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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
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als Mann?
Oder bist du interessant als der Fußball-Halbgott? Aber die Frage wird sich
nicht stellen, Mario.«
    »Nein?«
    »Pitcher hat vielleicht doch zu
viel Bier geschluckt und seinem Zerebrum (Gehirn) geschadet. Denn er hat
seinen Plan nicht zu Ende gedacht.«
    »Ach ja?« Mario blickte
erwartungsvoll.
    »Er hat uns alles geliefert,
was wir brauchen.« Roberto lachte auf. »Was wir brauchen, um den einzigen
Beweis gegen dich zu vernichten. Es ist jetzt plötzlich so einfach. Wir lösen
die Explosion aus, Mario! Wir lassen es krachen. Der Pick-up wird in die Luft
fliegen. Das alte Steinhaus wird erheblichen Schaden nehmen. Und von Nancys sterblichen
Überresten wird nichts mehr übrig bleiben.«
    Mario starrte ihn an. »Das...
das ist nicht dein Ernst.« »Was denn sonst?! Dem Mädchen tut es nichts mehr.
Aber für dich bedeutet es Rettung. Natürlich müssen wir den richtigen Zeitpunkt
abpassen. Wilson darf nicht zu Hause und niemand sonst in der Nähe sein. Wir
verursachen Sachschaden, Mario. Sonst nichts.«

19. Auf der
Durchreise
     
    Sonnenstrahlen kitzelten Tims
Lider, weckten ihn. Es war die übliche Zeit. Viel zu früh nach nur wenigen
Stunden Schlaf. Aber Tim wusste sofort, er würde nicht wieder einschlafen. Das
frühe Aufstehen war seine Natur; außerdem hatte er in der kurzen Nacht
geschlafen wie die Murmeltiere, die hier die Gegend bevölkern.
    Er blinzelte. Ein Spalt in den
Fenstervorhängen. Dort zielten die Sonnenstrahlen herein und auf ihn. Das
Schlafzimmer der Jungs war noch von angenehmem Zwielicht erfüllt. Karl, zur
Wand gedreht, schlief tief und entspannt, hatte Pitchers Tätlichkeit ohne
Schaden überstanden. Klößchen lag auf dem Rücken, schnarchte und träumte
vermutlich von Kakaoprodukten.
    Tim stieg leise aus dem Bett,
zog Turnhose, Shirt und Trainingsschuhe an. Er stahl sich hinaus. Auch im
anderen Schlafzimmer war noch alles still. In der Küche trank er ein Glas
Orangensaft, in das er einen Schluck warmes Wasser gab, denn die Flasche kam
aus dem Kühlschrank. An der Haustür steckte der Schlüssel, innen. Tim öffnete
das kleine Seitenfenster, das ein schützendes Gitter hatte, schloss die Tür von
außen ab und warf den Schlüssel durchs Fenster hinein. Lautlos landete er auf
dem dicken Schafwollteppich.
    Bis ich zurück bin, dachte Tim,
sind sie auf. Oder ich klopfe Karl am Fenster wach.
    Hinterm Haus hatte er gestern
einen Pfad entdeckt, der in die Berge hinaufführte, durch Wiesen, die bunt
waren von Wildblumen. Er trabte los, anfangs verhalten. Das Aufwärmen war im
Tempo inbegriffen. Es wurde steiler, der Weg geröllig und uneben. Konzentration
war nötig und sicherer Tritt. Tim beschleunigte. Es ging höher und höher. Das
Tal lag hinter ihm, der See weit unten. Keine Menschenseele hier oben. Aber der
blaue Himmel kam näher und alles duftete nach kraftvoller Natur. Als er sich
einem kleinen Wäldchen näherte, sah er eine Hirschkuh. Sie beäugte ihn und
entfernte sich dann ohne Hast. Nach einer halben Stunde — geschätzt, denn er
hatte seine Uhr vergessen — erreichte er den zunächst höchsten Punkt des Weges.
Ab hier senkte sich der Pfad in ein enges Seitental, in dem noch die Schatten
lagen wie Reste der Nacht.
    Tim stoppte und blickte zurück.
Ein grandioser Anblick. Der See, die Orte ringsum, der weite Kessel der Berge.
Tim sah das Sportstadion von Valturto, und ihm fiel ein, was Jonathan Fender
für heute geplant hatte. Zusammen wollten sie nachmittags den Avantis beim
Training zusehen. Mit Regelverstößen und Fouls war dabei nicht zu rechnen. Aber
Fender wollte ihm bei entsprechenden Situationen erklären, was möglich sein
könnte.
    Kann ich mir abschminken,
dachte Tim. Solange Tatjana verschwunden ist, wird’s keinen Unterricht geben.
    Er suchte unter den Felsbrocken
am Wegesrand nach einem Stein. Einer, der etwa 10 Kilo wog, hatte die richtige
Form und ließ sich gut greifen. Tim spreizte die Beine, schwang das Gewicht
über Kopf beidhändig nach hinten und begann die Holzhacker-Übungen, wobei er
beim Zuschlägen eine halbe Kniebeuge ausführte, aber nicht tiefer als bis zur
waagerechten Stellung der Oberschenkel. Eine Kraft-Ausdauer-Übung, die er den
Boxern abgeguckt hatte. In grauer Vorzeit des Profiboxens, so erzählt man sich,
hatten die Fighter vor wichtigen Kämpfen ganze Waldstücke mit der Axt
abgeholzt. Aber dieser Frevel war nun Geschichte. Heutzutage wird die Axt von
Baseballkeule oder Hantelstange ersetzt und man drischt auf
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