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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel
Autoren: Stefan Wolf
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Die
Personalien kriegen wir auch direkt. Einleuchtende Gründe haben wir.
    »Karl!«, wandte er sich an
seinen Freund. »Du wurdest grundlos angegriffen und niedergeschlagen. Du bist
verletzt und musst bestimmt zum Arzt. Am besten, du erstattest Anzeige. Und ich
schließe mich an, weil ich bedroht werde mit einer Schusswaffe.« Er drehte sich
zur Sonnenbrille. »Wir überlegen uns das. Jetzt brauchen wir Ihre Namen. Haben
Sie das Haus gemietet?«
    Sonnenbrille zögerte. Dann wies
der Gewehrlauf auf den Chefeber. »Die Villa gehört ihm.«
    »Würde man kaum glauben. Und
wie heißt der stolze Hausbesitzer?«
    Sonnenbrille stellte den
Schießprügel nun endgültig mit der Mündung auf den Boden und schien zu
überlegen. Offenbar wollte er den zwangsläufigen Kontakt mit der Polizei
tunlichst vermeiden. Vielleicht war der Besitz des Gewehres illegal — denn wie
ein Jagdberechtigter, dachte Tim, sieht er nicht aus — und tatsächlich!
Sonnenbrille versuchte, den Konflikt mit der Bakschisch-Methode beizulegen.
    »Hört mal, Jungs! Wir werden
uns einig. Ihr habt bestimmt nicht genug Taschengeld. Denn das reicht ja nie.
Ich jedenfalls hatte immer zu wenig, hähä. Wir werden...«
    »Wie heißt der stolze
Hausbesitzer?«, wiederholte Tim seine Frage.
    »500 Euro! Okay?«
    »Mann!« Tims Stimme schwoll an.
»Sollen wir gleich die Polizei holen? Bis jetzt sind wir noch unschlüssig.«
    Sonnenbrille biss sich auf die
Lippen und — was den Grad seiner Wut zeigte — stampfte mit dem Gewehr auf den
Boden.
    »Vorsicht!«, warnte Tim. »Ihr
Meuchelpuffer könnte losgehen. Dann beschädigen Sie die Tiroler Landschaft oder
gar Ihre Plattfüße.«
    »Wenn wir euch 1000 Euro geben,
dann...«
    »Pfote!«, rief Tim, zur Straße
gewandt. »Wirf doch bitte mal dein Handy an! Wir brauchen die Carabinieri. Der
nächste posto di polizia ist in Valturto.«
    »Non toccate nulla prima dell’
arrivo della polizia (Nichts berühren vor der Ankunft der Polizei) «,
meinte Karl und grinste Sonnenbrille böse an.
    Dem flatterte nun doch das
Sommerhemd in der Hose. Von Karls perfektem Italienisch hatte er offenbar
nichts verstanden. Aber er dachte sich wohl, dass sein Kumpel einen Hiesigen
angegriffen hatte, was für Fremde allemal ungut ist.
    »Na schön, Sturschädel. Das
ist«, die freie Hand wies auf den Chefeber, »Brian Pitcher.«
    »Und Ihr Name?«
    »Stanley Keane.«
    »In Ihrem Interesse hoffe ich«,
sagte Tim, »dass die Namen stimmen. Denn zu dieser Adresse hier finden wir ganz
bestimmt zurück. Sind weitere Zeugen im Haus?«
    Keane zögerte. »Nein. Das
heißt, ein paar Familienmitglieder von Brian. Äh, zwei Tanten, ein Onkel, drei
Kusinen. In den nächsten Tagen kommen meine Großeltern.«
    »Und alle aus London?« Tim
fragte einfach auf gut Glück.
    »Äh... ja.«
    »Wie gesagt: Wir überlegen uns,
was wir tun werden. Vielleicht vergessen wir’s. Vielleicht kriegen Sie beide
’ne Anzeige. Es wird davon abhängen, wie sich mein Freund morgen fühlt,
körperlich.«
    »Und Brian? Wie wird er sich
fühlen? Er ist noch nicht bei Bewusstsein.«
    »Das hat er sich selbst
zuzuschreiben. Helfen Sie ihm mal auf die Beine. Er regt sich.«
    Pitcher hatte tatsächlich
gegrunzt und rollte sich jetzt auf die Seite.
    Tim und Karl schlurften zum
Tor. Karl spielte schwerverletzt und ließ sich von Tim hinüberhelfen.
    »Ist es schlimm?«, flüsterte
Gaby.
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte
Karl ebenso leise. »Aber als mich der Schlag traf, dachte ich, mir bricht das
Rückgrat.«
    Tim sah, wie Pitcher, auf Keane
gestützt, ins Haus geschleppt wurde. TKKG schoben die Bikes ein Stück weiter.
    »Das war ja ein Ding!«,
kommentierte Klößchen. »Wer sich so benimmt, hat eine Menge zu verbergen.«
    Tim nickte. »Exakt mein
Gedanke. Ich bezweifle, ob das mit den Verwandten im Haus stimmt. Keane hat das
nur gesagt, um uns einzuschüchtern. Sollte wohl heißen, dass sie jede Menge
Zeugen hätten auf ihrer Seite. Offenbar weiß er nicht, dass Verwandte als
Zeugen nicht zugelassen sind — im Allgemeinen, vor Gericht und überhaupt. Aber
es war jemand im Haus. Im Halbdunkel der Diele konnte ich eine Bewegung
ausmachen.«
    »Vielleicht sind sie nur zu
dritt«, sagte Gaby. »Und zu dritt sind auch Jonathan Fenders
Telefonterror-Typen. Jedenfalls können wir das aus gutem Grund vermuten.«
    »Wir brauchen deinen Vater,
Pfote. Von seinen Kollegen in London kann er doch rasch erfahren, ob gegen
Pitcher und Keane was vorliegt. Vielleicht haben sie ein
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