionen Euro mit monatlich verzinsten Geldern – die er zur Aufstockung der laufenden Betriebs- und Stiftungsmittel verwendete – generierte; allerdings auf einer mit Vorsatz manipulierten, betrügerischen Basis. Dass diese betrügerische Geldnebenher-Maschine mit den Jahren auch viele Opfer forderte, Familienexistenzen vernichtete und Menschen in den Suizidtod getrieben hatte, war von C. M. billigend in Kauf genommen worden; wurde er doch weiterhin, auch von der Presse, als Erfolgsgenie und Gutmensch apostrophiert.
    C. M.
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